Freitag, 12. September 2014

Allgemeinbildung vs. Skill-Training - Teil 1 - Was ist Skill-Training?

Skill-Training, der Ausdruck hat sich bei mir über die Jahre erst eingeschlichen, dann etabliert, und jetzt ist er eine Redewendung geworden. Wie "Ich mach jetzt mein Skill-Training", "Wie war Dein Skill-Training" und so weiter.

Da wir alle wissen was Allgemeinbildung ist (oder jeder seine Meinung darüber hat) und Skill-Training noch keiner kennt, hier erst mal eine Beschreibung:

Hier erst mal die Kurzformel:

  • *Effekt
  • *Real World
  • *Begrenzter Zeitraum
  • *Gewohnheit
  • *Maßstäbe
  • *Ziel
  • *Umfassend
(oder kurz: ERBGMZU - was immer das bedeuten mag :D )

Unmittelbarer Effekt:

 es gilt keine abstrakten Sachen zu lernen, sondern man "macht" etwas, alles was auf dem Weg liegt wird gelernt. Was nicht auf dem Weg liegt ist irrelevant!

Beispiele: 

  • Ein Schwert aus Holz bauen
  • Ein Auto (Seifenkisten) konstruieren, 
  • Ein 3D-CAD Programm dazu benützen um ein *druckbares* Spielzeug zu designen
  • Ein Computerspiel / Anwendung schreiben
  • Eine Geschichte schreiben, oder einen Manga entwerfen/zeichnen

-Real World Check: 

Die Sache die man macht, gibt das Feedback. Macht man es schlecht, so hat man am Ende etwas produziert mit dem man selbst nicht zufrieden ist und geht zurück ans Zeichenbrett (das nennt man lernen :P ). Macht man es gut, so dass man zufrieden ist, kann man etwas komplexeres oder herausfordernderes machen.

-Begrenzter Zeitraum:

Innerhalb dieses Zeitraums (typischerweise 3 Monate) konzentriert man sich auf das eine Skill. Jeden Tag wird etwas daran gearbeitet. Es gibt keine Änderung des Plans - kurz STIP: Stick to the Intial Plan. 
Es gibt nur eine Ausnahme: Man merkt, dass es wirklich zu schwer ist für den Trainee, dann wird es um ein halbes Jahr oder ein Jahr verschoben. Aber ein Skill gesucht, das einen Teil der Aufgabe abbildet. 
Nach 3 Monaten wird dann ein Resümee gezogen - zusätzlich wird das nächste Skill ausgewählt. (Das nächste muss nicht unbedingt verschieden sein, aber auf einem anderen Level liegen).


Beispiele:
Erst mal ein Skill das so schlecht lief, dass wir es verschoben haben:
Programmieren: Programmieren haben wir erst angefangen. Dann gemerkt, dass es zu noch zu schwer ist ein Buch über Programmierung zu lesen und das umzusetzen. 
Dann haben wir gemerkt, dass es selbst beim Paarlesen noch zu Schwierigkeiten führt. Dann habe ich versucht kleine Übungen zu machen, die aufeinander aufbauen und sich am Buch und Youtube-Tutorials orientieren. Als dies auch zu keinen guten Resultaten führte haben wir es um ein Jahr verschoben und versuchen es nächsten März noch mal.

Skills die wir daraus abgeleitet haben (Meilenstein-Ziele): 
1.) LEGO-Mindstorm-Programmierung in einem Club mit anderen Kindern (Mindstorms sind einfacher zu programmieren und der Effekt ist viel stärker).

2.) 10-Finger-System

3.) Leseverständnis bei Sachbüchern aufbauen

Ein Skill das gut läuft:
Lesen: Lesen haben wir nun mehrmals verlängert. Bis es mittlerweile zu einem Selbstläufer wurde (zumindest das Lesen von Geschichten (3 Fragezeichen, Momo, etc.)).
Es wurde nun wieder verlängert auf einem neuen Level: 10 Minuten in einem Sachbuch (über ein unbekanntes Thema - aktuell Physik) jeden Tag.

10-Finger-System: Dieses läuft seit 2 Monaten. Ziel sind 200 Anschläge in der Minute.


