Montag, 15. Dezember 2014

Keine Sorge (mehr) über Sozialisation und Freunde

Eine der Fragen, die man sich am Anfang stark stellt und auch von anderen gestellt bekommt, ist die nach: "Sozialisation".

Nun, zuerst Mal möchte ich damit ausdrücken, was die Gesellschaft meint - denn sie meint 2 Dinge - wenn sie Sozialisation sagt.

1.) Verhalten gegenüber Autoritäten. Sind wir gut sozialisiert, dann erkennen wir Autoritäten an, wissen wo wir knien und wo wir buckeln müssen. Zittern! wenn wir die Unwahrheit vor Autoritäten sagen - obwohl sie mit Gewalt drohen. Wir werden unfähig gemacht im sozialen Spektrum zu navigieren wie wir es wollen - wir bekommen beigebracht, wo es unschick, unpassend, ungelegen ist reinzugehen. Nicht beim Vorgesetzten reinplatzen. Nicht uneingeladen auf Parties gehen. Anweisungen unhinterfragt entgegen zu nehmen - und auszuführen. All das ist Sozialisation. Es ist die Anpassung an gesellschaftliche Denkmuster. In Umgebung, die von Autorität geprägt ist bedeutet dass, das dies in unser Fleisch übergeht. Wir lernen den Unterschied in der Hackordnung - wie wir die Hackordnung selbst bekräftigen. Wie wir nach unten treten, wenn einer versucht auszubrechen. Was sollen wir auch anderes tun. In einer Gesellschaft, in der eine strenge Hierarchie herrscht ist jeder Ausbrecher von Unten jemand, der uns eins nach unten schieben wird - sollte er es schaffen.

2.) Freunde. Menschen, die für einen da sind und mit denen man die Welt erleben kann. Ein Verhältnis, das auf gegenseitiger Zuneigung beruht und sich durch Sympathie und Vertrauen auszeichnet.

Nun - und so sieht die Realität aus. Jetzt will ich nicht, dass wir lernen uns zu rechtfertigen und einen philosophischen Diskurs darüber bestehen können, sondern ein kleines Bild und ein paar Faken, wie ich es erlebt habe darlegen.

Wenn uns jemand nach Sozialisation ohne Schule fragt, so ist dass, als ob wir gefragt werden, ob ein Fisch denn auch lernt sich im Meer zurecht zu finden, wenn er nicht vorher im Aquarium darauf trainiert wurde.

1.) Die Autoritäten und Verhaltensregeln wurden nicht in der Schule erfunden, sondern sie entstanden in der Welt - unsere aktive Auseinandersetzung mit der Welt ist es, was uns sozialisiert. In eine Welt, die nur ein Abklatsch der Welt ist kann es nicht richtig gelernt werden. Die Schule bietet hier ein verzerrtes Bild - Abweichungen werden oft zu hart bestraft, oder falsche Dinge heroisiert. Nichts in der echten Welt ist so auswegslos, wie das untere Glied in der Hackordnung der Klasse zu sein - außer im Gefängnis. Jemand mit Null Sozialkompetenz wird in der Schule massiv zum Mobbingopfer, was jedes Licht am Ende des Tunnels vernichtet. In der echten Welt, muss man nur darüber nachdenken, warum man so oft seine Freunde wechseln muss - oder so viel Zeit allein verbringen muss.
Ein Verlierer zu sein ist in der Schule absolut - ein Urteil, das unter die Haut geht; sogar in den genetischen Code implantiert wird. In der echten Welt sucht man sich andere Gebiete - und es gibt ein viel größeres Spektrum. Man kann dort glänzen und mit anderen zusammen Freude haben - sozial belohnt werden.

Die Welt ist groß und man kann aktiv seine Sozialisation(1) mit bestimmen.

2.) Freunde - auch hier ist man wieder im echten Meer und kann aus einer großen Anzahl "auswählen". Man besucht Orte seines Interesses - der eine geht ins Schwimmbad, der andere in die Berge. Man findet Leute mit den gleichen Interessen, die an dieselben Orte gehen. Und durch gleiche Interessen erhöht sich die Wahrscheinlichkeit gemeinsamer Werte - und dies wiederum die Wahrscheinlichkeit von Zuneigung, Vertrauen, etc.
Es ist absurd zu glauben, dass man unter den 30 Mitschülern die mit dem selben Interesse mit einer höheren Wahrscheinlichkeit findet, als in der Welt. 
Natürlich, wenn man alle auf dieselben Interessen bringen will - also Fußball für Jungs in Deutschland und für Mädchen Klatsch und Oberflächlichkeit, dann steigert es die Wahrscheinlichkeit. Aber zu welchem Preis. Dem Ausschluss aller, bei denen dieses Mainstreaming nicht klappt.

