Freitag, 24. Juni 2016

Gespräche bei einer Schulveranstaltung hier in der Nähe

Diese Woche war ich auf zwei Veranstaltungen - solche Veranstaltungen sind immer eine super Gelegenheit zwanglos Politiker und Schularbeiter kennen zu lernen.

Die gestern war bei der Schule bei uns in der Nähe und sie hieß: "Geht alle in die Ganztagsschule - eine Werbeveranstaltung für ein alternativloses Angebot" (der offizielle Titel war glaub ich ein bisschen anders).

Nach dem Vortrag durften wir Fragen stellen, obwohl ich eigentlich nie bei einer großen Fragerunde mitmache, konnte ich mich dieses Mal nicht zurückhalten: "So wie es mir scheint ist das Angebot am Nachmittag um einiges Höherwertiger als das am Vormittag - das ist doch unfair gegenüber den Halbtagskindern. Ich würde meine Kinder - wenn ich die Wahl hätte - nur in das Nachmittagsangebot schicken. Oder wie empfinden das die anderen hier im Publikum?"
Ich finde es immer spannend, wie Schulen in Zwangs-Ganztagsschulen umgebaut werden. Erst mal ist es "wahlweise" und dann gibt es am Nachmittag Kooperationen, individuelle Betreuung, Hausaufgabenhilfe, Dutzen mit Lehrern etc.
In dieser Veranstaltung war noch ein Schmankerl, der Vormittag wurde um eine Stunde gekürzt, so dass man wirklich (wenn man Schule gut findet) einen echten Nachteil hat und Stoff verpasst. Wenn dann genügend gemerkt haben, dass Halbtags ein echter Nachteil ist und sie "bekehrt" sind, dann wird die Schule zur Ganztagsschule. Weil die 3 Hansel die noch am Halbtag festhalten sollen halt einfach woanders hingehen.

So, aber darum geht es eigentlich gar nicht. Ich habe nach der Veranstaltung mit Fr. XX vom SSA (Städtische Schulamt Karlsruhe http://www.schulamt-karlsruhe.de/,Lde/Startseite/Ueber+uns ) gesprochen und sie mit der Situation vertraut gemacht, wie viele Homeschooler es schon gibt, ihr die Postkarte übergeben und ihr gesagt, dass wir die Schulpflicht als "Verkürzung der Lebenschancen sehen". Erst wollte sie mich damit abspeisen, dass es eine sogenannte Schulpflicht gibt, aber ich meinte, dass wir schulfrei Bildung für richtig erkannt haben und dass es einfach bessere Bildungsmöglichkeiten biete. Dann habe ich ihr vorgerechnet wie viel mehr soziale Kontakte und Zeit für die Welt ein Kind ohne Schule hat. Sie meinte dann: "Dass es schon ein paar Eltern gegeben hätte, die nach Homeschooling gefragt hätten." Ich sagte zu ihr dann, dass Homeschooling nicht verboten sei, es müsste nur als Schule genehmigt werden.

Leider ist sie nur Pädagogin kann da also nicht weiterhelfen. Dafür müsste ich mich an das Regierunspräsidium in Karlsruhe wenden. Das ist auch meine Meinung. Es ist praktisch sinnlos mit einer Ebene darunter zu verhandeln - die müssen sich alle an die Gesetze halten. Es ist ein Rechtsstaat, wenn man von irgendjemanden unter dem Regierungspräsidium ein Absolvo von der Schulpflicht erwartet, dann erwartet man von ihm gegen das Gesetz zu handeln.

Danach habe ich noch mit der Direktorin und stellvertretenden Direktorin gesprochen um sie zu fragen, ob eines meiner Kinder mal als Gastkind in der Schule sein darf. Sie fragten nach der Klasse und ich meinte, dass sie nicht schulpflichtig ist und noch nie in einer Schule war, aber 10 Jahre alt sei. Natürlich kamen dann eine Menge Fragen und ich meinte, dass es im Ausland keine Schulpflicht gibt und sie sich da viel aufhält - aber sie gerne eine Woche hier wäre, weil ihre beste Freundin auch hier ist.
Das löste natürlich noch mehr Fragen aus, denn die beiden Direktorinnen dachten natürlich, dass auf der ganzen Welt Schulpflicht tyrannisiert. Ich klärte sie auch dahingehend auf, dass nur Schweden und Deutschland so etwas gut finden. In vielen Ländern ist es sogar ein Grundrecht.
Dann kamen Fragen wie sie lernt und ob ich sie unterrichte und auch dahingehend erklärte ich: eine Stunde am Tag und das Internet ist mittlerweile ein wirklich sehr guter Lehrer.