-Macht der Gewohnheit

Es werden jeden Tag mindestens 10 Minuten gemacht. Hier soll sich eine Gewohnheit aufbauen. Wird etwas über 27 Tage regelmäßig praktiziert gewöhnt man sich daran und es fehlt etwas, wenn man es nicht macht. Dies ist eine ungeheure Waffe, die man hat um sich selbst zu verbessern.

-Selbst erkennbare Maßstäbe

Es ist wichtig, dass der Lernende selbst entscheiden kann, wann etwas gut oder wann etwas schlecht ist. Kann er das nicht, dann bedeutet das nichts anderes, dass die Aufgabe für ihn sinnlos ist, denn eine gute Leistung ist einer schlechten ja gleich. Es macht also keinen Unterschied für ihn.

Beispiele:
Fertigstellung des Holzschwerts, des Autos
Verstehen eines Sachbuchs ohne Hilfe
200 Anschläge in der Minute

-Am Anfang (oder nach ein paar Stunden) ein Ziel setzen:

Das Ziel soll realistisch sein und selbst gesetzt werden. Es geht zwar um die Erreichung des Ziels, aber es ist nicht schlimm, wenn man nur weniger erreicht. Das Ziel ist mehr darin zu sehen, dass der Lernende weiß, auf was es ankommt.

Beispiel:
Bei Schreibmaschine-Schreiben kommt es auf die Geschwindigkeit und die Fehlerlosigkeit an. Erreicht man nach 3 Monaten nur 100 Anschläge die Minute, anstatt die angezielten 200, so ist das nicht schlimm. Und man hat schon 100 erreicht! Am Ende der 3 Monate kann man entscheiden, ob man noch mal 3 Monate *ausgeben* möchte, oder sich auf ein wertvolleres Ziel konzentrieren möchte. Oder auf ein Meilenstein-Ziel (z.B. man erkennt noch die Buchstaben schlecht und konzentriert sich noch mal auf Lesen lernen).

-Skills diskriminieren (fast) nicht:

So schwer das auch für viele ist, sie sind umfassend und diskriminieren nicht zwischen schlechten und guten Fähigkeiten. 

Beispiel:
Trainee spielt nur Computerspiele. Den ganzen Tag Ego-Shooter. Hier kann man als Skill den Level erhöhen. In Ego-Shootern rennt man durch Gänge und sammelt Waffen um Feinde zu erschießen.
Eine mögliche Erhöhung wäre, dass der Trainee jeden Tag 30 Minuten ein Spiel spielt, dass auch einen wirtschaftlichen Faktor berücksichtigt. Der nächste Level wäre dann ein Spiel, dass neben wirtschaftlichen Faktoren auch strategische und geschichtliche Faktoren in Angriff nimmt. 
Danach müsste der Trainee, dann genug Kraft gesammelt haben, dass er 30 Minuten am Tag eine geschichtliche Dokumentation ansieht, die sich mit allen Aspekten aus dem Spiel befasst.
Nach weiteren 3 Monaten müsste er dann genug Selbstbewusstsein angesammelt haben um historische Romane zu lesen. Von dort kann man zu historischen Sachbüchern, dann zu anderen Themen wechseln. Und so weiter.


Donnerstag, 21. August 2014

Warum wollen wir das Kinder lernen?

Ich sehe zwei extreme Positionen:
Auf der einen Seite sind die "Frühförderer" und auf der anderen Seite die "Habt Vertrauen in die Kinder und lasst sie in ihrem eigenen Tempo die Welt entdecken".

Der Standpunkt der Frühförderer:
Die Frühförderer betonen, dass Menschen bestimmte Phasen haben, "sensible Phasen". Sollte eine verpasst werden, so schließt sich hier ein Fenster. Und zwar wird es richtig zugemauert. Wenn sich also das Sprachfenster schließt, dann können Kinder keine neue Sprache mehr lernen.
Das Sprachfenster für die Muttersprache scheint 0-3,5 Jahre zu sein - danach (und schon während dessen) kommen sofort alle Fremdsprache mit denen der Mensch dann ein Leben lang leben muss. Mehr gibt es nicht (oder nur auf einem sehr schlechten Niveau und mit großer Mühe akquiriert).
Grobmotorik, Feinmotorik-Fenster schließen sich wohl auch unnachgiebig für immer. Also Fingerspiele und Motorikschleifen in die Kindergärten.
Von einem Mathe-, Geschichts-, Literatur-, Chemie-, Physik- oder Sportfenster habe ich noch nie gehört. Allerdings scheint man auch hier so schnell wie möglich so früh wie möglich anfangen zu müssen.