Die Welt ist groß und man findet Sozialisation(2), dort wo man seine Interessen in dieser Welt hat.

Und zu dem gibt es auch noch die Erwachsenen und alle Menschen, die Personen des Vertrauens und der gegenseitigen Zuneigung sein sollen. Besonders die ersten Jahre der Eltern. Andere Freunde kommen mit anderen Interessen. Aber der gesunde Startpunkt ist die Geborgenheit der Familie.

Macht euch also keine Sorgen, wenn die "anderen" schon mit ihren Spielkameraden spielen. Wenn die Gesellschaft sagt, dass Gleichaltrige so unglaublich wichtig sind. Prüft genau, ob Eure Kinder nicht schon Personen ihres Vertrauens genug haben, und ob sie genug gegenseitige Zuneigung empfinden. Lasst euch nicht dazu zu verleiten zu glauben, dass andere Kinder besser sind - nur weil sie Jünger sind. Sucht Orte zu denen ihr sie begleitet, an denen sie Spaß haben - wenn sie dort mit anderen Kindern spielen, dann weil sie es wollen. Nicht: weil es ihre einzige Option ist. Wenn es ihnen sehr gut gefällt und sie ein Bedürfnis haben diese anderen wieder zu sehen, dann werden sie fragen, wann ihr wieder hingeht.

So einfach ist das, was gesund ist.

Chopper schließt immer mehr Verbindungen zu anderen Kindern in seinen Kursen (keins davon ein Home/Unschooler). Manche davon werden wieder aus seinem Leben verschwinden, andere werden bleiben. Und dieses werden Freundschaften - über die Zeit - ohne Zwang.

300 Erfahrungsberichte über Home-Schooling

Die australische Behörde hat vor kurzem eine Umfrage gemacht, bei der (besonders) Betroffene ihre Meinung über Home-Schooling abgeben konnten.

Hier ist der volle Link zu den Dokumenten

Die Dokumente gliedern sich in verschiedene Kategorien:
1.) Homeschooler, Fernbildung und Unschooler (darunter sind sowohl massiv kinderreiche christliche Familien, als auch sehr weltliche Eltern mit ein paar Kindern) - viele haben schon erwachsene Kinder (auch mal 24 Jahre alt).
2.) Helfer, die diesen Prozeß unterstützt haben. Es gibt anscheinend in Australien die Möglichkeit sein Homeschooling von einem Kirchenmann oder anderem Helfer unterstützen zu lassen.
3.) Erwachsene Home-/Unschooler selbst
4.) Lehrer, die es sich gar nicht vorstellen können, wie Kinder jemals etwas zu Hause werden können und auch es unbegreiflich finden, wie ein Elternteil alle Fähigkeiten vermitteln können soll, bei der eine ganze Schar von hochausgebildeten Superpädagogen und Spezialisten schon hin- und wieder versagen (natürlich aufgrund der Unbelehrbarkeit so mancher Kinder).

Hier eine Liste der Beispiele:
Eine Doktorin (Medizin), die ihre Medizin-Uni herausragend abgeschlossen hat, nun selbst 3 Kinder hat und dankbar ist, dass sie Homeschooling machen durfte:
Homeschooling, richtig ausgeführt, ermöglicht Kindern eine fröhliche, unterstützende, akademisch gesunde und sozial bereichernde Bildung zu geben.


Donnerstag, 11. Dezember 2014

Choppers neuestes Werk

Chopper hat nach langer Arbeit nun endlich sein 1.80 Katana fertig.  Es war viel hobeln,  sägen,  feilen. Es ist 2 mal gewachst und das Holz vom Schwert selber sieht echt schön aus und fühlt sich toll an.

