Mittwoch, 16. Dezember 2015

Treffen mit der Arbeitsgemeinschaft für Bildung der SPD

Heute war das Treffen mit der SPD Arbeitsgemeinschaft Bildung.

Wir waren locker in einem Restaurant und es waren 7 Menschen da. Ich war als Referent geladen und da es ein offenes Treffen war, war auch jemand von Aktion Schulen im Aufbruch da.

Zuerst kam eine Vorstellungsrunde in der ich die Schulfrei Bewegung vorstellte, neben den regionalen Gruppen, die Kontakte bieten, auch die Gruppe in der konkrete Handreichung und Rechtsbeistand für Schulverweigerung gestellt wird. Die Vorsitzende erzählte, dass es ein paar harsche Absagen zu dem Thema gegeben hat - was ich mir sehr gut vorstellen kann. Ich war verwundert, dass die SPD überhaupt so offen war. Immerhin stand es sogar auf ihrer Homepage.

In der Einladung waren schon Youtube-Links zu Andre Stern, Moritz Neubronner und einer Studie drin, so waren die Mehrzahl der Teilnehmer nicht ganz neu zu dem Thema.

Danach kam das Gespräch darauf zu sprechen, dass es in Deutschland mittlerweile eine recht große Szene gab, die aber ohne jegliche staatliche Aufsicht und unter jedem Radar operiert - und hier der Staat, so lange er auf ein reine Schulanwesenheit bestehe - sein Wächteramt vernachlässigt. Da er durch die Gesetzgebung viele Menschen dazu bringt sich zu verstecken und zu isolieren.
Ich machte weiterhin darauf aufmerksam, dass genau das Gegenteil für die Kinder und auch die Eltern erreicht werde - nämlich das Gesetz bewirke soziale Isolation, ein zurückziehen von der Gesellschaft und ein Abwenden vom Staat, dem man diese herrliche Erfahrung verdankt.

Hier gab ich zu bedenken, dass Moritz Neubronner, der ja viel mitmachen musste, in einem Interview über seine Zukunft sagte, dass er sich überlege Politologie zu studieren um etwas zu ändern. Also scheint hier eine sehr resiliente Einstellung durch Homeschooling erzeugt worden zu sein - er geht nicht in die Opferrolle und sieht den Staat als Täter, sondern sieht den Staat als etwas zu veränderndes und sich als einen Akteur, der hier Wirkung erzielen kann.

Auf das Thema Resilienz kamen wir natürlich auch. Das Leben ist ja kein Wunschkonzert und es hört sich sehr nach: Man darf machen was man will und lassen was einem schwer erscheint.
Ich klärte darüber auf, dass
1.) die Welt auch ohne Schule nicht immer ein Wunschkonzert ist - und wenn sie es wäre, dann wäre das Argument hinfällig.
2.) um einen Abschluss zu bekommen muss man in Deutschland als externer Prüfling sogar höhere Anforderungen erfüllen als als normaler Schüler

Und Drittens gäbe es mittlerweile sehr viel Resilienzforschung. Und da Resilienz lernbar ist und zwar in einem ungeheuren Ausmaß ständen mittlerweile auch Übungen zur Verfügung, diese zu trainieren. Wenn man sich aber diese Übungen anschaut, dann sehen die sehr wenig der Schule ähnlich. So ist z.B. eine Übung sich mehrere Verlierer und mehrere Gewinner vorzustellen und dann darüber nachzudenken, was haben die Gewinner gemacht um Gewinner zu werden. Über wie viele Steine musste sie springen, durch wie viele Feuer gehen und wie oft wurden sie zu Boden geworfen, wie hart mussten sie an sich arbeiten? Und nun soll man sich die Verlierer vorstellen, und sich fragen: Was müssen diese Menschen machen, damit sie stark werden? An welchen ihrer Fähigkeiten müssen sie trainieren, welchen Aufgaben müssen sie sich stellen um ihre Träume und Ziele zu erreichen?
Die Übung zielt darauf ab, dass niemand ein Verlierer ist und auch kein Gewinner vom Himmel gefallen ist. Man steht jeden Tag neu auf und entscheidet aufs Neue, wer man wird. Im Gegensatz zum Schulalltag, wo (laut Studien) in den ersten 3 Wochen jedem seine die Schublade geöffnet wird und dann bis zur 11. Klasse stabil bleibt. Hier ist man wer man ist und das bleibt starr und die einmal gebauten Vorurteile wieder zu überwinden ist schwer bis unmöglich.
Die Schule ist - wenn man sich die Resilienzforschung anschaut - einer der schlechtesten Orte um ein starker Mensch zu werden.

Ist es nicht eine Flucht aus dem Schulsystem. Auch hier antwortete ich, dass es verschiedene Motivationen für Eltern gäbe. Es ist keine Flucht, es ist eine Wahl. Es ist eine weitere Option, so wie eine Montessori oder eine Waldorf Schule. Flüchten die? Oder finden sie einfach etwas anderes besser und mit welchem Recht verbietet man es nun?

Der nächste Punkt war dann Unterordnung - unter den Chef, unter den Wecker.
Hier konnte ich mir nicht verkneifen anzumerken, dass wenn Schule der einzige gute Platz ist um zu lernen, wie man sich unterordnet - und der Rest der Welt nicht-  dann würde ich es mir zweimal überlegen, ob ich diese Lektion im Dücken so unbedingt haben möchte.
Aber wieder gilt, dass Homeschooler im Arbeitsleben erfolgreich sind und auch ihren Schulabschluss gut schaffen. Und hier müssen sie sich definitiv Anweisungen unterordnen.
Zum Wecker: natürlich stehen Homeschooler nicht jeden Tag um 7.30 Uhr auf, sondern schlafen eher aus. Wobei Ausschlafen ja auch nicht das Schlechteste ist für die Entwicklung. Dennoch, wenn sie einen Kurs haben, der um 9 Uhr beginnt oder um 8, dann stellen sie sich den Wecker und stehen dann auf - und zwar nicht weil man mich zwingt, sondern weil ich in diesen Kurs will.

Hier hob ich den Unterschied zwischen externer und interner Disziplin hervor. Während Schule zum großen Teil versucht externe Disziplin zu erzielen, ist beim Homeschooling interne Disziplin ein wichtiger Faktor. Hier geht es um die Erreichung von eigenen Zielen.

Bei all dem wies ich aber immer darauf hin, dass es eine breite Palette an Homeschoolern gibt. Es gibt die, die Schule zu Hause machen: mit Noten, Lehrplan, Pulte und Tafel bis hin zu denen, die ihre Kinder bei ihren Interessen unterstützen. Es gibt nicht: DEN typischen Homeschooler und alle machen das so wie er. Es ist vielmehr so, dass es keine zwei Familien gibt, die es gleich machen. Und sogar von Kind zu Kind gibt es Unterschiede im Homeschooling innerhalb einer Familie.
Ich wies auch darauf hin, dass ein Lehrer circa 8000 Stunden mit einem Kind verbringt - während dessen gesamter Schulkarriere. Während ein Elternteil innerhalb der ersten 3 Jahre schon 8000 Stunden mit dem Kind verbringt - und somit ist ganz klar, der Elternteil der Mensch, der die Bedürfnisse des Kindes am Besten kennt und am ehesten darauf eingehen kann.

Natürlich kam es auch auf Sozialisation zu sprechen. Hier konnte ich (teils aus eigener Erfahrung) erklären, dass ein Kind das nur ca. eine Stunde am Tag mit Lernen verbringen muss natürlich viel mehr Zeit hat um andere Menschen kennen zu lernen, als ein Schulkind. Ein Schulkind hat die ca. 30 Kinder aus seiner Klasse - davon vielleicht 5 die interessant sind, da sie ähnliche Interessen haben. Und dann noch vielleicht Zeit für ein oder zwei Kurse. Während ein schulfreies Kind Zeit für viele Kurse hat. So hat Chopper mittlerweile 9 Kurse pro Woche. Jeder Kurs bietet Kinder, die ähnliche Interessen haben - nämlich diesen Kurs. Das führt zu viel mehr potentiellen Freunden als bei einem Schulkind. Zusätzlich gibt es auch einen Kurs in dem nur erwachsene Männer sind (der Schachkurs) und dies bietet noch einmal eine ganz andere Sozialisationserfahrung - die auch sehr wertvoll ist.

Es entstand noch der Eindruck, dass Homeschooling nur etwas für kreative Berufe ist. Also sehr elitär. Es werden nur hochausgebildete Berufe angestrebt - der normale Call-Center-Mitarbeiter scheint aus der Schule rekrutiert werden zu müssen. Auch hier wies ich 1.) wieder darauf hin, dass Homeschooling nicht homogen ist. Es gibt auch hier wie beim normalen Schulsystem, das standard System und dann noch die kreativen reformpädagogischen Strömungen.
Und 2.) ist auch nicht jeder Mensch / Schüler für einen kreativen Beruf geschaffen, es gibt manche Kinder, denen liegen Zahlen mehr als Romane schreiben und andere die sprechen gerne mit Menschen während andere mit Büchern liebäugeln. Menschen sind verschieden - und so werden es auch die Berufe sein, die sie später ergreifen.
Es gibt eine einzige mir bekannte Gesetzmäßigkeit, nämlich, dass Homeschooler in den Finanzberufen sehr stark unterrepräsentiert sind.

Zusätzlich entstand noch der Eindruck, dass Erfolg ja klar ist, wenn beide Elternteile bildungsaffin sind und das Kind von Büchern umgeben ist. Hier konnte ich auch entgegenhalten, dass 1.) der Unterschied in den Leistungen laut Statistiken nicht groß ist. Nämlich bei Doppel-Akademiker-Eltern (also beide Akademiker) die Leistungen des Kindes in Vergleichstests im 88 Perzentil Bereich sind -während sie bei Nicht-Akademiker-Eltern im 81 Perzentil sind. Also Homeschooling ist hier das ultimative Mittel um Chancengleichheit im Bildungsbereich herzustellen.
Und 2.) aktuell Schwarze aus der Unterschicht in den USA Homeschooling für sich entdecken. Da die Schulen ihre Kinder aktuell nur aussortieren - während sie mit Homeschooling eine echte Chance haben. Einzig zählt das Interesse am eigenen Kind - und das ist bei den meisten Eltern sehr stark.

Zusätzlich kam natürlich das Gespräch auf die Herkunft und den Sinn der Schulpflicht für den Staat. Hier wies ich (und ein anderer aus der Runde) darauf hin, dass Homeschooling noch in der Weimarer Republik ging. Aber dann 1938 radikal verboten wurde. Die Ursprünge der Schulpflicht sind zwar bei Königen und Kaisern zu finden, sie entstammen aber allesamt dem preußischen Militarismus zum Zweck tüchtige Rekruten zu haben. Auch die Idee mit der Verhinderung von Kinderarbeit kam zum Ausdruck. Jedoch auch dieses stimmt größtenteils nicht. Die Maschinen wurden nur zu komplex um noch von Kindern zu bedient werden, zusätzlich gab es auch sehr hohe Todesfallraten und einen wachsenden politischen Widerstand gegen die schlechten Auswirkungen der Kinderarbeit (der Protest wurde allerdings in Deutschland blutig niedergeschlagen und hatte nur in England Erfolge). Natürlich konnte man aber mit der wachsenden Komplexität von Maschinen auf die Kinder verzichten - aber auf die Eltern nicht und so mussten die Kinder anders beschäftigt werden - am besten vorbereitet auf den späteren Dienst an der Maschine.

Ebenfalls wies ich darauf hin, dass durch das Festhalten am "Nur-In-Der-Schule"-Leitsatz schnelle und einfache Möglichkeiten ausfallen und unmöglich werden. So hat man in England einen Schul-Bus, der mit allem ausgestattet ist, was man zum Lernen braucht (Sprach-Kurse bis Chemie-Labor) versucht. Dieser kann nun in der aktuellen Flüchtlingskrise von Flüchtlingsheim zu Flüchtlingsheim fahren - die Lehrer springen heraus und bauen die Wissens-Stände auf, bei denen jeder dann einfach lernen kann.

Alles in allem war das Gespräch sehr gut und man fragte sich, was man da jetzt für einen Antrag schreiben könnte um das zu unterstützen. Aber in der SPD ist es natürlich ein langer Weg, da ja an einem Dogma gerüttelt werden. Während manche dafür waren die Schulpflicht sofort zu lockern oder die Bildungspflicht nach dem französischen Modell einzuführen oder dem österreichischen war anderen klar, dass es ein langer Weg sein würde - in Deutschland und in den Parteien.

Hier wies ich auch wieder auf die Stern Umfrage und auf meine Erfahrung auf den Straßen hin, dass mittlerweile außerschulische Bildungskonzepte eine breite Akzeptanz in der Bevölkerung finden (in der Umfrage im Stern sogar 76 % ) während die Politik durch ein aggressives "Wegschauen" sich hier sehr weit von den Bürgern entferne.

Ich erklärte auch noch meine Arbeit in der Begleitung und Vermittlung zwischen Jugendamt und Fällen mit Homeschooling.

Am Ende bekam ich noch einen Rot-Wein als Geschenk - worauf ich antwortete, dass ich Amisch sei und nicht trinke. Nach einer Schrecksekunde löste ich auf und erklärte, dass das nur ein Spaß war. Ich konnte es mir einfach nicht verkneifen mit möglichen Vorurteilen zu spielen, die ja tief in uns allen sind :)
Ich musste aber wirklich die Offenheit des Treffens loben, denn als ich das erste Mal von Homeschooling hörte, da hatte ich vor meinem inneren Auge Kinder, die von ihren Eltern in die Besenkammer gesperrt wurden. Mittlerweile sind 8 Jahre vergangen und ich weiß, was es für eine tolle Möglichkeit ist und wie viel Freiheit ein schulfreies Leben bietet.

Sonntag, 8. November 2015

Hühner und Verantwortung

Nachdem Nami nun über mehrere Monate sich um Hühner und Kaninchen in dem Kleintierzüchterverein gekümmert hat, hat sie heute ihren eigenen Schlüssel bekommen.
Das bedeutet für sie konkret, dass sie sich nun jeden Tag um ihre Tiere kümmern kann - und es ist auch ein großer Vertrauensbeweis.

Ihr Förderer dort will jetzt noch ein paar Monate schauen, ob Nami mit gleichem Interesse und gleicher Persistenz an der Sache dran bleibt... und dann... wollen wir uns alle an einen Tisch setzen und sie kann sagen, was sie selbst gerne züchten würde, bekommt ihre eigene Parzelle mit ihren eigenen Tieren.