Der Standpunkt der "Habt Vertrauen in die Kinder und ..."erer:
Hier werden Beispiele genannt wie André Stern, der anscheinend seine ganze Kindheit gespielt und gemalt hat. Auch die Buchstaben hat er spielerisch entdeckt. Weder las er noch tat er etwas anderes außer malen; als er dann bestimmte Altersstufen überschritten hatte wurden die Dinge auf einmal interessant und er hat angefangen die Buchstaben zu Wörtern, Texten zusammenzusetzen.
Auch andere Sprachen lernen, Literatur zu lesen und Gitarren zu bauen und sich seine Mentoren dafür selbst zu suchen (alle Achtung!).
Ein zu frühes Lernen kann Frustration erzeugen (wenn das Gehirn halt noch nicht reif ist) und dann ein negatives Selbstwertgefühl entwickelt wird, was das Lernen dieser Fachrichtung stark negativ vorbelastet.

Ich will diesen beiden Positionen in zukünftigen Posts auf den Grund gehen. Wie wird positive Selbstwahrnehmung zerstört? Wie wird sie aufgebaut? Wie wird man ein erfolgreicher Lerner? Wie ein erfolgreicher Umsetzer?



Sonntag, 15. Juni 2014

Keine Allgemeinbildung mehr? - 1. Literatur

Ich habe ja hier den Begriff des "Skills" eingeführt.
Ich will nun noch einmal den Begriff des Skills anwenden auf ein paar Dinge, aus denen keine neuen Maschinen, Programme, Möbel entstehen oder konkrete Fähigkeiten wie die "Fähigkeit zu Lesen", 10-Finger-System etc.

Also jetzt geht es eher um unkonkrete Dinge wie:

  1. Literatur
  2. Musik
  3. Welt verstehen


Diese Sachen hören sich erst einmal sehr diffus an. Wir wissen, dass wir in Deutsch, Englisch, etc. Literatur anfingen.
Das bedeutet, wir fingen an Dürrenmatt oder Shakespeare oder Dickens zu lesen. Die Klassiker halt.
Genauso haben wir in Musik auch klassische Stücke gehört von Leuten wie Beethoven, Mozart und wie sie alle hießen.

In der Schule haben wir das eher auf formaler Ebene abgehandelt. Während wir uns bei Dürrenmatt gefragt haben, ob die Physiker nun Verantwortung für die Atombombe tragen oder nicht, gab es bei Shakespeare dann schon solche Fragebögen.

Ich will diesem schulischen Ansatz nun den "Skilling" Ansatz gegenüberstellen.

In diesem Frage ich mich, wozu ist Literatur gut? Wozu ist Shakespeare und Dürrenmatt gut? Oder Dickens? Oder wie erkenne ich Literatur? Erkenne ich es am Einband oder am Alter (wie das Shakespeare-Quiz nahelegt)? Erkenne ich es daran, dass Leute, die weiße Haare haben dieses Buch als "Meisterstück" bezeichnen, während sie ernst kucken?

Ich denke in Literatur werden immer Geschichten erzählt. Dies klingt erst mal trivial und richtig. Wenn eine Geschichte gut erzählt wird, dann wird etwas bestimmtes uns näher gebracht, von dem wir vorher weniger wußten. Wenn eine Geschichte gut erzählt wird erfahren wir verschiedene Sichtweisen, ergreifen Partei oder verlieren unsere vorher bestehend Urteile und betrachten die ganze Angelegenheit unter anderen Blickwinkeln.
Die Geschichte der Sklaverei soll in Onkel Toms Hütte so gut beschrieben worden sein, dass von Abraham Lincoln gesagt wird, dass er die Schreiberin mit den Worten begrüßt hat: "Das ist also die kleine Frau, die uns diesen Krieg beschert hat" (Er meinte den Bürgerkrieg in den USA, mit dem auch die Sklaverei beendet wurde).

Literatur ist nun also genau das: Wenn Geschichten unseren Horizont erweitern, wir eine tiefere Empfindung von Geschehnissen oder Begriffen (wie Liebe, Hass, Willenskraft, Freundschaft, etc.) erreichen.