Donnerstag, 4. Dezember 2014

Autoren und Bücher über Unschooling



Kinder aus Nr. 67
Herr der Fliegen
Farm der Tiere

Chemie:
Jule und der Schrecken der Chemie

Physik:
Der Schlüssel zum Universum (Hawking)
Spaß und Spannung mit Physik (coole Experimente und Sachen zum selber bauen - und danach verstehen, warum es so funktioniert und so ist)

Khan Academy - aber macht es nicht für die Badges und Avatars... obwohl das auch Spaß macht :)


Unschooling Literatur (+Zitate, die ich übersetzt habe - und in meiner Übersetzung so nah wie möglich bei der englischen Satzstellung geblieben bin, manchmal auf Kosten der deutschen Grammatik):

John Taylor Gatto 



Kinder lernen was sie leben. Stecke Kinder in eine Klasse und sie werden ihr Leben in einem unsichtbaren Käfig verleben, isoliert von ihrer Chance in der Gemeinschaft; unterbrich Kinder mit Glocken und Gongs die ganze Zeit und sie werden lernen, dass nicht wichtig oder wertvoll genug ist, es auch zu Ende zu bringen; mach sie lächerlich und sie werden sich aus menschlichen Beziehungen zurückziehen; beschäme sie und sie werden hunderte Wege finden dem auszukommen. Die Gewohnheiten, die in Organisationen von großem Ausmaß gelehrt werden, sind tödlich.

Dumbing us Down:
“In meinen 30 Jahren als Lehrer habe ich ein faszinierendes Phänomen bemerkt: Schulen und Schulung sind zunehmend irrelevant für die großen Unternehmungen unseres Planeten. Niemand glaubt mehr daran, dass Wissenschaftler im Naturwissenschaftsunterricht ausgebildet werden oder Politiker im Sozialkundeunterricht oder Dichter im Englisch/Deutschunterricht. Die Wahrheit ist, dass Schulen nicht wirklich irgendwas lehren, außer Befehlen zu gehorchen. Das ist ein großes Rätsel für mich, denn tausende von menschlichen, sorgenden Leuten arbeiten in den Schulen als Lehrer, Helfer und Direktoren, aber die einfachere Logik der Institution überwältigt ihre persönlichen Beiträge. Obwohl Lehrer sich bemühen und sehr, sehr hart arbeiten; die Institution ist einfach psychopathisch -- sie hat kein Gewissen. Sie klingelt eine Glocke und der junge Mensch, der mittendrin ist ein Gedicht zu schreiben muss sein Heft schließen und in eine andere Zelle wandern wo er sich dann merken soll, dass Menschen und Affen einen gemeinsamen Vorfahren haben.”
“Unabhägiges lernen, Gemeinschaftsdienst, Abenteuer und Erfahrungen, große Portionen von Privatheit und Mit-Sich-Alleinsein, tausend verschiedene Ausbildungen — die Abwechslung am Tag oder länger — das sind alles mächtige, billige und effektive Wege um eine echte Reform des Schulens zu beginnen. Aber keine groß-angelegte Reform wird jemals darin funktionieren zu reparieren unsere beschädigten Kinder und unsere beschädigte Gesellschaft, bis wir uns zwingen uns der Idee zu öffnen, dass "Schule" die Familie als den Hauptmotor der Bildung beinhaltet. Wenn wir Schulung dazu benutzen die Kinder weg von den Eltern zu brechen - und lass uns uns hier nicht täuschen, das war die zentrale Funktion der Schulen seit John Cotton es als den Zweck der Bay Kolonie Schulen in 1650 deklarierte und Horace Mann es 1850 als Zweck der Massachusetts Schulen erklärte - so lange werden wir die gleiche Horror-Show, die wir jetzt haben fortsetzen.” 
Dies war einmal das Land, wo jede geistig gesunde Person wußte, wie man eine Unterkunft baut, Nahrung anbaut und sich gegenseitig unterhält. Jetzt sind wir zu andauernden Kinder gemacht worden. (<- die das eben nicht mehr können)
Die Home-Schooling Bewegung ist unbemerkt auf eine Größe angewachsen bei der eine halbe Millionen junger Menschen (2013: 2,5 Mio) komplett von ihren Eltern gebildet werden; letztes Monat hat die Bildungspresse die erstaunlichen Neuigkeiten berichtet, dass in der Fähigkeit zu Denken, diese Kinder 5-10 Jahre ihren formal gebildeten Gleichaltrigen voraus zu sein scheinen. 

