1.) Zusammen statt Gegeneinander
Wenn wir Brettspiele spielen, spielen wir zum einen nicht kompetitiv. Also wir spielen immer zusammen.
Entweder wollen wir den gemeinsamen Goldschatz auffüllen,
Alle Straßen in Monopoly aufkaufen und mit Hotels auffüllen, so dass wir ein riesiges Kartell Formen können - am Ende.
Je nachdem wie man die Regeln verändert, werden wird stärker Hilfsbereitschaft gefördert. Manchmal sagt man, dass es genau der "Wettbewerb" ist, der den Druck aufbaut das Spiel möglichst gut zu verstehen. Dass darin sozusagen der Lerneffekt liegt.
Ich möchte kurz auf den Punkt mit einem Beispiel eingehen: Einmal haben wir "Riese Zwerg" gespielt:
Es geht darum die Goldmünzen in den Städten einzusammeln. Alles war kooperativ. Wir haben es sogar so gemacht, dass wir gesagt haben, welche Münze wir wollen und die durfte kein anderer holen.
Man kann nun entweder eine Karte ziehen, mit der man später den Riesen bezahlen kann um sich fortzubewegen (Richtung Goldmünze) oder sich mit dem Riesen fortbewegen (indem man ihn mit Karten bezahlt).
Die optimale Strategie ist klar ersichtlich, man sucht sich die kürzesten Wege und versucht dann, so wenig Karten wie möglich zu sammeln um dorthin zu kommen.
Diese Strategie habe ich automatisch gemacht. Der Älteste hat sie auch automatisch gemacht. Der Kleinste hat die Strategie kopiert, wollte aber auch manchmal irgendwohin, bloß weil er es dort halt schön fand. Z.B. Das Schloß in den Bergen, etc.
Die Mittlere aber hat erst diese Strategie genommen, dann ist sie übergegangen auch Teilstrecken zu unternehmen (eine klar schlechtere Strategie). Dennoch ist diese Strategie eine wichtige Strategie im Leben, die viele Menschen machen - man schiebt seine Bedürfnisse nicht lang genug auf und bekommt dann schlechtere Ergebnisse (das Auto sofort kaufen, die Schokolade jetzt essen, etc).
Als Nami erkannt hat, dass sie mit der Strategie immer alles sofort auszugeben sehr schlecht vorankommt und sehr wenig zum Erfolg beiträgt hat sie eine andere Strategie ausprobiert:
Die nächste Strategie ist zu sparen, sparen, sparen. Auch dieses Phänomen gibt es im richtigen Leben. Sie hat also - während wir Goldmünze nach Goldmünze geholt haben - ihre Karten angehäuft. Bis sie am Ende bewundernde Blicke für ihren Stapel bekam - und so etwas wie ein "Statussymbol" daraus wurde. Das war sehr interessant.
Am Ende war aber die letzte Goldmünze weg, bevor sie irgendwas holen konnte - hatte aber dennoch viel Status eingeheimst.
Sie konnte das alles ausprobieren, ohne den Druck der Wettbewerb mit sich gebracht hätte. Wettbewerb sorgt dafür, dass man an einem Optimum festhält ohne weiter auszuprobieren. Es nimmt nach einer kurzen Phase in der alle ihre Strategien ausbaldowern die Flexibilität von dem Gefundenen wegzugehen. Etwas Neues zu versuchen. Auch konnten wir uns offen über die Strategien unterhalten und niemand hat angefangen seine als "geheim" oder ähnliches zu deklarieren.
1.a) Manche Spiele haben einen "Computer"gegner. So zum Beispiel das Spiel: Die kleine Hexe. Da läuft die Mume Rumpumpel gegen alle. Jeden Zug einen Schritt weiter. Hat sie es vor allen geschafft, hat die kleine Hexe verloren. Hat man es vor Rumpumpel geschafft, so haben alle es geschafft der Hexe zu helfen.
2.) Regeln sind immersiv
Wenn man nicht kompetitiv spielt, kann man die Regeln langsam aufbauen. Während Chopper (der Älteste) einfach das Handbuch liest und dann alle Regeln genau anwenden will, streiche ich für Sanji (der Kleinste) alle Regeln so weit zusammen, dass er sich im Spiel bewegen kann ohne andere zu stören.
Wenn er das Spiel öfter spielt und mag, dann kann man langsam Regel für Regel dazu nehmen.
So wandert er bei Monopoly erst mal über das Spielbrett, dann würfelt er und fährt die Augenzahl. Irgendwann will er dann auch Geld ausgeben und Straßen kaufen. Oder ich schenke ihm hin und wieder eine.
Da keine Konkurrenz da ist fühlen sich die anderen nicht bedroht von seinen Vorteilen.
3.) Wenn der Spaß aufhört verlasse ich den Tisch
Ich muss ja nicht mitspielen. Und meine erste und wichtigste Priorität ist es, dass wir alle Freude haben. Wieso sollte ich an einem Spiel teilnehmen, wo sich die Spieler anschreien. Das können sie auch ohne mich. Ich komme dann gerne wieder, wenn alles OK ist und keiner mehr denkt er müsste was beweisen, gewinnen oder den anderen fertig machen (nicht passiert bis jetzt).
4.) Immer 10 frische Spiele da haben. (Tipp: Bibliotheken verleihen Sachen :) )
5.) Zerstörung!!!
Ganz kleine Kinder wollen manchmal einfach etwas wieder einreißen. Wenn die großen das wissen, können sie noch einen zusätzlichen Turm bauen, der schnell hochgezogen aus großen Bausteinen stundenlang werden kann. Der kleine muss aber auch ganz deutlich gesagt bekommen, dass es nur dieser eine Turm ist, der zum zerstören da ist.
6.) Nur Decken und Rollenspiele
Die meisten Kinder sind sehr gut in Rollenspielen. Stellt man einen Bereich zur Verfügung in dem nur Decken und ein zwei Stühle oder Kartons sind, dann wird man sehen, wie sie anfangen Burgen zu bauen oder Höhlen. Oder, oder, oder. In Rollenspielen werden meist alle sehr gut integriert. Da ist der "Kleine" oft das "Baby" oder ein Hund, eine Katze, ein Affe, was auch immer er sein mag. Ich halte mich da aber praktisch immer raus.
7.) Keine Verpflichtung
Die Großen müssen sich zurückziehen dürfen. Bei mir gibt es einen Raum, da darf sich der Große zurückziehen. Sogar mit Schlüssel, damit er von innen zusperren kann. Jeder Mensch hat Bedürfnisse, nicht nur der ganz Kleine. Und wenn Chopper sein Skill-Training macht, oder Lesen will, dann will er seine Ruhe. Punkt. Und die Freiheit sich mit anderen zu versammeln - oder eben nicht - ist nicht umsonst ein Grundrecht.