Und dieses ist ein "Skill": Literatur zu erkennen und sie zu verstehen, zu sehen wie eine Thematik auf mehreren Ebenen *hautnah* und *spürbar* beschrieben wird. Das ist der Punkt an dem wir anfangen echte Literatur zu genießen und von seichter Unterhaltung, die nur unsere Zeit vertreibt unterscheiden zu können.
Und dieses Können ist wichtig und Lernenswert. Einmal erreicht, ist es nicht wieder verlernbar.
Wie Fahrrad fahren persönlich!

Und daran erkennen wir ein Skill!

Während wir die Fakten wann Shakespeare jetzt eigentlich gelebt hat und wie viele Begriffe er in die englische Sprache eingeführt hatte eine praktisch nutzlose Information ist, deren fauliger Geruch nicht einmal alle Düfte Ägyptens verbessern können.


Wichtig: Masse!
Wie bei allem sollte man um Masse bemüht sein. Deswegen höre ich einen Großteil der Bücher.
Eine großartige Quelle für Literatur ist hier librivox.org - Hier werden Unmengen an klassischen Stücken vorgelesen. Z.B. Krieg und Frieden (Teil 1) dauert als mp3 zum Hören nur 15 Stunden!

Donnerstag, 5. Juni 2014

Aktuelles Skilling - Chopper

Die aktuellen Skills (Fähigkeiten) von Chopper (9 Jahre)

Ich gehe die Kinder in ihrer Erscheinungsreihenfolge auf der Welt durch :)


Ballett

 ich sehe noch nicht, wie ich das in ein Skill verwandeln kann. Es kommt mir vor wie ein Schulprogramm - man macht 8 Jahre Bewegungen nach Vaganovas Curriculum und am Ende dieser 8 Jahre ist man ein ganz toller Hüpfer :) . Naja, zumindest dauert das Programm in Vaganovas russischer Elite-Tanz-Ballett-Schule 8 Jahre. Wahrscheinlich dauert dieser Kurs also 436 Jahre. Aber Chopper entwickelt eine sehr gute Haltung und stampft schon sehr anmutig.

Kendo 

Schwertkampf - hier gibt es einen Grundkurs, den Chopper nun zum zweiten Mal absolvieren würde (warum das so ist erkläre ich mal später unter paritätisches Modell). Leider haben wir den Start verpasst. Das gibt ihm Gelegenheit mal bei allen Kursen reinzuschnuppern und dann im Winter den Anfängerkurs in der Sportart seiner Wahl zu machen. Kendo trifft für mich den Skilling Begriff. Man lernt im Anfängerkurs in einer begrenzten Zeit (ca. 5 Monate) einen Angriff auszuführen, die Schritte, was wichtig ist und warum die so ausgeführt werden und kann das zu Hause weiterüben. Man kann auch einen Angriff durchführen und einen schlechten Kämpfer (oder Showkämpfer) von einem echten Kämpfer unterscheiden.

Holzwerkstatt 

Chopper baut sich eine komplette Schwertkämpfer-Ausrüstung. Er lernt die Werkzeuge, Feile, Japan-Säge, Arbeit mit Stechbeitel; an der Fräse darf er nur zuschauen (erst ab einer bestimmten Reifestufe kriegt man den Kurs für die schweren Maschinen).

Schwimmen 

Hier wurde er aus dem Babybecken für Schwimmanfänger herausversetzt und schwimmt nun auf Bahn 1 mit den anderen Nieten... äh Anfängern. Es macht ihm Spaß und es ist beim DLRG, also das Skill ist Lebensretter, oder Bademeister.

Schach

Ich habe nie verstanden warum Leute Schach gut finden, also kann ich hierzu wenig sagen. Es ist halt ein Spiel, dass er mit anderen erwachsenen Schachspielern im Schachclub spielt und sie bilden ihn ganz gut aus. Ich kann das aber nicht beurteilen, da ich Schach sehr verwirrend finde und mich heute noch frage, warum ich ihm das damals gezeigt habe :) Da Schach eine endlose Sache ist, die jeder Computer besser kann ist es eher eine stetige Ausbildung der Aufmerksamkeit, Geduld, strategischen Denkens. Es trifft somit nicht den Skilling Begriff.