Ich bin gespannt, wie es weiter läuft. Und ich finde es auch sehr gut, wie sehr Nami im Leben lernen kann, dass stetiger Einsatz auch immer mehr Vertrauen der Mitmenschen nach sich zieht und dies dann dazu führt, dass andere einem mehr und mehr Verantwortung und Eigenständigkeit zutrauen.

Sonntag, 27. September 2015

Choppers erste Freizeit außer Haus

Die Kinder werden immer größer und größer. Chopper ist jetzt 11 und er war auf seiner ersten Freizeit. Mit Paddelbooten sind sie am einen Tag über den Rhein, haben dort gegrillt, Wasserübungen gemacht, gezeltet und sind dann am nächsten Tag wieder zurück.

Als ich dort zum Abholen auftauchte sagte mir der Paddeltrainer, dass die Kinder ihre Zelte selbst aufgebaut hatten, selbst Lagerfeuer gemacht hatten, etc. Alles eigenständig außer beim Zusammenpacken der Wurfzelte war Hilfe notwendig.

Es ist schon eine heftige Zäsur.

Nächsten Monat ist schon die nächste Freizeit. Diese dauert dann schon länger.

Sonntag, 13. September 2015

Nach den Sommerferien - ein Update

Wie ich diesen Schulanfang nach all den Jahren noch spüre, wenn das Wetter so herbstlich wird. Dieses Aufwachen mit einem tiefen Gefühl der Ohnmacht und Hoffnungslosigkeit, die das Ende der Sommerferien markiert. Nächstes Jahr bin ich wieder im Ausland um diese Zeit. Im Süden. Definitiv. Der Duft und Anblick von Pinien und Meer ertränkt alle Dunkelheit und alles Grau.
 Woran merkt man als Unschooler, dass der Sommer vorbei ist? Eigentlich nur am Wetter... und dann ist heute auch noch der letzte Tag an dem das Freibad geöffnet ist. Letztes Jahr um diese Zeit war ich gerade ein paar Tage in Venedig und es standen uns noch herrliche zwei Wochen bevor. Als wir dann zurückkamen war es herrliches Wetter. Die Luft war aber schon kalt und die roten Blätter der Bäume verrieten was bald kommen würde.

Wenn ich mich frage, was mir Unschooling bedeutet und ein schulfreies Leben, dann fühle ich wie tief es geht: So viel! Alles! Jeden Tag wachsen dürfen, so wie ich es will. So wie es *mein* Leben verlangt. Kein anderer. Es gibt keine Katastrophe mehr - es gibt nur noch Richtungen der Entwicklungen.
Dieses Jahr habe ich mit Singen angefangen und es ist als schließt sich dadurch eine so starke Lücke in meiner Persönlichkeit. Ich war immer nur akademischer Verstand oder stilles Gefühl. Singen hat mir Ausdruck verliehen - auch wenn ich Singen selber noch nicht kann.

Gerade ging ich durch die Wohnung... Nami lag auf der Couch und las "Der kleine Prinz" - die Comicreihe. Nach dem ganzen Training wegen ihrer Dyslexie haben wir ja dann bei 46 Wörter pro Minute eine Pause gemacht. Kein Training mehr. Eine lange Sommerpause. Generell fangen wir die Sommerpausen ja so um März herum an.
Und dann fragte mich Nami, was denn sei, als ich stehenblieb und ihr einfach beim Lesen zusah... was sei? Freude... Tränen in den Augen... Innerer Frieden... Ich nickte nur und machte: Mmmm...
Dann sah sie nach einer Minute wieder auf und begann über die Finsterlinge (sie repräsentieren Angst in dem kleinen Prinzen) zu erzählen, die gegen den kleinen Prinzen kämpfen. Sie dachte die wären kleiner. Von seinen Ängsten denkt man wohl immer sie seien kleiner... bis man anfängt sich ihnen zu stellen und gegen sie zu kämpfen.
Eine andere Entwicklung ist, dass Nami nun mittlerweile die Untertitel von One Piece mitliest. Und das ist wohl ein super Training für ihr Lesen.

Danach ging ich in die Küche. Chopper saß am Tisch und frühstückte und las. Er liest praktisch immer beim Frühstück. "Herr der Fliegen" ist es gerade. Ein Buch, das bestimmt kein Kind in der 5.ten Klasse liest. Eine Freundin sagte mal, dass ich Chopper für die Ivy League trainiere... und das stimmt wohl auch irgendwo. Aber ich bin überzeugt dieses Recht auf die Erreichung seines ganzen Potentials hat jeder Mensch. Warum sollen Menschen nur kleine Flügel bekommen, wenn sie große Schwingen wachsen können? Welche die im Licht schillern, wenn sie auf die Sonne zufliegen?

Nami hat jetzt auch ein Ziel: Ihr Ziel ist es, dass Blaumeisen aus ihren Händen picken. Was für ein schönes Ziel :) Sie fährt jeden Sonntag früh zu dem Kleintierzuchtverein und füttert dort bei einem Züchter die Hühner. Und mittlerweile hat der Züchter auch Albino-Kaninchen für sie gekauft. Und sie fängt auch an die Hühner der Nachbarn zu füttern. Sie gibt toten Tieren ein Begräbnis und spürt alle Vogelnester auf.

Die beiden großen Kinder lernen nun Sprachen. Chopper lernt Französisch... da ist er ja auch schon ziemlich weit. Hat nun Latein dazugenommen und mittlerweile auch Italienisch. Gestern wollte er auch noch Bayerisch nehmen, aber ich riet ihm erst mal seinen Laser zu fokussieren, bevor er alles mache. Er hat ja noch genug Zeit. Er benutzt mittlerweile hin und wieder lateinische Wörter - und ja - ich muss mittlerweile nachfragen. Und er erklärt mir dann seine Theorien mit welchen Wörtern sie aus unserer Sprache zusammenhängen. "Ostendere" meinte er würde mit Osten zusammenhängen - er stellte sich wohl einen Imperator vor, der damals nach Osten *zeigte*. Aber Osten, so fanden wir dann heraus kommt aus dem Althochdeutschen. Über die Jahre wird sich so sein linguistisches Gespür entwickeln.

Nami lernt nun Spanisch. Am Computer. Ganz alleine. (ja wirklich, alle Kinder schicken mich raus, wenn sie lernen - nur Sanji *noch* nicht - sollte mir das irgendwas sagen?). Sie macht das wirklich gut.

Diese Woche beginnen wieder die Kurse. Und am 20.ten ist dann schon Choppers Tanzaufführung.
Letzte Mama-Woche hat Chopper die ganze Woche seine eigenen Spiele programmiert.

Meine Haushaltsfähigkeiten werden immer besser. Ich war eine Zeit lang ratlos, da ich nicht wußte, wie ich die Kinder einbinden kann. So dass es ihnen Freude macht. Ganz freiwillig hat nicht funktioniert. Das Leben ist einfach viel viel spannender als Haushalt. Nun haben wir die Vereinbarung, dass sie ein Zimmer aufräumen (oder einen Teil von einem Zimmer) und ich dann immer extra was koche. Kochen macht mir dann auch Freude, wenn ich merke, dass wir alle was tun und ich kann wirklich was Gutes kochen. Die Ordnung wird dadurch die Ordnung der Kinder - somit achten sie auch darauf und richten nicht einfach Chaos an, als ob es kein Morgen gäbe. Und die Küche nicht vor dem Kochen erst selbst komplett aufräumen zu müssen entspannt wirklich. Sehr. Und ich kann mich darauf konzentrieren meine Kochkünste zu verfeinern.

Unser Familienalltag hat sehr wenige Tiefs. Über die letzten Wochen wurde es wieder sehr sehr harmonisch. Und ein sehr starkes Zusammensein. Die Kinder lernen immer mehr aufeinander einzugehen.

Tagsüber sehe ich die Großen nur immer mal wieder. In den Ferien haben ja die anderen Kinder Freigang und Freundschaften können geschlossen werden und den ganzen Tag kann gespielt werden. Ich komme rein und auf einmal liegt da wieder die Freundin von Nami im Wohnzimmer und streichelt den Hund... ich kratze mich am Kopf.

Nami hat auch ihre Kleptomanie mittlerweile sehr gut überwunden. Ich kann überall Geld rumliegen lassen (eine Schwäche von mir). Und nichts mehr verschwindet. Nein, mehr noch. Nami bastelt kleine Sparbüchsen und räumt das Geld dann zusammen.

Mittwoch, 8. Juli 2015

Vor-Lesen

Eine der wichtigsten Sachen für das Lernen ist mittlerweile das Vorlesen geworden.
Ich lese also jeden Tag beständig etwas vor. Mal ein dickes Buch (über mehrere Tage hinweg), mal eine Märchensammlung.
Während ich die meisten Texte "niveaugerecht" auswähle, halte ich es aber für sehr wichtig, dass hin und wieder ein Buch vorkommt, der weit über das aktuelle Niveau herausgeht (ca. 4 Schulklassen :P  über Choppers aktuellem Verständnis).
So habe ich letzten Urlaub "Call of the Wild" von Jack London (wird in der Highschool in der 8.ten Klasse gelesen) angefangen, bis Chopper es dann aufgegriffen hatte - und noch weitere Bücher von London las.
Am Anfang muss man zwar immer ein bisschen (viel) erklären, aber mit der Zeit "läuft" das Buch dann einfach.
Dann war es "Die Kinder aus Nr. 67", "Farm der Tiere" und auch "Herr der Fliegen".

Nun ist "Das Bildnis von Dorian Gray" dran - bei den ersten Seiten war ich echt kurz vor dem Aufgeben. Es ist dieser Teil in dem praktisch der ganze Zeitgeist des 19. Jahrhunderts erklärt wird - und das alles mit den hochtrabendsten Worten.

Wie dem auch sei, ich habe etwas zurückgeschalten und erst mal nur immer eine Seite gemacht und diese dafür viel erklärt. Und dann haben wir alle darüber gesprochen.

Es geht um die alte Frage "Was ist, wenn wir die Möglichkeit haben mit allem durchzukommen und egal wie böse wir sind immer ungestraft davonkommen?".
Es hat sehr gut zu "Herr der Ringe" gepasst (das Chopper gerade durchgelesen hat) - dort gibt es ja diese Ringe, die das auch ermöglichen (durch Unsichtbarkeit, so viel ich weiß).

Mittlerweile sind wir an einem Punkt, wo wir wirklich gut über das Buch und die Eigenschaften der Charaktere sprechen können. Also haben wir es erstmal den Berg hoch geschafft und können nun den Ausblick genießen. Ich denke Durchhaltevermögen ist wirklich eine der wichtigsten Eigenschaften, die man gar nicht früh genug anfangen kann zu üben.

Einen anderen interessanten Seiteneffekt hat die ganze Vorleserei jetzt auch noch: Chopper hat "Vorlesen" als Skill auf die Skill-Liste gesetzt und will das jetzt aufbauen. Heißt: er liest mir jetzt von sich aus immer wieder was vor. Das ist echt schön - so habe ich mir das mal vor... äh...10 Jahren gewünscht. Und jetzt wo ich diesen Wunsch schon fallen gelassen habe, da kam er auf einmal unerwartet und hat sich erfüllt. Nach 10 Jahren!


Samstag, 4. Juli 2015

Sprachen Update - Latein

So, heute haben wir beim Essen über eine riesen Pizza Fungi gesprochen, da meinte Chopper, dass "Fungus" "Pilz" auf Latein heiße. Er sagte noch ein, zwei Wörter Latein und erzählte mir dann ganz beiläufig, dass er jetzt schon mit Latein angefangen habe - und doch nicht Italienisch als seine nächste Sprache mache.
Ich war wirklich beeindruckt und habe mich echt gefreut, dann meinte ich, dass ich ihm vor ein paar Tagen ein Video geschickt habe, in dem jemand Latein spricht.
Das haben sie sich dann alle gleich auf Youtube angesehen und Chopper meinte danach, dass er schon ein paar Wörter erkannt habe: "Ist irgendwie so eine Mischung aus Englisch, Deutsch und Französisch".

Ich hatte ihm folgendes dazu geschrieben:

an der Stelle 7.25 spricht Cäsar Augustus Latein - aber mit einem italienischen Dialekt. Echt interessant.
schau mal ob Du die Worte: consentio, igitur und sumus heraushörst und ihre Bedeutung rausfindest :)


Freitag, 26. Juni 2015

Schulfrei + Alleinerziehend + Arbeit

Wie kann man diese schwierige Aufgabe bewältigen? Immer wieder kommt diese Frage, also will ich mal ein paar Ideen geben:


  • Kinder im Schulalter sind schon nicht mehr auf eine Dauerbetreuung angewiesen
  • einen "Babysitter" für 2 Stunden am Tag genügt für das Alter 6-9 
  • ab 10 können Kinder auch länger alleine sein
  • Kinder schlafen meistens länger als Erwachsene
  • es gibt Smartphones / Skype / Facebook / Hangout
  • Nachbarn oder Freunde, die auf Abruf vorbeischauen können
  • Eine Wohnung in unmittelbarer Arbeitsplatznähe
  • Heutzutage gibt es Flatrates... 


Ich darf gar nicht sagen, wann Chopper, Nami oder Sanji das erste mal 4 Stunden am Stück gespielt haben - es war aber noch im Kindergartenalter.

Es werden auch mehrere zentrale Denkfehler gemacht:

  • Kinder brauchen Dauerbetreuung und zwar bis sie mindestens 16 sind
  • Der natürliche Rhythmus von Kindern ist, dass sie um 8 Uhr aufstehen und dann bis 19 Uhr wach sind
  • In ihrer gesamten Wachzeit müssen Kinder sowohl observiert als auch bespaßt/ belehrt werden
  • Kinder können nicht selber Lösungen in ihren Konflikten finden
  • Sobald Kinder dann irgendwann um 11-12 sich aus dem Bett schälen, brauchen sie sofort jemanden, der ihnen die Socken, Unterhose und Hemd anzieht und ihnen dann das Frühstück macht

Aber die Frage ist am Ende immer die: Bist Du gewillt das zu tun, was es benötigt, damit es am Ende funktioniert?
Es gibt so viele Möglichkeiten und Du wirst viele ausprobieren auf dem Weg. Aber wenn Du Dich nur hinter der Idee "doch arbeiten zu müssen" verstecken willst, dann wird es natürlich nichts. So einfach ist die Antwort auf so eine oft gestellte Frage.

Mittwoch, 24. Juni 2015

Sprachen Update - getting serious

Chopper wird mittlerweile wirklich ernst bei Sprachen lernen. Er merkt, dass er sehr schnell eine neue Sprache lernen kann (natürlich mit der richtigen Software und über ernst gemeinte Arbeit).
Seine nächsten beiden Sprachen hat er mir auch schon verraten:
1.) Italienisch
2.) Latein

Latein hat mich etwas überrascht und ich habe es nicht so richtig ernst genommen. Aber es ist ja auch klar, da wirklich viele Worte in Deutsch aus dem Lateinischen kommen und noch mehr in Französisch aus dem Lateinischen (wir kucken ja immer bei Wörtern, die interessant klingen auf Wikipedia nach) hat er recht schnell rausbekommen, dass hier so was wie eine Wurzel vieler Sprachen liegt.
Ebenfalls im Englischen gibt es ja viele Worte mit Lateinischem Ursprung.
Aber heute hat er mir viele Memrise-Kurse Latein gezeigt und ich musste mir die Wortschätze mit ihm anschauen und ich sollte die weg klicken, welche nicht gut waren. Er wollte, dass ich mehrmals durchgehe und immer nur die schlechten wegklicke, bis der Beste übrig blieb.
Ich musste leider bei 4 Kursen stoppen - denn die Unterschiede wurden zu marginal. Aber mir erschien erst mal der "Oxford Latin Course 1" der Beste.
Er hat ganz am Anfang sehr wichtige Wörter wie:

"essen, gehen, aber, bald, müde, froh, bereit, nicht, arbeiten, beeilen, zurückkehren"
und
"zu den Geschäften, zu den Tischen"

und was gibt es mehr, als dass man froh zu den Geschäften geht. Nicht arbeitet und sich bald beim zurückkehren beeilt zu den Tischen bereit zum essen :)

Ich will hier noch ein wichtiges Videos teilen, das ich persönlich für das Zentrum eines gesunden Sprachen-Lernens halte:

von dem einzigartigen... unübertroffenen.... Stephen Krashen!!! und seinem "natural approach"


Montag, 22. Juni 2015

Begleitung beim Jugendamt

Heute habe ich eine weitere Begleitung gemacht.
Dieses Mal war es eines der Jugendämter in Karlsruhe - mehr verrate ich aber nicht, da die Jugendamt-Mitarbeiter ja auch ein Recht auf Vertraulichkeit haben.

Das Gespräch lief sehr positiv. Zuerst stellte die Mutter mich vor, und dass sie das schulfreie Lernen für ihre Tochter unbedingt probieren wolle. Die Tochter hatte auch viele Fragen und erläuterte auch ihre Situation. Diese war der Mitarbeiterin aber aus vorigen Kontakten schon positiv bekannt - hier wurde aus verschiedenen Gründen schon ein langjähriges vertrauensvolles, ehrliches und respektvolles zwischen Jugendamt und Familie gelebt.

Als nächstes fragte mich die Mitarbeiterin wie ich es realisiere denn in Deutschland "herrscht ja Schulpflicht". Ich erklärte also, dass ich es machte und ging aber erst mal nicht weiter darauf ein. Als nächstes sollte ich erklären, wie das denn abläuft - wie wir es machen und wie meine Erfahrungen mit schulfrei seien.
Ich erklärte von null an (sie kannte weder Homeschooling noch Unschooling) was die beiden Begriffe bedeuteten und wo es schon gemacht wurde und wie wir es machen, was Studien sagen und wie es bei uns läuft sowie die Ergebnisse.

Als die Mitarbeiterin das sehr positiv aufnahm und darauf hinwies, dass hier dann eine Lösung mit dem Schulamt gefunden werden müsse erklärte ich verschiedene Methoden worunter:
-Konfrontation mit Schulamt, Ordnungsamt und Jugendamt
-Austauschjahr
-Auswandern

Sie brachte dann auch noch die Möglichkeit, dass nach Ableistung von 9 Schul(wehr)pflichtjahren ein Ruhen der Schulpflicht beantragt werden könne.

Dieses fanden aber weder Mutter noch Tochter gut, denn das hieße noch ein Jahr in der Schule zu verschwenden.
Am Ende konnten wir eine Lösung finden, die sich mit den Gesetzen verträgt, keine aufreibenden Konfrontationen enthält und die Mutter als auch die Tochter beruhigt hat.

Die Jugendamtmitarbeiterin war sehr offen und sagte, dass sie sich nicht als verlängerter Arm des Schulamtes sehe und dass als allererstes die Eltern und Kinder eine Lösung finden müssen, die sie vor sich vertreten können. Womit sie ja auch klar recht hat, denn nachdem dieser ganze Schulpflicht-Kram vorbei ist, müssen ja Eltern und insbesondere Kinder mit den Ergebnissen leben, während die Lehrer einfach weiter in die Schule gehen können.

Ich bestätigte das und erzählte auch noch ein paar witzige Anekdoten über die Durchsetzung der Schulpflicht - und schloss noch damit, dass es eben insbesondere der junge Mensch ist, der entscheiden muss.
Ebenfalls waren wir uns alle darüber einig, dass Kinder auch ein Mitspracherecht haben (immer dem Alter angemessen).

Ich erzählte hier insbesondere von Unschooling in der Skill-Training Variante, wie wir sie praktizieren, da ich diese wissenschaftlich und von der Sicherheit der Ergebnisse am einfachsten vertreten kann.

Sonntag, 21. Juni 2015

Französisch - 3 Monate später

So, eine Skill-Training Phase in Französisch ist vorbei und Chopper hat folgende Tools für wertvoll befunden:


  1. Anki (Grundwortschatz)
  2. Memrise (Grundwortschatz)
  3. Skill-Storm (Fortgeschrittener Text, mittlerweile Robin Du Bois (nicht vereinfacht))
  4. Asterix et Obelix (Comic, einfacher Text)
  5. Youtube (einfache Geschichten für Kleinkinder, jetzt Asterix)


Er hat sich beschlossen noch einmal 3 Monate Französisch zu machen.

Wir haben folgende Veränderungen gemacht.


  • Anki ist in den Hintergrund geraten, da er nur noch zwischen 10 Sekunden und 1 Minute braucht - wohlgemerkt, es geht hier um den Grundwortschatz von "Decouvertes 1" (einem Schulbuch für ein ganzes Schuljahr)
  • Memrise wird beibehalten, er findet es gut, dass er im Gegensatz zu Anki die Worte in beiden Richtungen lernt und auch selbst schreiben muss - dafür ist es auch um einiges langsamer als Anki (355 Wörter im Langzeitgedächtnis, während Anki schon 872 Karten auf "alt" hat)
  • Skill-Storm (hier sind mittlerweile auch (872! - genau wie in Anki) auf "Well Known" und 495 bekannt. Bei Skill-Storm hat er jetzt über 22.000 Punkte (30.000 ist ein recht gutes passives Sprachniveau).
  • Asterix und Obelix als Comic ist rausgeflogen, da er meinte die kann er schon "lesen wie Deutsch". Ich habe ihm noch "Tim und Struppi" aus der Bibliothek geholt.
  • Statt Asterix und Obelix liest er jetzt "Petit Nicholas" - da meinte er heute auch, dass es ihm ziemlich einfach fällt, und er heute aus Versehen 2 Seiten gelesen hat (eigentlich soll er eine Seite lesen).
  • Youtube (unverändert)

Gestern sagte er zu mir, dass er in Sprachen nicht so gut ist. Ich habe ihn dann sanft darauf hingewiesen, dass nicht jeder 10-jährige nach ein paar Monaten Comics und Filme liest in der Lernsprache liest. Das hat ihn wirklich erstaunt. Wenn ich denke, wie lange ich an meinem Schulfranzösisch rumgebastelt habe und wie viel Grammatik und Vokabeln ich versucht habe mit allen Akzenten zu lernen... naja, reden wir nicht davon.
Aber es ist spannend zu sehen, dass es wirklich keine große Leistung ist. Es ist halt einfach selbstgesteuertes Lernen, das jeden Tag über einen längeren Zeitraum aufrecht erhalten wird. Es ist kein Zauberwerk und kein Talent, keine große Arbeit oder sonstwas.

Freitag, 12. Juni 2015

Naturwissenschaften berühren

Heute früh hat Nami die Dinkel-Frühstücks-Dinger (keine Ahnung wie die heißen) angeschaut und gefragt, was das eigentlich heißt "Fettarm".
Dann haben wir das übliche gemacht. Geschaut wie viel Prozent Fett in den Dinkel-Dingern sind (2 %) und das dann mit der Vollfett-Milch verglichen (3,8%).

Und dann.....!!!!!!!
.... sind wir ausgebrochen.

Wir haben auf Wikipedia nachgeschaut, wie die Molekülstruktur von Fettsäuren aussieht. Was der unterschied zwischen ungesättigten und gesättigten Fettsäuren ist (Molekülstruktur).

Dann haben wir uns noch Zucker angeschaut (da ja alles in Zucker umgewandelt wird) - wieder die Molekülstrukturen und dann haben wir noch versucht uns die riesigen Gitter vorzustellen, die 100 Millionen Zuckermoleküle zu einem Zuckerkorn formen.

Nami meinte dann, als ich mich über den Unterschied zwischen Glukose und Fruktose wunderte, dass das eine ein Hexagon sei und das andere ein 5-Eck. (ich musste natürlich gleich verbessern und belehren... das heißt Pentagon... hexa=6, penta=5 ... ich bin halt ein Sprachenfan ). Dann begriff ich erst, wie toll diese Erkenntnis war (für mich): Ich habe in all den Jahren Chemie das nie gecheckt. Und einiges andere habe ich auch nicht gecheckt.

Und dann haben wir darüber gestaunt, dass Zucker nur aus H, C, O besteht und eben Fette auch. Und diese dann wohl irgendwie umgebaut werden.




Donnerstag, 11. Juni 2015

Controle Sociale - Beistand

Heute durfte ich bei einer "Controle Sociale" beistehen. Das sind die Kontrollen, die in Frankreich stattfinden um zu sehen, ob es den Homeschool-Kindern (instruction en familie) gut geht.

Die Dame kam also, ich kannte sie schon von einer vorigen Kontrolle - und wir hatten ein tolles Gespräch über Homeschooling und Unschooling.

Die Kontrolleurin war etwas verwundert, dass auf dem Lehrplan kein Mathe stand, auch keine Sprachen, kein Deutsch/Französisch, Physik, etc. Nicht mal ein Lehrplan stand auf dem Lehrplan.
Zusammen mit der Mutter erklärten wir ihr, dass die Schule lebendige Dinge in einer Art "Vivisektion" alles in totes Wissen zerschneidet.
Bei Unschooling läuft es anders herum, Kinder lernen in der echten Welt, echte Sachen und diese Sachen berühren Mathematik, Sprachen, etc. Aber es bleibt bei den echten Sachen mit den echten Problemen der echten Welt.
Und so kommt auch in Kunst der Radius vor, der Durchmesser - ohne dass man jemals den Begriff Radius und Durchmesser "lernen" musste. Man begreift ihn aber und durchdringt seine Bedeutung und seine Anwendung.

Es ging auch noch um das Arbeiten in Gruppen, das wir aber auch verneinen mussten, da zwar die "Unschoolerin" in diesem Falle Dinge in Gruppen unternimmt, aber Lernen alleine stattfindet.
Dies hat zwei einfache Gründe:
1.) Lernen an sich ist eine Sache, die konzentriert und versunken - oft im Flow - vor sich geht. Und also meistens alleine. Selbst Theaterspieler lernen erst ihren Text alleine, bevor sie dann zusammen proben.
2.) Auf dem aktuellen (Kunst-)Niveau der Unschoolerin sind keine Kinder mit einem ähnlichen Niveau in Reichweite. Wir alle im Raum mussten zugeben, dass wir nicht so gut zeichnen konnten.

Ein anderer wichtiger Fokus lag darauf, zu erklären, dass man innerhalb von 6 Monaten den Stoff des Abiturs / BAC / SAT lernen konnte - wenn man wollte und gewohnt war selbständig zu lernen. Dieses Zeichnen lernen, dass die Unschoolerin in diesem Fall gemacht hatte ist eine frühe Erfahrung dieser eigenen Macht, der Macht selbst Dinge zu erobern und komplett zu durchdringen. Weiter als Abi-Niveau.
Zusätzlich wird diese Tatsache dadurch untermauert, dass es mittlerweile einfach schon viel Daten darüber gibt, dass die Vorbereitung auf standardisierte Tests problemlos verläuft.

Ein anderer Punkt war das "Versagen", also die Möglichkeit, dass Homeschooling/Unschooling komplett versagt. Hier konnten wir mit einer Studie aufwarten, bei denen ca. 100 Unschooler befragt wurden, was sie in ihrem späteren Leben gemacht hätten.
Hier war die Antwort, dass ca. 3 Prozent sich selbst als "Versagen" beschrieben . Die Eltern dieser Unschooler hatten Probleme mit der Welt oder waren Sekten beigetreten die strenge Isolation gegenüber der Außenwelt propagierten. Diese Probleme werden aber durch eben die "Controle Sociale" vorgebeugt.

Noch ein Punkt war die Talent-Debatte. Die Kontrolleurin meinte, dass die Unschoolerin eben Talent im Zeichnen hätte. Dieses haben wir sofort verneint und die Unschoolerin zeigte auch Zeichnungen von vor über einem Jahr (die halt das übliche Kindermalen waren). Wir sagten, dass es einfach harte, intrinsich motivierte Arbeit war, die nicht von einem Gong, von einem anderen Fach, oder von sonst einer schulischen Maßnahme (Notengebung!) unterbrochen oder erstickt worden war.

Ich glaube - alles in allem - wir konnten in dem Gespräch - bei dieser Kontrolleurin - es für kommende Fälle einfacher machen und viel Verständnis erzeugen :)

PS: Ich mache gerne solche Beistände (nur um den Transport will ich mich nicht selber kümmern müssen)

Donnerstag, 4. Juni 2015

Update von "Sag's 50 - die ersten 50 Flyer sind verteilt

Ich verteile ja nun seit einiger Zeit Flyer. Ich bin zwar immer noch ziemlich alleine am Flyer-Verteilen, aber das wird schon :) - ich will ja nicht motzen.

Jetzt erst mal ein Update.

Da ich jetzt schon gut über 50 verteilt habe, kann ich schon ein paar Zahlen über den Erfolg der Aktion nennen - gegenüber den Erwartungen.

Bei den 50 Flyern waren jetzt insgesamt 2 Leute dabei, die spontan "Ja, super" gesagt haben.

2 auf der anderen Seite haben auf eine Art Fragen gestellt, die man nur als aggressiv bezeichnen kann. Die waren klar ablehnend und haben dann auch gemeint, dass es ihnen in der Schule super gefallen hat und dass der Flyer sehr "ketzerisch" sei - und eigentlich macht die Schule das ja auch schon alles (Interessengesteuert lernen, Selbstbestimmt, Freunde, etc.)

Die meisten waren aber irgendwo in der Mitte, haben den Flyer genommen und waren interessiert. Manche haben sich -für ihre Kinder- klar zur Schule bekannt.
Ein Ausschnitt aus einem Dialog:
Sie: "Ich war immer der Meinung, dass Kinder in die Schule gehen sollten"
Ich: "Ich auch"
Sie: "Dann habe ich den Flyer wohl irgendwie falsch verstanden"
Ich: "Nein, ich war auch der Meinung. Aber dann habe ich ein paar Sachen gelesen und auch Kinder gesehen, die nicht in der Schule waren."

Diese Gruppe - die Mittelgruppe - war also aufgeschlossen und wollte sich (mehr oder weniger motiviert) mal etwas dazu durchlesen.

Ich halte die Gespräche immer kurz - manchmal drücke ich auch nur den Flyer in die Hand und sage: "Das könnte sie vielleicht interessieren" - dann warte ich noch etwas, während die Menschen ihn lesen - und dann können sie Fragen stellen, oder auch nicht.

Die beiden, die ganz feindselig waren haben den Flyer ihrem kleinen Kind gegeben und das hat ihn zerrissen. Da wusste ich zwar was los war, aber das ist ja auch OK. Wir sind ja da um zu informieren, und wenn einer die Information nicht will oder die "Nachricht" schrecklich findet, dann ist das sein Recht - und man kann sich trotzdem mit einem Lächeln auf den Lippen verabschieden.

Was aber das Wichtigste ist. Die Menschen, die sagen: Ja, super. Die können wirklich gute Freunde werden. Und man verliert diese Menschen ganz einfach da durch, dass man sie nicht anspricht. Man geht an ihnen vorbei und sie verschwinden in der Masse.
Und bei einer ist das schon passiert, die ist ein echt guter Freund geworden. Daraus entstand heute ein Treffen, zu dem ich dann auch noch spontan dazu kam.
Wie schade wäre es, wenn ich ihr damals nicht den Flyer in die Hand gedrückt hätte.

So und nun zu den Zahlen.
In den USA sind ja ca. 3,4 % der Schulbevölkerung Homeschooler (welcher Farbe auch immer) und dies entspricht sehr gut den 2 auf 50 (= 4 von 100), die hier direkt darauf eingingen.

Wir sind zwar noch nirgendwo in der Nähe einer repräsentativen Umfrage (bei nur 50 Flyern), aber aktuell sind nur 4% (auch wieder 2 von 50) dem Homeschooling feindselig eingestellt. Während die restlichen 46 Menschen (92%) neutral bis freundlich gewogen waren.

Natürlich ist das eine vorselektierte Gruppe von Eltern auf Spielplätzen oder am Strand. Wenn ich jetzt zu den Arbeitgebergewerkschaften oder zu der GEW (Lehrergewerkschaft) gehen würde wäre das Ergebnis wahrscheinlich anders.

Sonntag, 24. Mai 2015

Beschränkung Computerspielzeit

Noch eine kleine Randnotiz.
Die Beschränkung der Computerspielzeit klappt sehr gut. Bis auf Sanji - mit seinen 6 Jahren versteht er das Konzept schon sehr gut, will aber immer noch die Spielezeit vom nächsten Tag sofort haben. Und die Spielezeit will er gleich immer in der Früh.

Chopper will einfach, dass es fair ist. Er macht ja all sein Skill-Training schon über den Tag. Dann hat er ja auch noch Kurse und wir treffen ja auch noch andere Menschen und Freunde. Zusätzlich gibt es natürlich auch noch Spielzeit (Playmobil, Burgenbauen, etc). Das nimmt manchmal so viel Zeit weg, dass dann nur noch 10 Minuten bleiben. Das findet er dann natürlich frustrierend und wir müssen eine Lösung finden. Da hat er sich auch ganz deutlich dazu geäußert, dass er die Regelung nicht will, wenn sie so klar gegen seine Interessen verstößt.
Tja, also... First Rule of Fight Club: Keep it fair!

Dyslexie, Hörbücher und Eiscreme

Nami hat jetzt erst mal komplett zu Lesen aufgehört. Nach der Party war für sie anscheinend die Luft raus. Die 46 wpm haben ihr auch erst mal genügt. Die Mutter ist ja weiterhin davon überzeugt, dass Dyslexie mein Hirngespinst ist und eigentlich alles in bester Ordnung.

Zusätzlich macht die Mutter mit Nami auch Lesen auf Englisch. Ich finde das zwar zweifelhaft, aber bei getrennten Eltern gibt es halt auch oft getrennte Vorstellungen von Erziehung und den besten Methoden (die gibt es natürlich auch bei nicht getrennten Eltern, aber die Lösungsfindung halte ich für einfacher, wenn ein gutes Verhältnis besteht).

Also stelle ich mich jetzt mal hinter diesen Englisch-Ansatz und schaue wohin er führt. Manchmal... ganz selten liest Nami dem kleinen Sanji auch etwas vor und dann verhalte ich mich so unauffällig wie möglich... Nein, hier ist kein Papa zur Hand, der jetzt auch vorlesen könnte :P...

Ich gehe jetzt erst mal den entspannten Weg und habe ganz viele Hörbücher für Nami besorgt. Zusätzlich mache ich mit ihr - und das ist ihr Geburtstagsgeschenk, da ich ja keine Geschenke *kaufe*: 5 Tage lang jeden Tag Eiscreme mit unserer Eismaschine und den Rezepten, die wir auf Pinterest.com finden. Die sind einfach super. (Habe ich schon gesagt, dass ich ein ganz tiefempfunder Fan von Pinterest bin? )


Zusätzlich will Nami ja Hühner füttern und pflegen. Also gehen wir jetzt jeden Sonntag zum Kleintierzüchterverein - und fragen, ob einer der Züchter sie mithelfen lassen will. Den ersten Sonntag haben die Züchter nur begossen in die andere Richtung gekuckt. Dieses Mal, hat sich schon einer erbarmt und hat seinen Züchterfreund (Ralf) gefragt, ob er ihr nicht die Hühner zeigen wolle. Das hat Ralf dann gemacht und Nami durfte sogar füttern und eins anfassen - er wollte ihr sogar zeigen, wie man es hoch nimmt. Am Ende hat er ihr noch angeboten, dass sie dann auch einen Schlüssel haben könne und so helfen könne (das hat er sich dann aber doch noch überlegt). Ich denke Nami kann hier auch wieder eine ganz wichtige Lektion des Lebens lernen: Endurance and Perseverance get you everywhere (auf Deutsch: steter Tropfen höhlt den Stein).


Und im Herbst/Winter fangen wir dann wieder mit einem Lesetraining an (falls es sich bis dahin nicht schon erledigt hat). Aber jetzt erstmal die Sommerferien und Eiscreme genießen.


Wie lernt man eine Sprache - 2 Monats Update

So, jetzt sind ca. 2 Monate vergangen seitdem Chopper mit Französisch angefangen hat. Zeit für eine kleine Zwischenbilanz.

Babbel vs Memrise

Babbel wurde mittlerweile durch Memrise ersetzt. Da Babbel im Großen und Ganzen auch nur Wörter und Sätze abfragt war hier kein großer Unterschied. Außer dass Memrise sehr stark motivierende Faktoren für Chopper besitzt:

  1. Man kann sich ein Lernziel einstellen und Memrise misst wie viel Tage hintereinander man dieses Lernziel erreicht hat.
  2. Memrise vergibt Punkte für jede Lernaktion und an diese Punkte ist ein Titelsystem gebunden. Also für 250.000 Punkte wird man "Memocrat" und man beginnt als "Membryo". 
  3. Das Bild: Wissen als Pflanze, die gesät und gepflegt werden muss um schön und groß zu wachsen

Anki

In Anki gab es ein Tief, als Chopper sehr viele Wörter am Tag wiederholen musste  und zusätzlich noch neue kamen. Zusätzlich kann er ja nur jede 2.te Woche lernen. Und Anki sammelt all das nicht gemachte und merkt es sich. Sobald man wieder anfängt ist es als ob man einer Lawine die Tür öffnet.

Skill-Storm

In Skill-Storm hat Chopper sich nun von 400 Punkten (täglich) auf 500 Punkte (täglich) gesteigert. Die Texte zu verstehen fällt ihm immer leichter und hier macht er nach seiner eigenen Aussage die stärksten Fortschritte in Französisch.

Asterix und Obelix

Nach ein oder zwei Wochen hatten wir den Comic Asterix und Obelix auf Französisch dazugenommen. Anfänglich ging es darum zu spüren, ob wirklich Fortschritte gemacht werden. Er machte eine Seite am Tag und war sehr kritisch, dass das jemals zu etwas führen könnte. Mittlerweile liest er mehrere Seiten zum Frühstück oder nimmt ihn mit zum einfach so lesen.

Videos

Zuerst haben wir in Skill-Storm ja Aschenputtel (Cendrillon) und Goldlöcken und die 3 Bären (Boucle d'or ...) gemacht. Dazu haben wir dann auch immer die Videos angeschaut (auf Französisch... Youtube! Yay!). Mittlerweile schaut er auch andere franz. Comicfilme an (immer 3 Mal hintereinander die selben 10 Minuten).
Da versteht er auch immer mehr.

Abschließend...

läßt sich sagen, wir können nun schon kleine Unterhaltungen auf Französisch führen. Ich kann ihm auch kleine Fragen stellen und er kann antworten.
Ich bin gespannt, ob er es weitermacht...

Mittwoch, 13. Mai 2015

Tell it 50 - Sag's 50

Seit einiger Zeit plane ich schon eine Aktion in der es um Aufklärung geht.
Die Idee ist alt und sehr einfach, wenn jeder die Idee des Homeschooling 50 anderen Menschen mitteilt, dann leisten wir einen großen Teil zur Bekanntmachung des Themas und brechen die Bahn für einen neuen Bildungsweg.

Ich habe also in den letzten Wochen auf verschiedenen Wegen den Menschen versucht das mitzuteilen. Und ich bin jetzt bei 29. - mein Ziel ist erst mal 50.

Wenn Du bei der Aktion mitmachen willst, dann mach Folgendes:
1.) Lege eine Gruppe auf Facebook an, die Du: Schulfrei + "Namen den nächsten größeren Ort" (Dein Einzugsgebiet) nennst. Ich habe sie "Schulfrei Karlsruhe" genannt. Obwohl ich in einem kleinen Ort ganz nah Karlsruhes wohne dachte ich mir, es ist vielleicht nicht gut, bei den Nachbarn und der eigenen Gemeinde anzufangen :) - zusätzlich wollte ich den Fokus etwas größer, so dass mehr Leute sich finden können. Und in einem Radius von 30 Kilometern können immer noch Treffen bequem stattfinden.
Diese Gruppe ist extrem wichtig, denn ohne die wirst Du nie wissen, ob und wie viele wirklich wirklich Interesse hatten.
Schreibe mir über Facebook, hier im Kontakt oder im Kommentar, wie Deine Gruppe heißt. Inklusive Link.

2.) Lege Dein Ziel fest. Willst Du anderen Leuten einfach mitteilen, dass es Homeschooling gibt? Dass es Unschooling gibt? Willst Du weitergehen und ihnen erzählen, was Unschooling ist? Willst Du ihnen die Vorteile erläutern? Kennst Du Kinder, oder hast Du eigene Kinder, die das schon machen und kannst Deine Erfahrungen teilen? Willst Du Dich outen, oder es einfach so zur Diskussion stellen? Willst Du Dich auf politische Diskussionen einlassen?

3.) Mach Dir einen Flyer, oder nimm unseren und modifiziere ihn so wie Du ihn brauchst. Also schulfrei.karlsruhe raus und dafür schulfrei.XXX rein.

4.) Im Copy-Shop passt er 2 Mal auf eine Seite. Dann kann man ihn noch in der Mitte schneiden und schon hat man für 5-6 € 200 Flyer.

5.) Gewinne Sicherheit indem Du ihn erst mal an Laternenmasten klebst, dann kannst Du anfangen ihn an Menschen direkt zu verteilen. Je nachdem wie sicher und gut Du Dich dabei fühlst. Habe immer Flyer dabei, denn die sind die perfekten Gesprächseröffner.

6.) Meine Lieblingseröffnung zur Zeit: "Ich habe gesehen, dass sie Kinder haben, vielleicht könnte sie das interessieren." - Und dann gebe ich den Flyer.

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Noch ein paar Fakten für die Diskussion:

  • Kinder, die Homeschooling machen liegen akademisch in mehreren Fächern bis zu 5 Jahresstufen voraus (Studie der Universität Columbia)
  • Der Betreuungsaufwand sinkt mit dem Alter der Kinder. Ein 4 jähriges braucht noch sehr viel Hilfe, während ein 10-11-jähriger schon praktisch alles alleine lernen kann. Insbesondere wenn er selbständiges Arbeiten durch Homeschooling/Unschooling gewohnt ist.
  • Die freie Variante des Homeschooling nämlich Unschooling erzeugt ebenso keine Versager, sondern Menschen, die meistens ihr Hobby zum Beruf machen - die Mehrzahl jedoch in künstlerischen Berufen.
  • Abitur kann man extern machen - die Vorbereitung auf ein externes Abitur dauert (vorausgesetzt man hat die letzten Jahre wirklich mit Homeschooling/Unschooling verbracht) ca. ein halbes Jahr.
  • Homeschooler/Unschooler, die ihren Interessen folgen konnten, haben es später einfacher in der Uni/Ausbildung, da sie schon wissen wer sie sind und was sie interessiert.
  • In den USA sind die Homeschooler unter der Armutsgrenze und über der Armutsgrenze gleich verteilt - es ist also kein Privileg für die Reichen.
  • Höhere Bildungsabschlüsse der Eltern führen zu besseren Ergebnissen von Homeschoolern, jedoch liegen die nicht so weit entfernt von denen der mit niedrigeren Abschlüssen, dass man von Bildungsungerechtigkeit sprechen könnte (83 Perzentile vs 89 Perzentile).
  • Betreuung schwieriger umso kleiner die Kinder, jedoch durch Vernetzung in Gruppen mit Gleichgesinnten machbar.
  • In Deutschland gibt es Wege. Aber es ist nicht so einfach wie die ausgetretene Schul-Autobahn.
  • Aktuelle Gesetzgebung sorgt für Unsicherheit und Angst, kann aber nicht unterbinden. Das könnte eine Mauer, oder eine sehr, sehr viel stärkere Überwachung.
  • Kinder treffen nicht die 30 Artgenossen in der Klasse - nächste Klasse ist schon oft der Feind, sondern außer spontanen Bekanntschaften auch in ihren Vereinen, Clubs, etc. Über die Woche sind das dann oft viel mehr als 30, mit denen sie gemeinsame Interessen teilen. Kommt aber auch eben auf die Persönlichkeit des Kindes an. 
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Was für Reaktionen bekam ich bis jetzt?

