Unsere Gesellschaft strotzt vor kaufbaren Lösungen für alles:
Du willst eine neue Sprache lernen? Sprachkurse - online, offline, Gurus mit Workshops und Seminaren, Bücher, Websites, Busuu, wie sie alle heißen.
Du willst irgendwas Triviales nähen? Schreib Dich bei einem Kurs bei der VHS ein.
Du willst Roboter-Programmierung lernen? Kauf Dir einen Nano oder ein Mindstorms-Set.
Du willst ein Instrument lernen? Los geht's zum Shopping: Auf der Liste stehen: Instrument, Kurs, Buch, ...
Nanotechnologie, Chemie, Tiermedizin? Selbst an die Uni brauchst Du eine Eintrittskarte, die Du am Eingang lösen musst. Das Abi, gekauft durch endlose Schufterei von Aufgaben, die nichts mit der eigentlichen Sache zu tun haben - oder nur entfernt, oder nur irgendwie...
Und was man alles ausgibt, Geld, Zeit,...
Die ganze Zeit kauft man sich Symbole und das Gefühl dem Ziel näher zu kommen. Allein schon im Buchladen den richtigen Sprachkurs gefunden zu haben gibt praktisch die ganze Befriedigung des Lernens.
Aber wie schnell ist der Sprachkurs nicht mehr "neu" und man sucht schon den nächsten und die nächste Hoffnung, dass er einen ans Ziel bringt. Oder wie schnell ist das Stifte-Set und die Staffelei in der Ecke, neben der Gitarre und dem Paintbrush-Set?
Wir erreichen das Ziel aber auch nicht mit dem nächsten Kauf. Wir stellen uns nur wieder an die Startlinien. Kaufen uns das nächste paar Turnschuhe mit der Runtastic-App für Motivation und formulieren unsere Neujahrsvorsätze. Schreiben uns bei Weight-Watchers ein und kauen Diät-Kochbücher.
Und wieder stehen wir an der Startlinie. Die wir nur für ein paar Tage, einen kurzen Sprint verlassen und dann am Alltag zerschellen. Das wenige Leben, das uns die Arbeitswoche übrig lässt, genügt um neue Vorsätze zu schließen und Symbole zu kaufen, die uns kurz befriedigen - uns sagen: Das Ziel ist erreichbar.
Der grundlegende Gedanke ist: Wir schaffen eine persönliche Entwicklung nicht alleine.
Wir können nicht anfangen Bücher über Tiere und ihre Anatomie zu lesen, dann auf einem Tierbauernhof zu helfen und immer tiefer einsinken. Wir sollen: Abitur, Studium, blablabla
Ich sehe mittlerweile, wie meine Kinder ihr Spielzeug selbst herstellen, wie sie ihre Brettspiele selber aus Papier ausschneiden. Würfel dazu basteln.
Und dann fängt man an die Welt anders zu sehen: Man geht auf Youtube und lernt Singen bei Kursen und singt selber - anstatt sich irgendwelche Lieder zu kaufen. Und man merkt: Eine gesummte falsche Tonleiter fühlt sich sehr schön an. Man benötigt gar nicht das neueste Lied vom größten Sängertrio um Musik zu genießen.
Man geht auf Youtube und dann kauft man sich einen Elektromotor, den man an einem Dreirad fest bindet und schon hat man sein kleines Elektroauto gebaut.
Was kommt als nächstes? Wir können so vieles selber machen. Natürlich bauen wir nicht am ersten Tag einen Lamborghini, wir singen nicht am ersten Tag eine Coloratur. Aber wir fangen am ersten Tag an zu wachsen und müssen uns nur so lange wie möglich fernhalten Dinge zu kaufen. Bücher, Kurse, Workshops, Software. Das nötigste um zu beginnen finden wir im Internet umsonst, oder zur Not in Büchereien. Oder wir setzen uns wirklich in die Buchhandlung und lesen dort.
Aber wir kaufen nichts - bis wir sicher sind, dass wir schon "machen". Dass wir schon rennen. Wenn wir die ersten Turnschuhe erstehen, dann sind wir schon so weit von der Startlinie, dass wir uns gar nicht mehr dran erinnern.
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