Sie waren wirklich überrascht, dass nur Deutschland und Schweden Opfer der Schulpflicht sind und wir besprachen dann, dass es vielleicht die Möglichkeit gäbe sie als Gastkind für eine Woche zuzulassen, aber das größte Problem seien wohl die versicherungstechnischen Details. Wir haben uns dann noch etwas über das Ganze schulfreie Lernen unterhalten und haben uns prima verstanden. Ich denke es ist sehr wichtig zu verstehen, dass man von den Menschen auf den unteren Ebenen keine rechtswidrige Handlung erwarten darf. Man muss irgendein Konstrukt bieten, das legal ist.


Wie behält man das Sorgerecht in einem Prozeß

Es geht um einen Gerichtsprozess mit Sorgerecht und vielleicht hilft es ja dem ein oder anderen, den auch ein Gerichtsprozess erwartet.

Die Kindsmutter hat vor ca. 1,5 Jahren einen Sorgerechtsstreit gegen mich angefangen. Sie wollte das paritätische Modell, sondern das normale alle 2 Wochen 2 Tage und Kinder ab in die Schule.

Ich habe 3 Tage vor der letzten Verhandlung meine Verteidigung komplett geschrieben. Sie ging in keinem einzigen Punkt um die Fehler, die die Mutter macht; ich habe nicht einmal die Anklageschrift gelesen um nicht in einen Ton zu verfallen, der zu sehr auf Verteidigung gebaut ist - sondern ich beschrieb einfach, was ich für die Kinder mache, wie die Kinder integriert sind, wie ich ihre hygienische und gesundheitliche Fürsorge wahrnehme und wie sie lernen.

Da meine Ex ja in Frankreich lebt war der Prozess vor einem franz. Gericht. Also bekam ich die Antwort, dass sie kein Deutsch können und ich die Verteidigung noch einmal schreiben müsse. Ich übersetzte sie ins Englische. Dann kam die Antwort, dass sie nur Französisch vor französischen Gerichten akzeptieren. Also musste ich es noch mal ins Französische übersetzen :)

Am Vorabend war es ein Gefühl, wie vor dem Abitur. Dieser Tag würde über den Rest meines Lebens entscheiden. Ob die Kinder weiter einen echten Vater haben, oder eben nicht - und wie unser Verhältnis dann sein wird, wenn sie groß sind. Entfremdet oder Vertraut.

Doch dann dachte ich um: ich habe mich darauf besonnen, was ich schon alles gemacht und gelernt habe. Aber ich dachte auch darüber nach, wie ich aus einem Negativ-Urteil das Beste machen kann. Welche neuen Optionen es bietet; und wie ich mich dennoch intensiv um die Kinder kümmern kann. Solche Sachen wie in das Haus neben der Mutter zu ziehen und ähnliches.
Und ich sagte immer wieder zu mir (vielleicht kennt das jemand aus Muhammed Ali oder anderen Programmen, die das Selbstbewusstsein stärken): I am the greatest. (<=das hilft wirklich)
In dem Moment wo ich diese innere Veränderung machte, fiel die Angst und die Ungewissheit von mir und ich fühlte, dass - was immer auch passiert - ich werde das Beste draus machen. Aber das Wichtigste ist, dass ich meinen Kindern vorgelebt habe mit Mut für das was Bedeutung hat einzustehen.

Im Prozess selber war ich dann auch extrem gut gelaunt und konnte mich vorzüglich mit dem Richter unterhalten - ich hatte ja eigentlich auch schon alles in meiner Verteidigung geschrieben.

Was mir natürlich auch geholfen hatte, war die Routine, die ich in den letzten Jahren in den Gesprächen mit Beamten und Behörden gewonnen hatte. Danke an alle, die mir ihr Vertrauen geschenkt haben und mich für ihre Sache einstehen haben lassen.

Also meine Kurzzusammenfassung, wenn ihr vor Gericht steht:
1.) Zeigt, dass ihr super Eltern seid. Dass ihr für das Wohl eurer Kinder sorgt (Bildung, Hygiene, Versorgung, soziale Kontakte, Integration in die Gesellschaft)
2.) Weist niemandem die Schuld zu - es geht darum, dass ihr es gut macht. Es ist egal ob jemand anderes Mist verbockt hat oder ob es jemand anders schlechter macht. Es geht darum, dass ihr es gut macht.
3.) Zeigt, dass ihr eure Kinder liebt und dass das etwas sehr wertvolles ist.

Als wir damals (wir dachten ja ins Ausland flüchten ist *die* Lösung) nach Frankreich ausgewandert sind, wusste keiner von uns beiden, dass dieses Auswandern die Beziehung so stark belastet, dass wir nur noch ein paar Monate zusammen haben. Und als mir Auswandern damals als der beste Weg erschien dachte ich auch nicht, dass ich mich irgendwann vor einem franz. Gericht nach franz. Recht verteidigen müsse.

Ich habe es ohne Anwalt gemacht, da ich meine Strategie fahren wollte - und es hat sich am Ende gelohnt.