Paddeln 

Hier fahren wir auf dem Altrhein und auf dem Rhein. Ich finde Paddeln sehr angenehm, wenn es auch anstrengend ist und ich kein guter Steuermann bin. Aber Chopper geht auch zu diesem Kurs mit Freude und er kann sich auf Flüssen zurechtfinden. Ich finde es passt thematisch zum Schwimmen. Ob es Skilling Kriterien erfüllt weiß ich noch nicht.

10-Finger-System 

Haha, was muss ich hier noch sagen. Es trifft klar den Skilling-Begriff, da er innerhalb eines akzeptablen Zeitraums (ca. 4 Monate) eine konkrete Fähigkeit hinzu gewinnt.

Lesen:

Ansonsten baut er seine Lesefähigkeiten stetig aus.
Der Weg bis jetzt sah so aus:
"Mo"
Die Leseliste der Pädagogischen Hochschule Bramberg (nebenbei Comics, LTB, etc.)
Einen schweren Sachtext - als Fortsetzung der Leseliste.
Paarlesen Kinder aus Nr. 67
Davon hat er nun 2 Bände innerhalb einer Woche selbst gelesen. Ein 3 Fragezeichen hält ca. 2 Tage.

Fremdsprachen:

Er lernt Französisch. Zuerst mit Rosetta Stone - das er nun durch hat. Allerdings spricht er weder französisch noch versteht er es. Wörter wie "maintenant" (jetzt) fehlen, damit hat dieser Kurs wohl das Prädikat ineffektiv und teuer wohl verdient (das er auch schon in den Polyglotten Gemeinden bekommen hat).
Nun hat er es mit der Hands-On-Texts-Methode versucht, mit der ich meine Sprachen lerne. Aber ich denke da hat er noch zu viele Hürden. Eine ist, dass er eben nicht schnell schreiben kann (10-Finger System).




Mittwoch, 21. Mai 2014

Allgemeinbildung? Spezialisierung? Oder was?

Die aktuelle Bildung

1. Stufe!
Als ich die Schule verlassen hatte, hatte ich die sogenannte Allgemeinbildung. Wahrscheinlich war ich döfer als andere, aber ich wußte nicht einmal wann das Mittelalter anfängt und wann es aufhört. Und warum war Rom zusammengebrochen? Warum war der Citronensäurezyklus wichtig? Und so weiter.
Also die schulischen Inhalte - so sinnvoll die Sachen an sich sind - waren nicht wirklich bei mir angekommen.

ABER:
Nehmen wir an: Ich hätte das alles gewusst. Alles wäre bei mir angekommen. Ich hätte gewusst, dass inkompetente, arrogante Herrscher nicht mit den Barbaren Frieden schließen konnten und so Rom eins nach dem anderen Mal überrannt wurde. Bis es ausgelaugt war und das römische Reich zerfiel. Innere Streitigkeiten, Kampf um Macht und so weiter.
Nehmen wir an ich hätte gewußt, dass der Zitronensäurezyklus in Lebewesen Energie gewinnt indem er Zucker, Fette usw. abbaut.
Nehmen wir an, ich hätte das alles gewusst und alles andere was der Lehrplan mir vermitteln sollte! Nehmen wir an "Schule" hätte geklappt!
Nehmen wir an ich hätte dieses wertvolle Gut: "Allgemeinbildung" gehabt!


Und nun?! Was damit anfangen? Ich hätte wohl genauso gut im Supermarkt Regale einräumen müssen, als Bedienung oder als Verkäufer oder als andere gering bis gar nicht qualifizierte Kraft arbeiten müssen. So viel bringt einem nämlich Allgemeinbildung. Und ich habe "nämlich" in dem Satz ohne "h" geschrieben! 13 Jahre, die sich gelohnt haben.

Allgemeinbildung ist eben allen gemein. Man nimmt an, dass die Sachen eh allen irgendwie mehr oder weniger geläufig sind. Lesen, Schreiben, Rechnen, Geschichte, Biologie, Werken, 2 Fremdsprachen und noch eine halbe, Physik und Chemie.

Und Punkt. Mehr bringt es nicht und mehr ist es nicht von allem etwas zu wissen und irgendwie alles.