Weapons of Mass Instruction
Ich beknie Dich Deinen eigenen Verstand über die Annahmen zu untersuchen, die dahinterstecken, dass Du die Polizei benutzen willst um darauf zu bestehen, dass einstmals freie Geister keine andere Wahl haben als sich dem zu ergeben, dass sie durch Fremde beschult werden.
Ich kam zu dem Ergebnis, dass Genie so verbreitet ist wie Schmutz. Wir unterdrücken Genie aber, weil wir noch nicht herausgefunden haben, wie wir eine Bevölkerung von gebildeten Männern und Frauen managen. Ich denke, die Antwort ist einfach und glorreich. Lass sie sich selbst managen.


John Holt 

Instead of Education

"Bildung, mit seinem unterstützendem System von verpflichtendem (erzwungenem) und wetteiferndem Schulen, all seinen Karotten und Strafen, seinen Noten, Diplomen und Zertifikaten, scheint mir jetzt die vielleicht am meisten autoritäre und gefährliche von allen sozialen Erfindungen der Menschheit. Es ist der stärkste Pfeiler des modernen und weltweiten Sklavenstaates, in welchem die meisten Menschen sich als nichts anderes als Produzenten, Konsumenten und "Fans" fühlen, immer mehr und mehr getrieben, in allen Teilen ihres Lebens, durch Habgier, Neid und Angst. Mein Bestreben ist es nicht die "Bildung" zu verbessern, sondern sie abzuschaffen, zu beenden das widerliche und gegenmenschliche Geschäft des Menschen-Formens und die Menschen sich durch sich selbst formen zu lassen."
"Das bedeutet nicht, dass niemand mehr jemand anders beeinflussen soll oder versuchen soll zu beeinflussen, was andere denken oder fühlen. Wir alle berühren und verändern (und werden verändert durch) die mit denen wir zusammenleben und -arbeiten. Wir sind schon aus Instinkt heraus redsame und soziale Wesen, und natürlich teilen wir mit denen um uns herum unsere Sicht der Realität. In beidem, meiner Arbeit als Schriftsteller und als Dozent, und unter meinen Freunden mache ich dies die ganze Zeit. Aber ich weigere mich die anderen in eine Position zu stecken in welcher sie das Gefühl haben sie können mir nur zustimmen ... oder wenigstens den Anschein zu machen zuzustimmen. Deswegen, außer natürlich als gelegentlicher Besucher, werde ich mein Lehren nicht weiter in Zwangs- und Wettbewerbs-Schulen abhalten..."

“Ein lebenswertes Leben, und eine tunswerte Arbeit - das ist es, was ich für Kinder will (und alle Menschen), nicht nur, oder besonders nicht: etwas genannt 'eine bessere Bildung'.” 
“Vieles was wir Geschichte nennen, sind die Erfolgsgeschichten von Verrückten.” 
“Nur bis zu dem Ausmaß in dem Menschen haben was sie brauchen, in dem sie gesund und angstfrei sind, dass ihre Leben Abwechslung haben, interessant, bedeutsam, produktiv, erfreulich, daran können wir anfangen zu richten, oder nur zu ahnen, das Wesen der Menschen. Wenige Menschen, Erwachsene oder Kinder, leben aktuell solche Leben.” 



Ivan Illich


Deschooling Society (Entschulung der Gesellschaft)

“die bloße Existenz von Schulen entmutigt und versperrt den Armen die Kontrolle über ihr eigenes Lernen zu übernehmen.” 
“Das meiste Lernen ist kein Ergebnis von Unterweisung. Es ist vielmehr das Ergebnis von ungehinderter Teilnahmen an einem bedeutungsvollen Geschehen. Die meisten Menschen lernen am Besten, wenn sie "mittendrin sind," und dennoch stellt die Schule es so hin, dass sie die Schule als Quelle ihres persönlichen, kognitiven Wachstum durch ausgearbeitetes Planen und Manipulieren identifizieren.” 
“Schule ist eine Weltreligion geworden für ein modernisiertes Proletariats, und sie macht nichtige Versprechen der Errettung der Armen im technologischen Zeitalter.” 
 “Schule ist unter der Annahme designed, dass es ein Geheimnis zu allem im Leben gibt; dass die Qualität des Lebens davon abhängt dieses Geheimnis zu wissen; dass Geheimnisse nur in der ordentlichen Reihenfolge gewusst werden können; und dass nur Lehrer diese Geheimnisse richtig enthüllen können. Ein Individuum mit einem geschulten Verstand nimmt die Welt wahr, als Pyramide von klassifizierten Paketen die nur zugänglich sind für diejenigen, welche die richtigen Markierungen tragen.” 
“Universale Bildung durch Schulung ist nicht machbar. Es wäre auch nicht machbarer, wenn es durch alternative Institutionen versucht würde, die auf dem Stil der aktuellen Schulen aufbauen. Weder neue Einstellungen von Lehrern gegenüber ihren Schülern, noch die Verbreitung von erzieherischer Hard- und Software (im Klassen- oder Schlafzimmer), noch als allerletztes der Versuch die pädagogische Verantwortung auszudehen bis sie die gesamte Lebensspanne des Schülers umfasst wird diese universale Bildung bringen. Die aktuelle Suche für neue bildende Schornsteine muss umgekehrt werden - und zwar in die Suche nach ihrem institutionellen Gegenteil: Bildende Netze welche die Möglichkeit für jeden erhöhen jeden Augenblick seines Lebens zu verwandeln: in einen Moment des Lernens, Teilens und sich um den nächsten zu kümmern. "
“die Macht der Schule die soziale Realität zu zertrennen kennt keine Grenzen. Bildung wird weltfremd und die Welt wird Nicht-Bildend” 

