Sonntag, 26. April 2015

Bildung für eine neue Epoche

Der Titel klingt ja schon sehr reißerisch... oder eher langweilig? Mein voriger Entwurf hieß: Eine Theorie der Bildung mit geschichtlichem Abriss... aber ich dachte, da liest jeder nur bis zu dem Wort "Theorie" und dann ist's aus :)

Egal. Gestern nach dem Abendessen kam das Gespräch auf Bildung und wir haben darüber diskutiert. Am Ende habe ich die Kinder gefragt, ob sie meine komplette Theorie hören wollen und während Sanji lieber Computerspielen gehen wollte, blieben Nami und Chopper und wollten es wirklich wissen.

Also, da sie es jetzt wissen, will ich es hier auch nicht länger vorenthalten.
Ich denke, es fing damit an, dass man hauptsächlich das gelernt hat, was der Vater / Mutter konnte. Also Schmied -> Schmied, Bäcker -> Bäcker usw. Dann gab es noch die Lehre, wo man gegen Jahre der Fronarbeit in fremden Gebieten von einem fremden Meister unterrichtet wurde.
Und dann gab es noch die bezahlte Lehre - also reiche Eltern stellten Tutoren und Lehrmeister an.

Dann kam so allerlei, was ich hier überspringe und *schwupp* sind wir im Industriezeitalter. Und hier lief es so: Wir lernen alles (wie die sog. Enzyklopädisten es forderten) und das wurde vom Staat zusammengestellt.
Aber Hauptziel war die funktionierende Integration in einen handhabbaren Staatsapparat und in eine effiziente Industrie. Dazu waren natürlich: Lesen, Schreiben, Rechnen, Heimat und Sachkunde, und Grundbegriffe der industriellen Fertigung (heute MINT-Fächer) nötig.

Und damit hatte man perfekte Bürger/Arbeiter geschaffen - und konnte die schwierigen Herausforderungen der damaligen Zeit meistern:
z.B.
-Wie kolonialisiert man Kontinente
-Wie führt man einen Krieg unter Nationen
-Wie etabliert man flächendeckende Steuern und Gesetzgebung
-Wie versorgt man das eigene Land schnell mit Neuerungen
usw.

Doch jetzt haben wir ein neues Zeitalter: Postindustrialismus - die Produktionsfaktoren, die früher nur durch großen Kapitalaufwand erschwinglich und betreibbar waren sind nun verfügbar für alle. Zu relativ geringen Kosten.

Und in diesem Zeitalter müssen wir uns nicht mehr auf eine Stellung innerhalb der Fabriken vorbereiten, sondern können uns mehrere Skills aneignen und die dazugehörigen Produktionsmittel und dann: unsere eigene "Fabrik" werden.

Wir können sogar mehrere Fabriken werden ... so wie Marx es einst forderte: 
möglich macht, heute dies, morgen jenes zu tun, morgens zu jagen, nachmittags zu fischen, abends Viehzucht zu treiben, nach dem Essen zu kritisieren, wie ich gerade Lust habe, ohne je Jäger, Fischer, Hirt oder Kritiker zu werden ("Die deutsche Ideologie")
Das bedeutet unsere Möglichkeiten Dinge zu machen sind nun nur noch durch unseren Fleiß und unsere Intelligenz und unsere Vorstellungskraft begrenzt. Nicht mehr - so wie früher, zu Zeiten der Industrialisierung und Kapitalismus (also Marx das alles so schrieb) - durch die Verfügbarkeit der Produktionsmittel.

Also - summa summarum - lernt nichts mehr, was euch nicht unmittelbar in die Lage versetzt zu produzieren. Selbst Schöpfer zu sein. Selbst Nießnutzer oder Vertreibender eurer eigenen Waren.
Die Ketten, die "das Proletariat" einst an die Produktionsmittel und ihre Besitzer banden - und sie zu *abhängigen Beschäftigten* machten - sind gesprengt. Also muss unsere Bildung uns auch nicht mehr zu *abhängigen Beschäftigten* abrichten.

Genießen wir die neue Freiheit.

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