Es geht um einen Gerichtsprozess mit Sorgerecht und vielleicht hilft es ja dem ein oder anderen, den auch ein Gerichtsprozess erwartet.
Die Kindsmutter hat vor ca. 1,5 Jahren einen Sorgerechtsstreit gegen mich angefangen. Sie wollte das paritätische Modell, sondern das normale alle 2 Wochen 2 Tage und Kinder ab in die Schule.
Ich habe 3 Tage vor der letzten Verhandlung meine Verteidigung komplett geschrieben. Sie ging in keinem einzigen Punkt um die Fehler, die die Mutter macht; ich habe nicht einmal die Anklageschrift gelesen um nicht in einen Ton zu verfallen, der zu sehr auf Verteidigung gebaut ist - sondern ich beschrieb einfach, was ich für die Kinder mache, wie die Kinder integriert sind, wie ich ihre hygienische und gesundheitliche Fürsorge wahrnehme und wie sie lernen.
Da meine Ex ja in Frankreich lebt war der Prozess vor einem franz. Gericht. Also bekam ich die Antwort, dass sie kein Deutsch können und ich die Verteidigung noch einmal schreiben müsse. Ich übersetzte sie ins Englische. Dann kam die Antwort, dass sie nur Französisch vor französischen Gerichten akzeptieren. Also musste ich es noch mal ins Französische übersetzen :)
Am Vorabend war es ein Gefühl, wie vor dem Abitur. Dieser Tag würde über den Rest meines Lebens entscheiden. Ob die Kinder weiter einen echten Vater haben, oder eben nicht - und wie unser Verhältnis dann sein wird, wenn sie groß sind. Entfremdet oder Vertraut.
Doch dann dachte ich um: ich habe mich darauf besonnen, was ich schon alles gemacht und gelernt habe. Aber ich dachte auch darüber nach, wie ich aus einem Negativ-Urteil das Beste machen kann. Welche neuen Optionen es bietet; und wie ich mich dennoch intensiv um die Kinder kümmern kann. Solche Sachen wie in das Haus neben der Mutter zu ziehen und ähnliches.
Und ich sagte immer wieder zu mir (vielleicht kennt das jemand aus Muhammed Ali oder anderen Programmen, die das Selbstbewusstsein stärken): I am the greatest. (<=das hilft wirklich)
In dem Moment wo ich diese innere Veränderung machte, fiel die Angst und die Ungewissheit von mir und ich fühlte, dass - was immer auch passiert - ich werde das Beste draus machen. Aber das Wichtigste ist, dass ich meinen Kindern vorgelebt habe mit Mut für das was Bedeutung hat einzustehen.
Im Prozess selber war ich dann auch extrem gut gelaunt und konnte mich vorzüglich mit dem Richter unterhalten - ich hatte ja eigentlich auch schon alles in meiner Verteidigung geschrieben.
Was mir natürlich auch geholfen hatte, war die Routine, die ich in den letzten Jahren in den Gesprächen mit Beamten und Behörden gewonnen hatte. Danke an alle, die mir ihr Vertrauen geschenkt haben und mich für ihre Sache einstehen haben lassen.
Also meine Kurzzusammenfassung, wenn ihr vor Gericht steht:
1.) Zeigt, dass ihr super Eltern seid. Dass ihr für das Wohl eurer Kinder sorgt (Bildung, Hygiene, Versorgung, soziale Kontakte, Integration in die Gesellschaft)
2.) Weist niemandem die Schuld zu - es geht darum, dass ihr es gut macht. Es ist egal ob jemand anderes Mist verbockt hat oder ob es jemand anders schlechter macht. Es geht darum, dass ihr es gut macht.
3.) Zeigt, dass ihr eure Kinder liebt und dass das etwas sehr wertvolles ist.
Als wir damals (wir dachten ja ins Ausland flüchten ist *die* Lösung) nach Frankreich ausgewandert sind, wusste keiner von uns beiden, dass dieses Auswandern die Beziehung so stark belastet, dass wir nur noch ein paar Monate zusammen haben. Und als mir Auswandern damals als der beste Weg erschien dachte ich auch nicht, dass ich mich irgendwann vor einem franz. Gericht nach franz. Recht verteidigen müsse.
Ich habe es ohne Anwalt gemacht, da ich meine Strategie fahren wollte - und es hat sich am Ende gelohnt.
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