Nun, zuerst Mal möchte ich damit ausdrücken, was die Gesellschaft meint - denn sie meint 2 Dinge - wenn sie Sozialisation sagt.
1.) Verhalten gegenüber Autoritäten. Sind wir gut sozialisiert, dann erkennen wir Autoritäten an, wissen wo wir knien und wo wir buckeln müssen. Zittern! wenn wir die Unwahrheit vor Autoritäten sagen - obwohl sie mit Gewalt drohen. Wir werden unfähig gemacht im sozialen Spektrum zu navigieren wie wir es wollen - wir bekommen beigebracht, wo es unschick, unpassend, ungelegen ist reinzugehen. Nicht beim Vorgesetzten reinplatzen. Nicht uneingeladen auf Parties gehen. Anweisungen unhinterfragt entgegen zu nehmen - und auszuführen. All das ist Sozialisation. Es ist die Anpassung an gesellschaftliche Denkmuster. In Umgebung, die von Autorität geprägt ist bedeutet dass, das dies in unser Fleisch übergeht. Wir lernen den Unterschied in der Hackordnung - wie wir die Hackordnung selbst bekräftigen. Wie wir nach unten treten, wenn einer versucht auszubrechen. Was sollen wir auch anderes tun. In einer Gesellschaft, in der eine strenge Hierarchie herrscht ist jeder Ausbrecher von Unten jemand, der uns eins nach unten schieben wird - sollte er es schaffen.
2.) Freunde. Menschen, die für einen da sind und mit denen man die Welt erleben kann. Ein Verhältnis, das auf gegenseitiger Zuneigung beruht und sich durch Sympathie und Vertrauen auszeichnet.
Nun - und so sieht die Realität aus. Jetzt will ich nicht, dass wir lernen uns zu rechtfertigen und einen philosophischen Diskurs darüber bestehen können, sondern ein kleines Bild und ein paar Faken, wie ich es erlebt habe darlegen.
Wenn uns jemand nach Sozialisation ohne Schule fragt, so ist dass, als ob wir gefragt werden, ob ein Fisch denn auch lernt sich im Meer zurecht zu finden, wenn er nicht vorher im Aquarium darauf trainiert wurde.
1.) Die Autoritäten und Verhaltensregeln wurden nicht in der Schule erfunden, sondern sie entstanden in der Welt - unsere aktive Auseinandersetzung mit der Welt ist es, was uns sozialisiert. In eine Welt, die nur ein Abklatsch der Welt ist kann es nicht richtig gelernt werden. Die Schule bietet hier ein verzerrtes Bild - Abweichungen werden oft zu hart bestraft, oder falsche Dinge heroisiert. Nichts in der echten Welt ist so auswegslos, wie das untere Glied in der Hackordnung der Klasse zu sein - außer im Gefängnis. Jemand mit Null Sozialkompetenz wird in der Schule massiv zum Mobbingopfer, was jedes Licht am Ende des Tunnels vernichtet. In der echten Welt, muss man nur darüber nachdenken, warum man so oft seine Freunde wechseln muss - oder so viel Zeit allein verbringen muss.
Ein Verlierer zu sein ist in der Schule absolut - ein Urteil, das unter die Haut geht; sogar in den genetischen Code implantiert wird. In der echten Welt sucht man sich andere Gebiete - und es gibt ein viel größeres Spektrum. Man kann dort glänzen und mit anderen zusammen Freude haben - sozial belohnt werden.
Die Welt ist groß und man kann aktiv seine Sozialisation(1) mit bestimmen.
2.) Freunde - auch hier ist man wieder im echten Meer und kann aus einer großen Anzahl "auswählen". Man besucht Orte seines Interesses - der eine geht ins Schwimmbad, der andere in die Berge. Man findet Leute mit den gleichen Interessen, die an dieselben Orte gehen. Und durch gleiche Interessen erhöht sich die Wahrscheinlichkeit gemeinsamer Werte - und dies wiederum die Wahrscheinlichkeit von Zuneigung, Vertrauen, etc.
Es ist absurd zu glauben, dass man unter den 30 Mitschülern die mit dem selben Interesse mit einer höheren Wahrscheinlichkeit findet, als in der Welt.
Natürlich, wenn man alle auf dieselben Interessen bringen will - also Fußball für Jungs in Deutschland und für Mädchen Klatsch und Oberflächlichkeit, dann steigert es die Wahrscheinlichkeit. Aber zu welchem Preis. Dem Ausschluss aller, bei denen dieses Mainstreaming nicht klappt.
Die Welt ist groß und man findet Sozialisation(2), dort wo man seine Interessen in dieser Welt hat.
Und zu dem gibt es auch noch die Erwachsenen und alle Menschen, die Personen des Vertrauens und der gegenseitigen Zuneigung sein sollen. Besonders die ersten Jahre der Eltern. Andere Freunde kommen mit anderen Interessen. Aber der gesunde Startpunkt ist die Geborgenheit der Familie.
Macht euch also keine Sorgen, wenn die "anderen" schon mit ihren Spielkameraden spielen. Wenn die Gesellschaft sagt, dass Gleichaltrige so unglaublich wichtig sind. Prüft genau, ob Eure Kinder nicht schon Personen ihres Vertrauens genug haben, und ob sie genug gegenseitige Zuneigung empfinden. Lasst euch nicht dazu zu verleiten zu glauben, dass andere Kinder besser sind - nur weil sie Jünger sind. Sucht Orte zu denen ihr sie begleitet, an denen sie Spaß haben - wenn sie dort mit anderen Kindern spielen, dann weil sie es wollen. Nicht: weil es ihre einzige Option ist. Wenn es ihnen sehr gut gefällt und sie ein Bedürfnis haben diese anderen wieder zu sehen, dann werden sie fragen, wann ihr wieder hingeht.
So einfach ist das, was gesund ist.
Chopper schließt immer mehr Verbindungen zu anderen Kindern in seinen Kursen (keins davon ein Home/Unschooler). Manche davon werden wieder aus seinem Leben verschwinden, andere werden bleiben. Und dieses werden Freundschaften - über die Zeit - ohne Zwang.
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