Was für eine Bildung ist nun aber etwas Wert? Wenn Allgemeinbildung nichts Wert ist, sollen wir uns einfach zurücklehnen und nichts machen? Sollen wir versuchen noch schneller als die anderen Allgemeinbildner zu laufen, damit wir uns wenigstens im "Vergleich" profilieren und herausstechen aus der grauen Masse derer, die alle das Wissen, was alle eh wissen?

2.Stufe!
Aus dieser kompletten Nutzlosigkeit und Unverwendbarkeit aller Bildung, die man in der Schulzeit
angesammelt hat folgt nun die nächste Verzweiflungstat.
Man verbringt noch einmal jahrelang damit sich Dinge beibringen zu lassen - die nun hoffentlich (man ist ja mittlerweile schon desillusioniert) in irgendwas münden. Und sei es eine Ausbildung zum Einzelhandelsfachangestellten oder Büroundwordschreibtischhengst.
Irgendwo muss man ja einen Platz auf der Welt haben, den man sich mit "Bildung" anscheinend erkaufen können sollen muss.

Am Ende sind wir also spezialisiert und haben für den Rest unseres Lebens einen festen Platz in unserer Gesellschaft. 

Die Revolution

Nehmen wir uns den alten Traum 
...heute dies, morgen jenes zu tun, morgens zu jagen, nachmittags zu fischen, abends Viehzucht zu treiben, nach dem Essen zu kritisieren, wie ich gerade Lust habe, ohne je Jäger, Fischer, Hirt oder Kritiker zu werden.
Ohne jetzt den Träumer der das träumte zu verraten, nehmen wir uns noch zwei weitere Konzepte für unsere Revolution:
omnes omnia omnino excoli - oder allen alles ganz zu lehren
und die sogenannte 
direkte Aktion 
in der man die Sache direkt anpackt anstatt ewig mit irgendwelchen Institutionen (gesellschaftlichen Einrichtungen, Konventionen, etc.) verhandeln.

Wenn wir dies alles zusammenmischen, dann haben wir eine Bildung in der wir verschiedene Dinge lernen indem wir sie machen!, anwenden!. 
Aber nicht "machen" im Sinne von "eine Lampe in Werken" und auch nicht "anwenden" mit unseren Geschichtskenntnissen auf aktuelle Zeitungsereignisse.

Wir "machen" die Dinge die wir wollen.


Wollen wir einen Tisch machen, so müssen wir Hobeln, Schleifen, Sägen, Lackieren, Beiteln, etc. lernen. Und dies lernen wir daran, dass wir diesen Tisch machen! Wir machen genau den Tisch den wir wollen!

Wollen wir ein Lied in einer fremden Sprache verstehen und mitsingen wollen, dann lernen wir die Wörter aus diesem Lied in diesem Lied.
Wollen wir einen Text verstehen, dann lernen wir diesen Text. Wir lernen nicht mehr 5 Jahre Englisch mit irgendwelchen didaktischen Aufbereitungen, "damit" wir dann "Charly and the Chocolate Factory" lesen können. Wir lesen direkt "Charly and the Chocolate Factory".

Wir haben Fantasie und wollen einen Roman schreiben. Überspringen wir die Rechtschreibung und die Grammatik und die Analyse und die Stilmittel wie "Metapher" und "Klimax", sondern schreiben! und lesen! andere gute Geschichten.

Direkt! Keine "Damits" mehr!

Wir wollen ein Spiel programmieren? Eine Rechnung ob es sich lohnt eine Packung Smarties zu kaufen, und sie in 5er Packs an die Kinder auf dem Spielplatz zu verkaufen? Einen Go-Kart konstruieren? Ein Auto oder ein Schiff bauen? Einen feuerspeienden Drachen?

Wir sind inmitten einer Revolution! Lasst uns nicht klein denken.

Das was wir dabei lernen ist keine "Allgemeinbildung" und keine "Spezialisierung" - es sind konkrete Fertigkeiten. Danach ist etwas fertig, vollbracht. Oder auf Englisch: Skills!

Dieser Blog geht also nicht so sehr um "Bildung" - sondern um den schnellen, effizienten und direkten Erwerb von Fertigkeiten.

Lasst uns also Ideen sammeln, wie man direkt etwas machen kann.