Die Reaktionen waren überall zwischen:
Wieso verteilen Sie das hier, das ist ziemlich ketzerisch? (2 Mütter mit kleinen Kindern auf dem Spielplatz, eine sehr Pro-Schule - aber wenigstens wußten Sie danach, dass es eine Alternative gibt)

bis zu

Das gibt's hier? Super! Ich dachte ich muss auswandern. Ich bin echt so froh.. danke!
Angespuckt oder angeschrien hat mich noch niemand.

Montag, 11. Mai 2015

Ich bin mit Skill-Training schon fertig... und Beschränkung der Computerspielzeit

Das war heute der erste Satz, den ich kurz nach dem Aufwachen (naja... eigentlich noch beim Aufwachen) hörte. Chopper kam rein und war wohl schon früher aufgestanden, hatte den Hund rausgebracht, sein Französisch fast komplett gemacht und nun ging's ans Frühstücken.
Ich war wirklich beeindruckt... na, das ist doch mal ein Fortschritt.

Zur Zeit lese ich immer noch am Abend ein bisschen "Mit Einstein im Fahrstuhl" und irgendwie verwickelt mich dann immer noch eines der Kinder ewig lange in ein Gespräch über alle Aspekte des gerade Vorgelesenen. Und ich bin schon sooooooo müde.... :) ... und reagiere dann manchmal gereizt... :( (Das Licht ist aus, und ich bin schon 2 Mal fast eingeschlafen).

Das zweite ist, dass wir ja eigentlich (nach dem Einbruch der Dunkelheit) unbeschränktes Computerspielen hatten. Das wurde mir dann vor 2 Wochen zu bunt, als die Kinder kurz für's Abendessen reinhüpften und dann schon wieder weg am Spielen waren. Also das hat mal *für mich* gar nicht funktioniert. Wir haben uns dann darauf geeinigt, dass 1,5 Stunden am Tag ein guter Deal ist um es zu versuchen. Die können sie nun auch vor dem Einbruch der Dunkelheit nehmen. Mir egal. Aber Hauptsache es findet Abends noch irgendeine Interaktion statt... ich kam mir schon komisch vor: Kochen, alle hüpfen rein.... mampfmampfmampf ... und weg waren sie. Nur noch die Teller standen auf dem Tisch, als ob nie Essen drinnen gewesen wäre. Und ich kam mir vor, als hätte ich die Szene gerade nur geträumt.

Mittlerweile können sich auch am Abend schöne Gespräche entwickeln. Die hatten wir vorher auch schon, aber halt seltener. Letzte Zeit ging es sehr viel um Friedensnobelpreisträger (Chopper liest viel über Geschichte und ich kritisiere immer die einseitige Darstellung aus Herrschersicht und versuche eine Geschichte von den Fortschritten und Friedensstiftern der Welt her aufzubauen). Da wir ja über Bertha von Suttner was gelesen haben, und dann noch viel über Nobel selber und seinen Dialog mit Suttner. Dann kam noch die Kuriosität, dass selbst Hitler mal für den Friedensnobelpreis nominiert wurde (Chopper hätte fast die Suppe rausgeprustet) und dann kam noch die Kapitulationsrede von Japans Kaiser nach den Atombombenangriffen. Als Chopper erzählt hat, dass Ramses III 100 Kinder hatte, da hat Nami aber ganz schön gestaunt. Also total querbeet.




Sonntag, 26. April 2015

Bildung für eine neue Epoche

Der Titel klingt ja schon sehr reißerisch... oder eher langweilig? Mein voriger Entwurf hieß: Eine Theorie der Bildung mit geschichtlichem Abriss... aber ich dachte, da liest jeder nur bis zu dem Wort "Theorie" und dann ist's aus :)

Egal. Gestern nach dem Abendessen kam das Gespräch auf Bildung und wir haben darüber diskutiert. Am Ende habe ich die Kinder gefragt, ob sie meine komplette Theorie hören wollen und während Sanji lieber Computerspielen gehen wollte, blieben Nami und Chopper und wollten es wirklich wissen.

Also, da sie es jetzt wissen, will ich es hier auch nicht länger vorenthalten.
Ich denke, es fing damit an, dass man hauptsächlich das gelernt hat, was der Vater / Mutter konnte. Also Schmied -> Schmied, Bäcker -> Bäcker usw. Dann gab es noch die Lehre, wo man gegen Jahre der Fronarbeit in fremden Gebieten von einem fremden Meister unterrichtet wurde.
Und dann gab es noch die bezahlte Lehre - also reiche Eltern stellten Tutoren und Lehrmeister an.

Dann kam so allerlei, was ich hier überspringe und *schwupp* sind wir im Industriezeitalter. Und hier lief es so: Wir lernen alles (wie die sog. Enzyklopädisten es forderten) und das wurde vom Staat zusammengestellt.
Aber Hauptziel war die funktionierende Integration in einen handhabbaren Staatsapparat und in eine effiziente Industrie. Dazu waren natürlich: Lesen, Schreiben, Rechnen, Heimat und Sachkunde, und Grundbegriffe der industriellen Fertigung (heute MINT-Fächer) nötig.

Und damit hatte man perfekte Bürger/Arbeiter geschaffen - und konnte die schwierigen Herausforderungen der damaligen Zeit meistern:
z.B.
-Wie kolonialisiert man Kontinente
-Wie führt man einen Krieg unter Nationen
-Wie etabliert man flächendeckende Steuern und Gesetzgebung
-Wie versorgt man das eigene Land schnell mit Neuerungen
usw.

Doch jetzt haben wir ein neues Zeitalter: Postindustrialismus - die Produktionsfaktoren, die früher nur durch großen Kapitalaufwand erschwinglich und betreibbar waren sind nun verfügbar für alle. Zu relativ geringen Kosten.

Und in diesem Zeitalter müssen wir uns nicht mehr auf eine Stellung innerhalb der Fabriken vorbereiten, sondern können uns mehrere Skills aneignen und die dazugehörigen Produktionsmittel und dann: unsere eigene "Fabrik" werden.

Wir können sogar mehrere Fabriken werden ... so wie Marx es einst forderte: 
möglich macht, heute dies, morgen jenes zu tun, morgens zu jagen, nachmittags zu fischen, abends Viehzucht zu treiben, nach dem Essen zu kritisieren, wie ich gerade Lust habe, ohne je Jäger, Fischer, Hirt oder Kritiker zu werden ("Die deutsche Ideologie")
Das bedeutet unsere Möglichkeiten Dinge zu machen sind nun nur noch durch unseren Fleiß und unsere Intelligenz und unsere Vorstellungskraft begrenzt. Nicht mehr - so wie früher, zu Zeiten der Industrialisierung und Kapitalismus (also Marx das alles so schrieb) - durch die Verfügbarkeit der Produktionsmittel.

Also - summa summarum - lernt nichts mehr, was euch nicht unmittelbar in die Lage versetzt zu produzieren. Selbst Schöpfer zu sein. Selbst Nießnutzer oder Vertreibender eurer eigenen Waren.
Die Ketten, die "das Proletariat" einst an die Produktionsmittel und ihre Besitzer banden - und sie zu *abhängigen Beschäftigten* machten - sind gesprengt. Also muss unsere Bildung uns auch nicht mehr zu *abhängigen Beschäftigten* abrichten.

Genießen wir die neue Freiheit.

Sonntag, 12. April 2015

Diese Tage

Chopper kocht: Es gibt Kaiserschmarrn mit Erdbeermilch (fresh!) - er will einen Account auf Chefkoch.de


Habe mir soeben 2 Kinder in einem Chipskarton gekauft, beide sind mit Rollen bestückt - sehr praktisch :)

Gassi gehen... äh rollen...

Porridge am Morgen - im selbst-genähten Rock zubereitet. Daneben frische Melone... kein Streß beim Frühstück ist ein Menschenrecht :)


Kuscheln ist immer wichtig.... am besten mit Kuscheltieren und Kuschelhund und Kuschelbruder

Noch ein selbst-genähtes Kleid

Auf Reiherjagd


Nami's Party zu ihren 46 Wörter pro Minute


Was will er mir damit wohl sagen?


soooooo groß... echt... soooo groß


Spaziergang im Moor


HotDogs by Nami (Chopper ist Vegetarier, hat hier aber für das Bild posiert)


Wie tief ist jetzt der Fluß nochmal?

Mal wieder spielen


Nami in ihrer Nähecke


Nami's neues selbst-genähtes Hemd


Haushalt, booaaah... echt erschöpfend...


Neue Näh-Monster von Nami


jajaja und tausend andere Bilder :)

Sonntag, 29. März 2015

Viel Zeit

Die letzte Woche war das Wetter so schön und wir haben die Zeit draußen verbracht. Das war echt toll. Wir haben viel gespielt (Ball gegen die Wand beim Supermarkt) und auch sonst viel zusammen gemacht.
Ich habe auf der anderen Seite auch Namis Skill-Training (Powertraining Lesen) für eine ganze Woche ausgesetzt... nunja... vielleicht hat eher sie es ausgesetzt und ich habe gesagt: Ja, OK.

Und dann war plötzlich so viel Zeit da Dinge zu machen und dann ist es natürlich auch viel länger hell und das Wetter bringt auch eine tolle Stimmung.
Es war also eine richtige "Relax"-Woche. Also eine Woche in der wir praktisch nur gemacht haben was uns gefällt.

Chopper und Sanji haben zwar ihr Skill-Training weiter gemacht, aber Chopper ist ja schon 10 und macht es praktisch ganz selbständig. Und Sanji liest eh so schnell, gut und mit Freude, dass die Zeit nicht ins Gewicht fällt, denn es ist sehr spielerisch.

Also es war eine super Woche - und wir haben witzige Sachen herausgefunden:
wie man einen Einkaufswagen ohne Münze aber nur mit Schlüssel abkriegt
wie dankbar Leute sind, wenn man ihnen Einkaufswägen einfach so gibt
wie man Einkaufswägen als Tore benutzt :)



Mittwoch, 25. März 2015

Being and Becoming Podiumsgespräch Pforzheim - noch ein paar Worte dazu

Zuerst muss man sagen: Das Podiumsgespräch war viel zu kurz. Und das sage ich obwohl ich es komplett abtippen musste und manchmal geflucht habe, wie lang es denn noch geht :)
Vorne saßen zwei Regierungsvertreter, die das Thema anscheinend vorher nicht kannten - wobei ich mich frage, wie man die mittlerweile praktisch größte "Privatschule" der Welt übersehen kann. Zusätzlich frage ich mich, wie man die Mahnung von Munoz (Beauftragter der UNO) damals übersehen konnte, dass das deutsche System diese Alternative unterdrückt. Und ich frage mich noch mehr, wie diese beiden die heftigen und nationalistischen Reaktionen der GEW (Lehrergewerkschaft) auf Munoz Bericht übersehen konnte.

Nun denn, die beiden saßen zuerst da vorne und hatten am Anfang wohl ziemliche Probleme den Film und das Publikum einzuordnen. Ihnen war klar, dass ihre beiden Mit-Podiums-Gäste Homeschooler waren, aber ihnen war nicht klar, dass das Publikum auch ziemlich versetzt mit Freilernern war - und so haben sie erstmal mit der üblichen Abwiegelung und Pro-Schul-Propaganda begonnen: "Der Film hatte tolle Bilder und die Schulen setzen mittlerweile auch diese Sachen *alle* um". Bei Schulen werden dann immer die Lieblingsschulen der Parteizugehörigkeit genannt: SPD= Gesamtschulen, inklusive Schulen, etc.

Dann wurden sie darauf hingewiesen, dass es hier nicht um Schule geht. Nein, es geht ganz genau um Nicht-Schule! Das hat sie ein bisschen auf den Boden geholt. Dennoch haben sie weiterhin das Schulsystem und natürlich auch die vermutete Schulpflicht gepriesen.

Ansonsten hat die Dame vom Regierungspräsidium gesagt, dass man mit der Schulpflicht nicht auf die verantwortungsvollen Eltern abzielt. Obwohl sie sich hier sehr sozialdarwinistisch ausdrückte: "Oberschicht und Akademiker". Das ist aber nicht der Fall, wie wir wissen - in den USA sind die Homeschooler über und unter der Armutsgrenze gleichverteilt. Deswegen habe ich jetzt mal zu ihren Gunsten: "verantwortungsvolle Eltern" geschrieben.

Karen gab auch noch den Königsweg an, den ich mal so zusammenfassen will: "Klar *Nein* sagen und dann soll der Sohn/die Tochter selber einen Brief schreiben und das mit den aushandeln." Was ich allerdings wirklich den allerbesten Weg finde. Ab 10/11 Jahren können die Kinder wirklich für sich selbst sprechen.
Sollte das nicht klappen, dann finde ich An/Abmelden immer noch das einfachste. Was praktisch auch jeder akzeptiert, wie ich das auch früher schon geschrieben habe. Und auf die Abmelde-Lösung haben die Regierungsvertreter auch sehr gelassen und akzeptierend reagiert (selbst im Gespräch hinterher).

Leider kamen die Regierungsvertreter sehr viel zu sprechen und die Homeschooling-Vertreter dafür sehr, sehr, sehr wenig. Der Fokus lag stark auf der "Schulpflicht" und sehr wenig auf dem: "Hey, wir machen das und was müssen wir als nächstes machen."

Es wurde zeitweise sehr emotional - ich habe auch gezittert - weil es einfach nicht zu ertragen war, wie Menschen Leid akzeptieren und andere Menschen opfern wollen, bloß weil es Gesetze und Pädagogik-Bücher Bücher gibt und sie sich dahinter verstecken können. Das ist schon übel, nach allem, was wir im Geschichtsunterricht über Deutschland gelernt haben. Wenn man das dann in Wirklichkeit erlebt und wie das Leid heruntergespielt und übergangen wird, dann ist es aber schon fast die einzige gesunde Reaktion sich darüber wirklich zu erhitzen und sein Leid offen auszusprechen.

Im Foyer wurde dann noch sehr viel in kleinen Gruppen gesprochen. Ich habe ganz viel mit dem Herrn von der Schulbehörde Pforzheim gesprochen und habe ihm immer wieder verdeutlicht, dass hier alle über einen Kamm geschoren werden - ohne Schuldfeststellung. Es wird ohne Unschuldsvermutung an das Thema gegangen - es gibt keinen offiziellen Weg der Rechtfertigung - und dieses ist alles nicht rechtsstaatliche. Und der Zweck der erreicht wird ist auch mit anderen Mitteln erreichbar. Jemand anders wies ihn auf die Gesetzeslage hin (sogar mit Gesetzbuch) und dass diese Gesetze und die "Schulpflicht" doch nicht so eindeutig da stehen - sondern sogar das Gesetz auf unserer Seite steht, nur die Auslegung nicht.

Insgesamt konnten wir auch sehen, wie stark mittlerweile Homeschooling gewachsen ist und wie viele Menschen schon von allen Seiten dazu kommen. Seien es Schulprobleme bei den Großen, oder die Frage: Wie mache ich das mit meinen Kindern - kurz nach der Geburt des eigenen Kindes.

Das Gespräch mit den Regierungsvertretern gab sogar Hoffnung auf eine baldige Änderung der Gesetze. Dennoch: Das sind geübte Redner, die darauf zielen, dass jeder sein eigenes Quäntchen Hoffnung heraus interpretiert.
Ich halte es für nicht zielführend sich stark mit der Regierung zu befassen, wenn es sich nicht ergibt. Das Wichtigste ist Menschen zu überzeugen und ihnen klar zu machen: Homeschooling ist eine gute Alternative - und die Bildungsergebnisse und die sozialen Konsequenzen sind besser als diejenigen bei industriell produzierter Bildung und Sozialisation. Und aus keinem anderen Grund gibt es Befürworter dieser Alternative. Wäre die Alternative schlechter, gäbe es keine Bewegung.

Die Regierung folgt dann den Menschen, wie die Fahne dem Wind.

Dienstag, 24. März 2015

Being and Becoming Pforzheim - Abschrift

Gestern war die Vorführung von Being and Becoming in Pforzheim (Danke noch an Susanne für's Aufnehmen und Danke an Franziska für die Mithilfe beim Abschreiben, der Tonaufnahme :) )

Fr. Mattheis - Regierungspräsidium Karlsruhe
Hr. Straub - Schulamt Pforzheim
Niki - Unschooling-Vater
Karen Kern - Kern Bildung, Mutter einer der Familien im Film

Niki: Ja, ich komme aus dem Ruhrgebiet und als wir das erste Mal mit dem Thema in Berührung kamen haben wir uns gefragt: Gibt's das in Deutschland, machen das welche und für uns war das vor allem spannend. Und das ist ein Grund warum ich heute hier bin um einfach zu sagen: Ja, wir kennen mittlerweile sehr viele Familien, die eben ihre Söhne und Töchter frei entscheiden lassen, wie sie sich entfalten, wie sie sich entwickeln, was sie tagtäglich eben tun. Und das war für uns sehr spannend zu entdecken und all die Fragen, die wir im Kopf hatten wurden halt so nach im Kontakt mit Menschen beantwortet und die einzige Frage, die sich jetzt noch stellt ist: Ja was macht man, wenn jetzt hier ein 10-jähriger Mensch aus dem Raum rausgeht und sagt: Ja, ich möchte gerne auch morgens für mich entscheiden, was ich tue, wie ich mich entfalte. Was macht man, was macht man auch, deswegen finde ich toll, dass sie heute da sind, was macht man eben auch als Schulamt, wenn so ein Mensch vor einem da steht und sagt: Hey, ich möchte mich gerne frei bilden. Was kann man dann für eine Antwort geben?
Karen: Mein Statement... ähm, für mich geht das ganze noch weiter. Für mich ist das nicht eine Frage von Lernen zu Hause oder Lernen in der Schule, sondern es ist wirklich eine Sache, wie gehen wir mit jungen Menschen um? Wie respektieren wir sie? Wie akzeptieren wir ihre Bedürfnisse? Ihre Entscheidungen... und das ist nicht nur zu Hause möglich, das wäre in Schulen, oder in schulischen Einrichtungen genauso möglich... nur: es ist natürlich zu Hause einfacher, weil sich da nur 2 Eltern da drauf einigen müssen, dass wir unsere Kinder so, also mit unseren Kindern so umgehen wollen. In Schulen ist das nicht ganz so einfach. Aber das ist so meine Motivation... meine Kinder sind mittlerweile erwachsen. Ich habe auch schon ein Enkelkind. Ich müsste mich jetzt nicht mehr dafür einsetzen, aber das ist meine Motivation, dass es wirklich darum geht, dass wir mit jungen Menschen anders umgehen. Und sie zwar als Menschen respektieren, was eben oft in den Schulen nicht der Fall ist.
Moderator: Ja, wir haben gestern gemeinsam den Film angeschaut und die Frau Mattheis hat gesagt: Nach dem Film kommt man mit einem ganz beseelten Gefühl aus dem Kino und ja... fand ich auch einen sehr schönen Satz und ich möchte das Mikro an sie weitergeben, weil das hat ja auch ein Stück weit das Gefühl von dem Film beschrieben.
Frau Mattheis: Ja, der Film hat einfach wunderschöne Bilder, muss man ganz klar sagen. Und ähm das Kind steht im Mittelpunkt. Das heißt alles richtet sich nach dem Kind aus, wenn wir es jetzt vergleich, übertragen auf die Schule, unser Schulsystem BW, so wollen auch wir haben, dass das Kind im Mittelpunkt steht. Dass eine ganz starke Schülerorientierung da ist, dass eine Handlungsorientierung da ist und wenn sie in den letzten Jahren so mitverfolgt haben, was sich , in BW getan hat, haben sie mit Sicherheit auch gemerkt, dass es die neue Schulart Gemeinschaftsschule gibt. Diese eingeführte neue Schulart nimmt ganz viel auf, von dem was wir in dem Film gesehen haben. Der Lehrer wird hier zum Lernbegleiter und lernt hier gemeinsam mit den Kindern. Das gleiche haben wir auch in den anderen Schularten, allerdings mit einer zeitlichen zum Teil Verzögerung und mit unterschiedlichen Prioritäten.
Straub: Ja, mein Statement. Ich kann mich eigentlich allen Beteiligten jetzt hier gut anschließen. Ich find es ist ein wunderschöner Film, es sind wunderschöne ästhetische Bilder auch und was natürlich die Menschen auszeichnet, die jetzt in diesem Film als Protagonisten, als Darsteller aufgetreten sind, das sind alles sehr starke Persönlichkeiten, also das ist ganz klar. Bei dem Film wurde immer deutlich, dass die Menschen die da sprachen eigentlich ein anderes Schulsystem gesucht haben, als das oder eine Form der Beschulung, als die die sie angeboten bekommen haben... in Frankreich, in Amerika oder auch in England. Und es geht immer wieder darum um selbstbestimmtes Lernen, handlungsorientiertes Lernen, es ging um die Berücksichtigung des Individuums und der Interessen. Und dann habe ich mich gefragt: Ja, ist ja auch richtig so - so muss es ja auch sein. Lernen muss von innen kommen. Wenn es also von innen, intrinsisch kommt können wir darauf aufbauen. Also muss das die Aufgabe der Schule sein die Interessen der Kinder zu wecken, zu erkennen zu wecken und auch damit umzugehen. Und da schließe ich mich jetzt der Frau Mattheis an: wir haben ja auch in Deutschland in letzter Zeit, gerade in BW, wahnsinnige Entwicklungen im Schulsystem durchgemacht. Also das was die Protagonisten sagten und zeigten... hinsichtlich der Auffassung ihrer Schule, das existiert bei uns ja schon ewig lange nicht mehr. Und deswegen suche ich jetzt gerade den Ansatzpunkt, was für Leute das jetzt für mich als Schulbehörde, wenn ich diese Fragen jetzt der Eltern beantworten müsste. Ich müsste sagen: Ja, wir haben das im System. Wir haben die Gemeinschaftsschule, die bietet das alles und alle anderen Schulen haben [Aufnahme unterbrochen]
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Moderator: Mein Gefühl gestern nach dem Film war: Beeindruckende Kinder, beeindruckende Eltern in einer optimalen Umgebung. Und damit möchte ich die Fragerunde bei Ihnen eröffnen. Ja, melden Sie sich, wir geben Ihnen das Mikro, damit's alle hören und sie können dann sagen, an wen sie die Frage richten. An die Freilerner und an die Vertreter der Schule und ja... legen sie los.

