Zuerst muss man sagen: Das Podiumsgespräch war viel zu kurz. Und das sage ich obwohl ich es komplett abtippen musste und manchmal geflucht habe, wie lang es denn noch geht :)
Vorne saßen zwei Regierungsvertreter, die das Thema anscheinend vorher nicht kannten - wobei ich mich frage, wie man die mittlerweile praktisch größte "Privatschule" der Welt übersehen kann. Zusätzlich frage ich mich, wie man die Mahnung von Munoz (Beauftragter der UNO) damals übersehen konnte, dass das deutsche System diese Alternative unterdrückt. Und ich frage mich noch mehr, wie diese beiden die heftigen und nationalistischen Reaktionen der GEW (Lehrergewerkschaft) auf Munoz Bericht übersehen konnte.
Nun denn, die beiden saßen zuerst da vorne und hatten am Anfang wohl ziemliche Probleme den Film und das Publikum einzuordnen. Ihnen war klar, dass ihre beiden Mit-Podiums-Gäste Homeschooler waren, aber ihnen war nicht klar, dass das Publikum auch ziemlich versetzt mit Freilernern war - und so haben sie erstmal mit der üblichen Abwiegelung und Pro-Schul-Propaganda begonnen: "Der Film hatte tolle Bilder und die Schulen setzen mittlerweile auch diese Sachen *alle* um". Bei Schulen werden dann immer die Lieblingsschulen der Parteizugehörigkeit genannt: SPD= Gesamtschulen, inklusive Schulen, etc.
Dann wurden sie darauf hingewiesen, dass es hier nicht um Schule geht. Nein, es geht ganz genau um Nicht-Schule! Das hat sie ein bisschen auf den Boden geholt. Dennoch haben sie weiterhin das Schulsystem und natürlich auch die vermutete Schulpflicht gepriesen.
Ansonsten hat die Dame vom Regierungspräsidium gesagt, dass man mit der Schulpflicht nicht auf die verantwortungsvollen Eltern abzielt. Obwohl sie sich hier sehr sozialdarwinistisch ausdrückte: "Oberschicht und Akademiker". Das ist aber nicht der Fall, wie wir wissen - in den USA sind die Homeschooler über und unter der Armutsgrenze gleichverteilt. Deswegen habe ich jetzt mal zu ihren Gunsten: "verantwortungsvolle Eltern" geschrieben.
Karen gab auch noch den Königsweg an, den ich mal so zusammenfassen will: "Klar *Nein* sagen und dann soll der Sohn/die Tochter selber einen Brief schreiben und das mit den aushandeln." Was ich allerdings wirklich den allerbesten Weg finde. Ab 10/11 Jahren können die Kinder wirklich für sich selbst sprechen.
Sollte das nicht klappen, dann finde ich An/Abmelden immer noch das einfachste. Was praktisch auch jeder akzeptiert, wie ich das auch früher schon geschrieben habe. Und auf die Abmelde-Lösung haben die Regierungsvertreter auch sehr gelassen und akzeptierend reagiert (selbst im Gespräch hinterher).
Leider kamen die Regierungsvertreter sehr viel zu sprechen und die Homeschooling-Vertreter dafür sehr, sehr, sehr wenig. Der Fokus lag stark auf der "Schulpflicht" und sehr wenig auf dem: "Hey, wir machen das und was müssen wir als nächstes machen."
Es wurde zeitweise sehr emotional - ich habe auch gezittert - weil es einfach nicht zu ertragen war, wie Menschen Leid akzeptieren und andere Menschen opfern wollen, bloß weil es Gesetze und Pädagogik-Bücher Bücher gibt und sie sich dahinter verstecken können. Das ist schon übel, nach allem, was wir im Geschichtsunterricht über Deutschland gelernt haben. Wenn man das dann in Wirklichkeit erlebt und wie das Leid heruntergespielt und übergangen wird, dann ist es aber schon fast die einzige gesunde Reaktion sich darüber wirklich zu erhitzen und sein Leid offen auszusprechen.
Im Foyer wurde dann noch sehr viel in kleinen Gruppen gesprochen. Ich habe ganz viel mit dem Herrn von der Schulbehörde Pforzheim gesprochen und habe ihm immer wieder verdeutlicht, dass hier alle über einen Kamm geschoren werden - ohne Schuldfeststellung. Es wird ohne Unschuldsvermutung an das Thema gegangen - es gibt keinen offiziellen Weg der Rechtfertigung - und dieses ist alles nicht rechtsstaatliche. Und der Zweck der erreicht wird ist auch mit anderen Mitteln erreichbar. Jemand anders wies ihn auf die Gesetzeslage hin (sogar mit Gesetzbuch) und dass diese Gesetze und die "Schulpflicht" doch nicht so eindeutig da stehen - sondern sogar das Gesetz auf unserer Seite steht, nur die Auslegung nicht.
Insgesamt konnten wir auch sehen, wie stark mittlerweile Homeschooling gewachsen ist und wie viele Menschen schon von allen Seiten dazu kommen. Seien es Schulprobleme bei den Großen, oder die Frage: Wie mache ich das mit meinen Kindern - kurz nach der Geburt des eigenen Kindes.
Das Gespräch mit den Regierungsvertretern gab sogar Hoffnung auf eine baldige Änderung der Gesetze. Dennoch: Das sind geübte Redner, die darauf zielen, dass jeder sein eigenes Quäntchen Hoffnung heraus interpretiert.
Ich halte es für nicht zielführend sich stark mit der Regierung zu befassen, wenn es sich nicht ergibt. Das Wichtigste ist Menschen zu überzeugen und ihnen klar zu machen: Homeschooling ist eine gute Alternative - und die Bildungsergebnisse und die sozialen Konsequenzen sind besser als diejenigen bei industriell produzierter Bildung und Sozialisation. Und aus keinem anderen Grund gibt es Befürworter dieser Alternative. Wäre die Alternative schlechter, gäbe es keine Bewegung.
Die Regierung folgt dann den Menschen, wie die Fahne dem Wind.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen