Mittwoch, 21. Mai 2014

Allgemeinbildung? Spezialisierung? Oder was?

Die aktuelle Bildung

1. Stufe!
Als ich die Schule verlassen hatte, hatte ich die sogenannte Allgemeinbildung. Wahrscheinlich war ich döfer als andere, aber ich wußte nicht einmal wann das Mittelalter anfängt und wann es aufhört. Und warum war Rom zusammengebrochen? Warum war der Citronensäurezyklus wichtig? Und so weiter.
Also die schulischen Inhalte - so sinnvoll die Sachen an sich sind - waren nicht wirklich bei mir angekommen.

ABER:
Nehmen wir an: Ich hätte das alles gewusst. Alles wäre bei mir angekommen. Ich hätte gewusst, dass inkompetente, arrogante Herrscher nicht mit den Barbaren Frieden schließen konnten und so Rom eins nach dem anderen Mal überrannt wurde. Bis es ausgelaugt war und das römische Reich zerfiel. Innere Streitigkeiten, Kampf um Macht und so weiter.
Nehmen wir an ich hätte gewußt, dass der Zitronensäurezyklus in Lebewesen Energie gewinnt indem er Zucker, Fette usw. abbaut.
Nehmen wir an, ich hätte das alles gewusst und alles andere was der Lehrplan mir vermitteln sollte! Nehmen wir an "Schule" hätte geklappt!
Nehmen wir an ich hätte dieses wertvolle Gut: "Allgemeinbildung" gehabt!


Und nun?! Was damit anfangen? Ich hätte wohl genauso gut im Supermarkt Regale einräumen müssen, als Bedienung oder als Verkäufer oder als andere gering bis gar nicht qualifizierte Kraft arbeiten müssen. So viel bringt einem nämlich Allgemeinbildung. Und ich habe "nämlich" in dem Satz ohne "h" geschrieben! 13 Jahre, die sich gelohnt haben.

Allgemeinbildung ist eben allen gemein. Man nimmt an, dass die Sachen eh allen irgendwie mehr oder weniger geläufig sind. Lesen, Schreiben, Rechnen, Geschichte, Biologie, Werken, 2 Fremdsprachen und noch eine halbe, Physik und Chemie.

Und Punkt. Mehr bringt es nicht und mehr ist es nicht von allem etwas zu wissen und irgendwie alles.

Was für eine Bildung ist nun aber etwas Wert? Wenn Allgemeinbildung nichts Wert ist, sollen wir uns einfach zurücklehnen und nichts machen? Sollen wir versuchen noch schneller als die anderen Allgemeinbildner zu laufen, damit wir uns wenigstens im "Vergleich" profilieren und herausstechen aus der grauen Masse derer, die alle das Wissen, was alle eh wissen?

2.Stufe!
Aus dieser kompletten Nutzlosigkeit und Unverwendbarkeit aller Bildung, die man in der Schulzeit
angesammelt hat folgt nun die nächste Verzweiflungstat.
Man verbringt noch einmal jahrelang damit sich Dinge beibringen zu lassen - die nun hoffentlich (man ist ja mittlerweile schon desillusioniert) in irgendwas münden. Und sei es eine Ausbildung zum Einzelhandelsfachangestellten oder Büroundwordschreibtischhengst.
Irgendwo muss man ja einen Platz auf der Welt haben, den man sich mit "Bildung" anscheinend erkaufen können sollen muss.

Am Ende sind wir also spezialisiert und haben für den Rest unseres Lebens einen festen Platz in unserer Gesellschaft. 

Die Revolution

Nehmen wir uns den alten Traum 
...heute dies, morgen jenes zu tun, morgens zu jagen, nachmittags zu fischen, abends Viehzucht zu treiben, nach dem Essen zu kritisieren, wie ich gerade Lust habe, ohne je Jäger, Fischer, Hirt oder Kritiker zu werden.
Ohne jetzt den Träumer der das träumte zu verraten, nehmen wir uns noch zwei weitere Konzepte für unsere Revolution:
omnes omnia omnino excoli - oder allen alles ganz zu lehren
und die sogenannte 
direkte Aktion 
in der man die Sache direkt anpackt anstatt ewig mit irgendwelchen Institutionen (gesellschaftlichen Einrichtungen, Konventionen, etc.) verhandeln.

Wenn wir dies alles zusammenmischen, dann haben wir eine Bildung in der wir verschiedene Dinge lernen indem wir sie machen!, anwenden!. 
Aber nicht "machen" im Sinne von "eine Lampe in Werken" und auch nicht "anwenden" mit unseren Geschichtskenntnissen auf aktuelle Zeitungsereignisse.

Wir "machen" die Dinge die wir wollen.


Wollen wir einen Tisch machen, so müssen wir Hobeln, Schleifen, Sägen, Lackieren, Beiteln, etc. lernen. Und dies lernen wir daran, dass wir diesen Tisch machen! Wir machen genau den Tisch den wir wollen!

Wollen wir ein Lied in einer fremden Sprache verstehen und mitsingen wollen, dann lernen wir die Wörter aus diesem Lied in diesem Lied.
Wollen wir einen Text verstehen, dann lernen wir diesen Text. Wir lernen nicht mehr 5 Jahre Englisch mit irgendwelchen didaktischen Aufbereitungen, "damit" wir dann "Charly and the Chocolate Factory" lesen können. Wir lesen direkt "Charly and the Chocolate Factory".

Wir haben Fantasie und wollen einen Roman schreiben. Überspringen wir die Rechtschreibung und die Grammatik und die Analyse und die Stilmittel wie "Metapher" und "Klimax", sondern schreiben! und lesen! andere gute Geschichten.

Direkt! Keine "Damits" mehr!

Wir wollen ein Spiel programmieren? Eine Rechnung ob es sich lohnt eine Packung Smarties zu kaufen, und sie in 5er Packs an die Kinder auf dem Spielplatz zu verkaufen? Einen Go-Kart konstruieren? Ein Auto oder ein Schiff bauen? Einen feuerspeienden Drachen?

Wir sind inmitten einer Revolution! Lasst uns nicht klein denken.

Das was wir dabei lernen ist keine "Allgemeinbildung" und keine "Spezialisierung" - es sind konkrete Fertigkeiten. Danach ist etwas fertig, vollbracht. Oder auf Englisch: Skills!

Dieser Blog geht also nicht so sehr um "Bildung" - sondern um den schnellen, effizienten und direkten Erwerb von Fertigkeiten.

Lasst uns also Ideen sammeln, wie man direkt etwas machen kann.