J aus Stuttgart: Ich möchte mich an sie wenden. Ich komme aus der reformierten Oberstufe habe ich mein Abitur damals gemacht, ich weiß nicht wie viele Reformen es seit dem gab, von daher, es klingt alles sehr gut was Sie sagen, aber der Glaube daran, dass es die letzte Reform war hab ich jetzt auch noch nicht. Seit Pisa, ich weiß nicht wie viel Jahre das her ist, hat sich ich glaub nicht wirklich viel verbessert. Es ist möglich...
Straub: Doch es hat sich viel verändert und Pisa war mitunter auch ein Ausschlag, dass wir gesagt haben: Oh, an der Stelle müssen wir nacharbeiten. Aber die Strukturen dazu waren schon längst gebahnt. Wir sind ein Bundesland, ähm, das sehr geprägt ist von einer pluralistischen Gesellschaftsform, ähm, das sehr viele Kinder und Jugendliche mit Migrationshintergrund in seine Schulen aufnimmt. Also wir können gar nicht... wir müssen uns da ändern... wir müssen mit unseren Lehrformen, mit unseren Lernformen müssen wir uns verändern um auch diese Kinder zu erreichen und da kam das Schlagwort bzw. die Gedankenrichtung der Individualisierung deutlich mehr hinein, also die Not war oder die Not war auch dazu da um daraus eine Tugend zu machen. Dass wir einfach gesagt haben: Schule muss sich verändern. Selbst die Realschulen, wenn sie das mitgekriegt haben, wird sich auch auf den Weg machen, mehr individualisiert zu fördern, sie muss zukünftig unterschiedliche Lernniveaus in Anspruch nehmen. Also von daher war Pisa sicherlich - wie sie sagen - ein Impuls für uns auch jetzt zu reagieren - aber die Saat, die war schon viel viel früher gesät, man musste reagieren, es ging so nicht. Also von daher die Gemeinschaftsschulen, das lesen sie ja derzeit auch in der Presse in den Medien überall, die zeigt ja auch Früchte, Und sie ist hochgelobt und zeigt sehr hohe pädagogische Ansätze.
Mattheis: Darf ich noch ganz kurz ergänzen dazu. Ähm. Pisa war unter anderem auch mit der Auslöser dazu, warum sämtliche Kultusminister in Deutschland ins Ausland gegangen sind und sich auch andere Schulsysteme angeschaut haben. Es wurde ein Schulsystem z.B. in Südtirol angeschaut, in Finnland, in Norwegen, in Schweden aber auch in Großbrittanien, in Frankreich, in Kanada und die Reformen, die wir jetzt gerade haben, oder diese Reformrezepte, die sind noch nicht abgeschlossen. Aber die Gemeinschaftsschule ist ein Resultat daraus. Ein weiteres Resultat ist, dass tatsächlich auch die Gymnasien sich verändern und bewegen. Also auch hier eine stärkere Individualisierung. Aber noch nicht in dieser Form wie z.B. in der Gemeinschaftsschule.
Straub: Ja und das ist jetzt meine ganz private Sicht zu den Dingen. Die Gesellschaft verändert sich, die Anforderungen werden immer weitergehen, werden immer andere sein. Ich weiß nicht, ob die Reform überhaupt jemals abgeschlossen sein wird. Oder ob wir an der Schule weiterarbeiten müssen. Und ich glaube das ist es immer wieder wo wir dran denken müssen. Also das schlechteste Konzept ist das, das einmal gegründete, das einmal niedergeschrieben wird, aber nicht mehr verändert wird. Und Schule ist ein Spiegel der Gesellschaft und dem entsprechend muss sie sich immer wieder auch mit der Gesellschaft verändern können und verändern dürfen. Und das heißt wir sind auf dem Weg und der Weg ist lang, aber ich glaube nicht, dass wir sagen können: Irgendwann haben wir den Rat der Weisen und der steht jetzt hier und danach folgt die Schule diesem Prinzip die nächsten 150 Jahre. Also ich glaube, das können wir so nicht sagen.
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Straub: Das ganze ist eine politische Entscheidung - da können wir von Seiten des Schulamts nichts machen. Wir haben nur das Grundgesetz und die Landesverfassung und das Schulgesetz, die uns binden.
UR: Ich bin Unschooler - meine Kinder sind Unschooler besser gesagt - die waren noch nie in der Schule, wir sind in Karlsruhe... und es ist die beste Entscheidung, die wir jemals getroffen haben. Und ich finde es wird gerade hier viel über Schule geredet, der Film ging aber über Unschooling, so wie wir es erleben... so wie viele es erleben... und in Deutschland versucht man die Leute, die keine Schule wollen in die Schule zu zwingen. Und dieser Schulzwang, den finde ich total unethisch. So lange die Schule versucht mit solchen Mitteln junge Menschen da rein zu zwingen sehe ich die Schule sowieso als undiskutabel. Denn der Anfang, den sie macht ist Zwang - und dieser Anwesenheitszwang ist ... undiskutabel. (Applaus)
Moderator: Haben Sie eine konkrete Frage?
UR: Äääääähhhmmm.... wissen Sie, was Sie, was dieser Schulzwang bei den Familien anrichtet,
Moderator: Darf ich die Frage an Sie Herr Straub, oder an Sie Frau Mattheis und können Sie dann auch darauf eingehen, wie das in BW durchgesetzt wird, weil ich glaub es gibt Unterschiede zwischen Bayern, Sachsen oder auch hier BW. Es gibt glaub ich auch Freiräume, dass sie auch über diese Freiräume berichten.
Mattheis: Also grundsätzlich bekommen wir schon mit was mit Schülern passiert und mit Kindern und Jugendlichen passiert, die zur Schule gezwungen werden, und die zum Teil auch etwas in der Schule erleben, was in dem Film als Mobbing bezeichnet wurde, also etwas erleben was sie entsprechend prägt und wo sie als Eltern dann auch ihre Konsequenzen ziehen und wo ins Nachdenken kommen, über Schule und Schulsysteme. Allerdings haben wir auf der anderen Seite eine rechtliche Grundlage und Herr Straub und ich wir vertreten auch die Schulverwaltung und damit auch letztendlich das Land BW und die Landesverfassung und da ist es entsprechend klar geregelt. Dennoch gibt es Freiräume in gewisser Weise, das heißt, sie können natürlich entsprechende Anträge stellen. Wir gehen dahin vor allem auf Anträge ein, auch auf Seiten des Regierungspräsidiums, wenn es sich um beispielsweise eine entsprechende Krankheit handelt, die eine entsprechende Krankheit haben und von daher gar nicht in der Schule beschult werden können, oder wenn die Eltern sehr viel auf Reisen sind - können wir auch entsprechend darauf eingehen. Ansonsten sind die Freiräume vom Gesetz ganz klar eingeschränkt und da haben wir wenig Handlungsspielraum. Da überbleibt es jedem Einzelnen von uns sich selbst eine eigene Meinung zu bilden. Allerdings wir hier, Herr Straub und ich, wir werden weiterhin, da können sie fragen wie sie wollen, die Landesverfassung vertreten.
Straub: Ja, das bestärk ich jetzt an dieser Stelle. Ich kann nicht beurteilen. was es mit Familien macht, die nicht zur Schule schicken wollen. Denn diese Situation kenne ich nicht. Aber wir haben momentan - wie Frau Mattheis sagt - eine rechtliche Situation. Wenn der gesellschaftliche Wille da ist, dass man an dem Schulgesetz etwas ändern möchte, dann geht das durchaus auf demokratischem Wege. Und das kann man auch umsetzen. Man müsste dann halt... (abgeschnitten)
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Mattheis: [abgeschnitten] definiert wiederum ein Schulgesetz und dieses Schulgesetz hat wiederum untergesetzliche Regelungen, das sind sogenannte Verwaltungsvorschriften. Also von daher ist es ein richtiger Aufbau und eine Gliederung. Man muss gleich von vornherein sagen das Land BW ist jetzt nicht vergleichbar mit anderen Bundesländern. Das heißt jedes Land hat dadurch auch die Möglichkeit seine eigenen Wege zu gehen, was das Schulrecht und die Schulbildung anbelangt. Das Land BW geht in der Regel so vor, dass erst mal Kontakt aufgenommen wird mit den Eltern, die ihre Kinder nicht in die Schule bringen, dass dann in der Regel auch das Jugendamt miteingeschaltet wird, dass dann auch von der Polizei Kinder abgeholt werden, oder dass dann auch entsprechende Bußgelder gibt. Also da gibt es entsprechende Vorgehensweisen, das differenziert... differiert auch ein Stück weit je nach Situation und je nach Familie. Weil wir auch ganz unterschiedliche Gründe haben. Also nicht jedes Kind das zu Hause bleibt, bleibt auch freiwillig zu Hause. Nicht alle Eltern, die ihre Kinder zu Hause lassen sind aus der gebildeten Oberschicht, oder Akademiker-Eltern. Manche Eltern lassen auch ihre Kinder zu Hause, damit die Kinder zu Hause mitarbeiten. Das haben wir heute immer noch zum Teil. Manche Eltern lassen auch ihre Kinder zu Hause, weil sie unser Schulsystem nicht verstehen. Weil sie aus anderen Ländern kommen. Und von daher erst mal überhaupt in dieses Schulsystem eingeführt werden müssen und begleitet werden müssen.
Also da gibt es ganz unterschiedliche Vorgehensweisen. Zahlen liegen mir jetzt ehrlich gesagt keine genauen vor, vor allem weil wir auch viele Kinder haben, die in den Krankenhäusern sind, die zu unterschiedlichen Zeitpunkten ihre Prüfungen machen. Da haben wir ein sehr flexibles System. Zum Teil werden sie in den Krankenhäusern auch beschult. Auch dafür haben wir extra Lehrkräfte, die in Krankenhäusern entsprechend arbeiten und unterrichten. Und wir haben auch immer die Möglichkeit, dass diese Kinder zu unterschiedlichen Zeitpunkten ihren Schulabschluss machen, ihren jeweiligen. Von daher ist es ganz schwierig konkrete Datenlage zu haben. Und wir haben auch, das muss ich ebenfalls gestehen, eine gewisse Zahl an Dunkelziffer.
UR: Ja wir dürfen uns aber auch nicht melden.
Mattheis: Bitte
UR: Wir dürfen uns ja auch nicht anmelden, weil sonst gibt's gleich Riesenprobleme. Wir würden  gerne...
Moderator: Ich würde gerne das Mikro an die Frau Kern weitergeben. Und die Frau Kern kann vielleicht antworten geben.
Kern: Zahlen gibt es keine. Die werden schlicht und einfach nicht festgehalten. Es wird geschätzt, dass es 500 bis 1000 Kinder oder Familien gibt. Mal so wird mal so mal so gesagt, in Deutschland gibt die irgendeine Form von HomeEducation praktizieren, aber man weiß es eigentlich nicht. Es ist aber klar, es gibt eine ganze Menge Familien, die es praktizieren, die aber zum Teil von staatlicher Seite geduldet werden. Ich kenne eine ganze Menge Schulämter, die das dulden. Auch stillschweigend natürlich, das hängt man nicht an die große Glocke. Das ist mir alles völlig klar. Aber die gibt es. Es gibt aber auch Familien, die sich schlicht und einfach den Auseinandersetzungen stellen, und es ist interessanterweise auch zu beobachten, dass diese Auseinandersetzungen nicht ewig dauern. Also dass irgendwann mal die Familie in Ruhe gelassen wird. Ich kenne eine ganze Menge Familien, bei denen das der Fall ist. Es gibt die Repressalien. Es gibt auch die Sache mit dem Jugendamt, es gibt die Drohungen, dass Kinder aus der Familie genommen werden. Und es gibt noch eine ganze Menge Familien, die einen Weg finden, in dem sie sich abmelden, anmelden, abmelden, was auch immer. Also die einfach im Untergrund quasi leben. Den find ich jetzt nicht besonders sinnvoll. Weil es ist keine Lebensqualität, wenn man die ganze Zeit lügen muss und das ist das was dann passiert. Herr Straub sie hatten vorhin gesagt, dass es eine Sache des politischen Wandels ist, des politischen Wandels. Also Gesetze ändern sich, das wissen wir, die ändern sich ständig. Ich denke mit diesem Gesetz wird es zum Teil ähnlich sein, wie mit den Gesetzen von vor über 100 Jahren, oder vor knapp 100 Jahren, wo es um die Gleichberechtigung der Frauen ging und die das Wahlrecht bekommen haben. Manche von diesen Gesetzen sind dann also wirklich Gleichberechtigung haben Frauen auch erst nach und nach nach diesem Gesetz erlangt. Aber ich denke das sind Sachen... und davor... das wollt ich eigentlich jetzt sagen: davor sind auch viele ins Gefängnis gegangen, weil sie Sachen gemacht haben, die nicht erlaubt waren. Und das ist einfach so. Hier wird sich auch viel ändern, wenn noch mehr Menschen "Nein" sagen. Und zwar sowohl die jungen Leute, denn wenn die klar "Nein" sagen, die werden gehört. Bei uns war das so, dass mein 11-jähriger Sohn gesagt hat, er will nicht mehr in die Schule gehen. Und wir haben das gesagt: Ja, wir akzeptieren Deine Entscheidung. Wir wissen dass es auch anders geht. Und er hat.. es ging dann eine Weile hin und her [durch Husten verdeckt] Briefe gingen hin und zurück und irgendwann kam dann die erste Bußgeldforderung. Und er hat dann gesagt: Ich schreibe jetzt ans Schulamt und frag, was das soll. Das ist meine Entscheidung und ich versteh nicht, warum meine Eltern dafür bestraft werden. Daraufhin ist er eingeladen worden, vom damaligen Oberschulamt, jetzt Regierungspräsidium, und er hat für sich wirklich eine Ausnahme bekommen. Er hat dann einen Vertrag bekommen. Ein Angebot bekommen, von der damaligen Oberschulamtspräsidentin, den er auch unterschrieben hat. Ja das war's. Ich denke dass das auch, je mehr Menschen da klar für sich einstehen, sowohl die Jungen als auch die Eltern, die da dahinter stehen. Dass das ganz viel bewirken wird.
Moderator: Vielen Danke. Ich denke das war in BW wo sie diese Ausnahme bekommen haben.
Karen: Genau.
Moderator: Ja und politischer Wille hängt auch von Parteien ab, und ich denke wir haben nach langer CDU und FDP Regierung momentan eine SPD und Grüne Regierung. Und je nachdem ändern sich, oder können sich Gesetze auch ändern. Schauen wir mal, wie es bei der nächsten Landtagswahl aussieht. Aber ich würde gerne die Frage an die Dame weitergeben.
Gabriele Hopferwieser: Guten Tag, mein Name ist nicht Gabriele Hopferwieser, das ist er nur für heute. Ich möchte jetzt erst mal kurz anbringen, dass ich mich ziemlich aufgeregt fühle. Heute hier. Ich habe jetzt zum dritten Mal diesen für mich unglaublich bewegenden Film gesehen. Wo wir Einblick in Familien kriegen, aus zwei Kontinenten, aus so vielen Familien, die so authentisch berichten, wie es ihnen geht, in einem Alltagsleben, das hier einfach nicht erlaubt wird. Und was mich jetzt gerade hier so hart macht und aufgeregt ist dass ich merke, dass wir haben jetzt alle diese Geschichten geteilt. Sie haben das hier gesehen und sie sitzen uns jetzt gegenüber und wissen wahrscheinlich sehr wohl, dass ganz viele Freilerner im Publikum sitzen. Und dass sie da so gerade hinaus sagen: Ach, da kann sich gar nichts bewegen. Also ich kann gar nicht nachvollziehen, wenn sie sagen: Das ist ein sehr klare Gesetzeslage. Das ist für sie vielleicht so und sie können sich sehr gut ausdrücken, sie kennen die Gesetze natürlich sehr gut. Ja. Aber ich kann ihnen sagen: Für uns ist das ganz sicher nicht so. Die Gesetzeslage ist in keiner Weise klar. Denn es gibt das Grundgesetz und das Schulgesetz widerspricht dem Grundgesetz ganz grundlegend. Und wir berufen uns auf die Grundgesetze. Wir haben die Freiheit uns zu bewegen, wo wir uns bewegen wollen. Und der Eingriff, der Ämter, die unsere Kinder in die Schule zwingen, der ist so ein großer Freiheitsraub, wie kein anderer Eingriff von irgendeiner anderen Seite des Staates.
Zwischenruf: Gefängnis
Gabriele Hopferwieser: Und ich finde es ziemlich, also ich zittere jetzt. Ich finde es [abgeschnitten] wirklich niemand mehr sagen kann: ich kann ja nicht glauben, dass es funktioniert, ich bin so überzeugt von der Schule und das andere kann ja nicht gehen. Das kann man wirklich nicht mehr sagen nach diesem Film, der für mich ein Meilenstein an Aufarbeitung ist... an diesem Thema.
Das Sie sich da uns gegenübersetzen und sagen: Ja. äh, ich finde das auch sehr schön. Dass sie hier die Bilder in den Vordergrund stellen und nicht die Familien.. was die erleben, und das Leid, das den Familien in Deutschland angetan wird, dieses unglaubliche Leid, das ich Tag für Tag erlebe, wenn die Freilernerfamilien, wenn wir uns treffen. Dieser Druck der ausgeübt wird, der auf die Familien, wie Susann vorher gesagt hat, die ins Ausland gehen müssen. Wollen wir, dass wir ihnen sagen: Bitte, Sie dürfen sich nicht so kleiden, wie sie wollen, bitte, wenn sie das machen wollen, dann gehen sie ins Ausland. Dass sie hier sitzen und sagen: OK, ich berufe mich hier aufs Schulgesetz und das ist so... und das ist mir alles eigentlich sonst egal. Das sind nicht ihre Worte, ich weiß das, aber ich zittere und ich merke ich spüre hier eine Art sich zurückzuziehen, in diese Rolle, die man irgendwann einmal eingenommen hat in der Gesellschaft und diese Unoffenheit zu sagen: Moment mal, da ist ein ganz brisantes Thema und wie können wir beginnen und wie können wir auch mitwirken, was zu beginnen, zu bewegen, dass es zumindest mal Ausnahmen gibt. Nicht Ausnahmen weil irgendjemand schon so krank ist, dass er im Krankenhaus liegen muss. Sondern Ausnahmen weil ein Kind sagt: Ich möchte nicht gezwungen werden jeden Tag meiner Jugend in die Schule zu gehen, in einen Ort wenn ich dort nicht sein möchte. Mit welchem Recht, mit welchem Menschenrecht kann sich das irgendjemand herausnehmen. [Applaus]
Moderator: Ich nehme mal das als Statement... ich will sagen, dass [durch Applaus überdeckt] weil es ist auch freiwillig, außerhalb jeglicher Arbeitszeit, dass sich hier dem Podium auch stellen. Und was ich nicht möchte ist, dass irgendeine von den Personen hier persönlich angegriffen wird. Die beiden sind für die Gesetze, die wir in der Bundesrepublik im Lande haben nicht verantwortlich. Sie vertreten sie und wenn sie drauf antworten... ja.... dann gebe ich das Mikro einfach weiter.
Fr. Mattheis: Und zwar... sie haben jetzt einige Dinge angesprochen. Also auch selbst wenn wir jetzt sagen, wir stehen - und das tun wir auch - hinter diesen Gesetzen, ist es nicht nur unsere Rolle, die wir einnehmen oder unsere Aufgabe in dem was wir tun, sondern wir beide, Herr Straub und ich haben auch Pädagogik studiert und jeder von uns hat sich ebenfalls mit verschiedenen Fragen auseinandergesetzt. Aber jeder Mensch muss die auch für sich verschieden beantworten, ich glaube nicht, dass es so einfach ist, dass es ein klares richtig und falsch gibt, oder auch ein schwarz weiß Bild. Und wir beide wir sehen halt auch ganz viele Eltern, die würden ihre Kinder niemals etwas lernen lassen, hätten wir nicht die Schulpflicht, die Kinder hätten nicht diese Möglichkeiten, die sie jetzt in den Schulen haben, die würden auch nicht diese Impulse bekommen. Also wir versuchen auch wirklich diese Pluralität in der Gesellschaft zu sehen und darauf zu reagieren, und wir haben in BW nicht umsonst auch sehr viele private Schulen, die versuchen den Vorstellungen der Eltern entgegen zukommen und da dran anzuknöpfen und etwas zu bewirken. Oder eine Möglichkeit eröffnen, wo sie sagen als Eltern, genauso stelle ich es mir vor, oder genauso kann ich es mir vorstellen. Auf der anderen Seite haben sie natürlich auch die Möglichkeiten, da ist das Gesetz auch mit Spielräumen versehen, auch mit Freiräumen versehen. Auch sie können sagen, wir tun uns z.B. als Gruppierung zusammen. Im Film kam auch zum Schluss eine Gruppierung von Menschen. Und wir wollen unsere eigene Art von privater Schule gründen. Dann ist es zwar wieder Schule, aber die sie wieder ausgestalten bleibt natürlich ein Stück weit ihnen überlassen, sofern der Antrag dann natürlich entsprechend genehmigt wird. Also wir haben einfach eine gesetzliche Grundlage und wenn ich vorher die Kinder angesprochen habe in den Krankenhäusern, dann war das ein Beispiel dafür... und ich kann nicht von Kindern sprechen, die nicht in diesem Rahmen oder ich kann nicht von einer Art von der Beschulung sprechen, die nicht in diesem gesetzlichen Rahmen auch entsprechend vor an vorgesehen ist
Straub: Tja, das ist schlecht, wenn man am Ende der Reihe sitzt, dann ist schon alles gesagt. Ich möchte aber trotzdem auch noch mal darauf eingehen. Also, dass die Schulpflicht, so negativ wie sie auch empfunden wird, ist auch eine Schutzfunktion für Kinder und Jugendliche und ich bin hier im Pforzheim-Enzkreis und im Landkreis Karlsruhe für alle besonderen Fälle zuständig. Also für alle Kinder mit Behinderung und ja für Kinder die einfach Schwierigkeiten mit dem Lernen haben. Mein Thema ist nicht das Eltern wohl denkend überlegen sie haben ein Konzept für ihre Kinder, denn sie möchten ihre Kinder zu Hause beschulen... das ist nicht meine Verantwortung. Mein Thema ist ein ganz anderes. Und ich spreche jetzt wirklich aus Erfahrung. Mein Thema ist das was die Frau Mattheis sagt, wenn Eltern überhaupt nicht daran interessiert sind, dass Kinder in unserem Sinne Bildung erfahren. Wenn Mädchen sowieso zu Hause bleiben, weil sie andere Zukunftsperspektiven signalisiert bekommen, von den Eltern. Also das ist momentan mein Hauptthema an der Sache, wo ich auch sage, so wie die Schulpflicht jetzt empfunden wird..ich kann mich sehr gut in sie hinein versetzen. Es ist ganz klar. Auf der anderen Seite sehe ich aber auch ein breites Spektrum, wo wir sagen müssen als Staat: Gott sei's gedankt. Es gibt die Schulpflicht und hier müssen wir hinkucken und hier müssen wir schauen, dass die Kinder entsprechend ihrem Recht eine Möglichkeit der Beschulung erhalten. Also so schlimm, wie das jetzt bei ihnen klingt, bitte, ich versteh Sie hier an der Stelle. Aber auf der anderen Seite bin ich in meiner Position auch dankbar, dass es auch die Möglichkeit gibt, da an der Stelle zuzugreifen.
Moderator: Das war die Frage von der Dame ganz hinten...
D aus Karlsruhe: Ich bin so ein bisschen in Zeitdruck, weil meine Familie auf mich wartet. Ich komme aus Karlsruhe. Also mein Kind hat wirklich in der Schule gelitten, sie dachte sie würde umkommen. Also wir waren da wirklich völlig irritiert.. wir Eltern sind war die Schule völlig OK. Unsere Kinder haben sich darauf gefreut, aber jetzt zum Einen, auf ihre, warum spricht man immer nur von Schulpflicht? Warum kann man die Schulpflicht nicht ersetzen durch ein Recht auf Bildung? Dann können wir nämlich auch all jenen Kindern gerecht werden, dann kann das Jugendamt weiterhin eingreifen, die eben nicht von den Eltern in die Schule gelassen werden, oder überhaupt zur Bildung in irgendeiner Form herangelassen werden. Also die Sache kann man auf jeden Fall umgehen und es würde also die Situation für so viel so entspannen. Das ist das eine und zum anderen würde ich gerne darauf aufmerksam machen: Ich bin über diese Probleme unserer Tochter habe ich ganz viel gelesen, ich habe auch Holt gelesen und Gatto und alle wie sie da waren. Bin dann vor Weihnachten auf eine Geschichte gestoßen, die heißt Schule im Aufbruch und da lese ich wirklich schwarz auf weiß, dass da die Kultusminister oder Angestellten von dort... alle fahren sie nach Berlin zu einer Schule, die evangelischen Schule Berlin-Zentrum. Und das ist eine Schule, die strahlt um die ganze Republik. Die haben Veranstaltungen Schüler schulen Lehrer, Kinder coachen Manager, lauter solche Geschichten. Also unser Kultusministerium ist so unterwegs. Ich war jetzt auch bei zwei Veranstaltungen, wo diese Schüler mit ihrer Direktorin unterwegs sind. Und die Kinder sind auch super authentisch, die haben auch ein Buch geschrieben, wie wir Bildung machen... wie wir Schule machen - heißt das. Auch hochinteressant. Und ich war jetzt auch beim Kultusminister Stoch, der war bei uns zum Neujahrsempfang und hab dann nur gefragt: Hey, des ist so toll und ihr seid auch damit unterwegs... ja warum erfahren wir Eltern nichts davon, warum erfahren die Lehrer nichts davon? Warum erfahren die Leute nicht davon, die in der Basis Politik machen, die wussten das nämlich auch nicht. Ja, ich hab also dann angefangen, diese Bücher zu kaufen und einfach zu verteilen. Ich bin inzwischen in einer Regionalgruppe beigetreten, da war ich auch überrascht, dass es die gibt. Die unabhängige Regionalgruppe Schulen im Aufbruch. Und man versucht wirklich ... Also diese Gemeinschaftsschulen kommen der Sache etwas entgegen, aber auch das ist wieder nur Struktur, die einfach ermöglich kann. Es geht aber in erster Linie einfach um den Geist der da drüber ist... .und...da kann die Schule Struktur toll haben wie sie will, aber wenn der Geist nicht stimmt, dann haut das nicht. Ich bin jetzt im Elternbeirat, ich kümmere mich um das Thema Lerngesundheit, hab jetzt auch ein ganz gutes Gymnasium gefunden, die da sehr offen sind. Also auf der einen Seite das.. aber auf der anderen Seite kriegt man dann eine Gemeinschaftsschule vorgestellt wo dann das erste Wort ist: Ja, da kucken sie mal den Biorhythmus und um 16 Uhr da geht er noch mal nach oben, da können sie z.B. Französisch machen und in der Gemeinschaftsschule ist es gar keine Garantie, dass unsere Kinder da einfach Zeit haben frei zu spielen, sondern auch dort ist wieder dieser Zwang...: oh und man muss die da in so pädagogische Strukturen bringen ... oder auch eine Frage an den Minister Stoch war: Warum diese Horte eingekürzt werden, also jetzt setzt man ja ganz auf die Ganztagesgrundschule und die Horte werden dann nicht mehr unterstützt, weil das das pädagogisch höherwertige Konzept ist. Also auch dort steht wieder dahinter die Erwachsenen wissen es besser und die Erwachsenen sind wieder von Nöten um unsere Kinder zu lenken und unsere Kinder können es nicht allein. Und da sag ich einfach: Vorsicht! Aber an alle, also diese Geschichte: Schule im Aufbruch... kuckt mal im Internet nach.. da ist auch ein ganz langes Video drauf, da sind die Kinder drauf, da ist die Direktorin drauf, da ist auch ein Hirnforscher drauf, der Gerald Hüther, es ist auf jeden Fall sehr interessant. Und ich kann nur einladen von unserer Gruppe, wer sich dafür interessiert, schreibt uns, besucht uns, wir treffen uns immer regelmäßig einmal im Monat... Dankeschön
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Niki: .. eine Entscheidung für einen Menschen der jetzt acht Jahre alt ist, jetzt sechzehn jahre alt ist, jetzt 12 jahre alt ist.... es muss jetzt ne Lösung geben. Und das ist für mich ne menschliche Frage, ne frage jedes einzelnen Menschen, eine Frage einer.. sogar eine menschenrechtliche Frage.. was man dann eben als Vater oder Mutter tut wenn man merkt da gibt’s einen Menschen für den ist es das Wohl und es ist seine Würde zu sagen ich lass dich in dem was du gerne tun möchtest. Und noch viel wichtiger, es ist die Frage des Menschen nicht selbst was er gerne tun möchte. Und ähm, dann geht es einfach darum die.. diese Entscheidung von dem, demjenigen zu respektieren, wenn man dann eben zehn oder 12 wartet oder 20 Jahre bis irgendwelche anderen das entscheiden haben ist es einfach zu spät. Ich möchte gerne alle ermutigen die hier in Deutschland leben diesen Weg zu gehen und für sich die Frage zu beantworten und nicht zu warten bis es woanders beantwortet wird, es wird auch nicht im Jugendamt beantwortet und unsere Erfahrung ist: Wohl wird mit Schule gleichgesetzt und solange das der Fall ist, kann es eine Lösung innerhalb des Systems, wie Sie ja dankenswerterweise auch heute nochmal bestätigt haben, kann es eine Lösung innerhalb des Systems nicht geben. Man muss also eben ausbrechen. Und ich würde eine Sache gern noch sagen, ich würde den Stuhl sehr gerne abgeben an einen Menschen der schulpflichtig ist, denn man merkt wieder: Wir alle reden über Menschen zwischen 6 und 17 Jahren und die um die es eigentlich geht die sind ja ein Teil hier aber die sitzen halt nicht vorne, die stellen auch nicht die Fragen, die geben auch nicht die antworten und ich finde es müssen einfach die Menschen selbst für sich die Antworten geben können, ohne dass über sie ständig gesprochen wird. [Applaus]
Fr Mattheis: Vielleicht ergänzen Sie den Beitrag von der Dame? ...immer wieder in anderen Schulen Veranstaltungen da und berichten darüber. Die Schulen hier lernen ganz stark von den Ideen und es ist ,wie Sie sagen auch immer der Geist einer Schule und dafür müssen natürlich auch entsprechende gemeinsame Aktivitäten stattfinden, also auch die Eltern werden verstärkt angebunden. Wir haben deswegen auch erst ne Veränderung was die Schulkonferenz anbelangt, sodass Eltern ein viel stärkeres Mitspracherecht haben als bisher. Wir haben auch immer einen Freiraum innerhalb des Bildungsplans sodass wirklich jede Schule auch auf die Schülerinnen und Schülern eingehen kann, damit auch wirklich die Stärken entsprechend gestärkt werden. Damit auch viel passieren kann und damit die Schule ein Profil sich bildet, ein Profil dass zur Schule passt, dass zu den Schülern passt, dass aber auch immer ein Veränderungsprozess ist. Also hier wird schon ganz viel gemacht. Und ich hab jetzt die große Bitte an Sie, wenn ich grad den Aufruf höre an Sie, da möcht ich nen etwas anderen Aufruf eher starten und zwar wenn Sie schulpflichtige Kinder haben oder auch Kindergartenkinder, dass Sie sich immer genauer anschaun was ist vor Ort. Also was... welche Schule ist da, wie arbeitet die heute, dass Sie reingehen, dass Sie mit den Lehrkräften sprechen, dass Sie sich auch ein eigenes Bild machen und nicht nur das übernehmen was Sie vielleicht von anderen hören, sondern dass Sie wirklich reingehen sich ein Bild davon machen, dass Sie auch sich gerne auch sich beraten lassen vom staatlichen Schulamt welche weiteren Möglichkeiten gibt es. Wir haben diese Anfragen immer wieder von Eltern. Wir haben auch öfters Kinder und Schüler am Telefon. Und auch da, wir sind nicht fern von Schule. Schulamt ist noch näher dran als das Regierungspräsidium. Wir sind nicht fern und von daher ist es auch uns selber ein Anliegen, dass die Schule ein Ort ist wo nicht nur gelernt wird, sondern dass auch wirklich die Persönlichkeit gestärkt wird als ganzheitliches. Nicht umsonst haben wir auch einen Bildungplan der kompetenzorientiert ist und der auch wirklich personale Kompetenzen mit aufgreift und stärken auch die soziale Kompetenz.
UR: Ich würd gerne zurückfragen: Warum besucht denn sie nie diese Familien? Und sehen, dass es da einfach gut geht und wir brauchen einfach keine Schule.
Moderator: Ok, dass lass ich nur/nun als letzte Frage zu, ich hab schon das Signal bekommen, dass wir den Saal räumen müssen..eh Ich denke unsere Gäste sind.. ja ...dürfen sie sagen ja. .. ähm, wir können die Gespräche noch im Foyer fortsetzen.. Ist gar kein Problem, Sie sind alle vier noch da?! aber die Frage von Ihnen.. beantworten wir nun als letztes.
Hr. Straub: Wir haben die Möglichkeiten nicht wie... also die rechtlichen Möglichkeiten, wie in der Schweiz oder in Österreich, wo ein Schulkomitee dann irgendwann zu Ihnen nach Hause kommt und sagt ich überprüf jetzt was das Kind alles kann. Die Frage wär natürlich auch was sollen wir denn da überprüfen, lesen rechnen schreiben und Kultur- Techniken sind nicht mehr die alleinigen Kompetenzen die Schule zu, ähm, vermitteln gedenkt. Wir sind mittlerweile viel viel breiter. Wir können über dieses Angebot mal sprechen wenn wir wissen welche juristische schulgesetzliche Grundlage gibts dafür. Wir können uns ja net darüber jetzt hinwegsetzen über diese... ähm... über gesetzlichen Maßstäbe. Es gibt.. es ist bei uns so nicht eingerichtet... es hat bei uns so bislang keine Kultur, aber wenn es denn.. das Bedürfnis.. wenn der Bedarf da ist, dann ist es eine politische Entwicklung die dazu führen kann. Momentan sind wir einfach noch nicht in dieser Situation, das können wir nicht tun.
Moderator: Es gab einen sehr schönen Satz in dem Film: Freiheit heißt nicht Freibrief, also was die Gesetzmäßigkeit angeht, fand ich auch sehr beachtlich. Aber ich möchte jetzt Danke sagen, danke, dass Sie teilweise so weit eh, hier hergekommen sind, eh ja Ihnen Vieren vielen Dank! Eh, Sie wollten glaub ich noch ihr Material vorstellen..
Fr. Kern: Ich wollt nur sagen, dass ich noch Infomaterial dabei habe, und wer noch gerne welches haben will kann sich das gerne mitnehmen.
Moderator: Und ich möchte noch Danke sagen an Susann . Die diesen Film mir nahe gebracht hat, was ...ja, bei uns auch einige Diskussionen hervorgerufen hat. Wir hätten den Film gerne eingebunden gehabt eh bei Goldader-Bildung, einer, ja, Stiftung, arbeitet zusammen mit der GEW [Anmerkung: Lehrergewerkschaft]. Äh, dort wurde der Film abgelehnt. Das hat mich auch ein bisschen verwundert. Das hat uns aber angespornt den Film ganz normal ins Programm zu nehmen und anstelle von einer Vorstellung eben dem Film vier Vorstellungen zu spendieren. Und mein Dank gibt auch Rainer der eben den Kontakt zum Regierungspräsidium und Schulamt gestellt hat. Vielen Dank und ja, einen schönen Abend.
[Applaus]