 Paul Goodman 


Compulsory Miseducation

Wenn bei einer Konferenz, ich den Gedanken anbiete, dass wir vielleicht schon zu viel formales Schulen haben und dass - unter den aktuellen Bedingungen - je mehr wir noch dazu bekommen, desto weniger Bildung wir bekommen; dann schauen mich die anderen seltsam an und gehen dann wieder weiter darüber zu diskutieren, wie man mehr Geld für Schulen bekommt und wie man die Schule aufwertet.
Plötzlich bemerke ich, dass ich einem Massenwahn gegenüberstehe. Der Massenwahn in Frage, welcher das Ziel dieser klassischen ikonoklastischen (Ikonen zerstörenden) Arbeit ist, ist, dass Bildung nur durch den Gebrauch von Institutionen wie der Schule erreicht werden kann.

Dienstag, 2. Dezember 2014

Gedanken über Interesse


1.) Zum einen ist es wie Werbung: Die bunteste und beste Werbung erzeugt natürlich die höchste Aufmerksamkeit. Der lauteste und gewandteste Marktschreier verkauft aber nicht unbedingt die frischesten Fische.
Manchmal ist es der Leise, Ruhige. Doch das merkt man erst mit der Erfahrung. Eine Werbung mit Substanz, die sich auf das Produkt bezieht zu unterscheiden von einer schreierischen Werbung, die einfach nur sagt, dass Dein Leben super wird wenn Du dieses super Produkt kaufst.

2.) Interesse ist wie Schmiermittel. Je besser ein Kugellager geschmiert ist, desto leichter wird es laufen. Ein Skateboard mit schlecht geschmiertem Kugellager wird immer lahm fahren. Und so wird ein Reiz, der wenig Interesse erzeugt auch wenig Lernen auslösen.
Sich durch ein uninteressantes Buch zu quälen, kann sogar Lernen lähmen.

3.) 

Studie über Schule vs. strukturiertes Homeschooling vs. unstrukturiertes Homeschooling

Studie 1:  Die Studie der Concordia Universtität, die drei Gruppen (Kanada) untersucht hat:

(Link zur Original Studie)
(Eine Besprechung aus akademischer Sicht mit zusätzl. Literatur (z.B. Rudner 1999))
(Woodcock-Johnson Test of Achievement)


1.) Kinder aus öffentlichen Schulen (Kontrollgruppe)
2.) Homeschooler
3.) unstrukturierte Homeschooler (Richtung Unschooling, Kinder-geführtes-Lernen)

Das Video trägt den reißerischen Titel: Sind Homeschooler schlauer?



  • Man hat berücksichtigt, dass Homeschooler und Schooler verschiedene Dinge lernen und deswegen den Wissensstand auf 7 Gebieten überprüft, anstatt es am Lehrplan der Schulen fest zu machen. (Lesen, Rechnen, Soziale Fächer, ...)
  • Kontrollgruppe der öffentlichen Schulen waren sehr kontrolliert, also ähnliche Einkommensgruppe, Bildungsstand der Eltern, etc.
  • Es waren keine Opt-Outs-Homeschooler - sondern Eltern, die sich von Anfang an für Homeschooling entschieden hatten.
  • Alle 3 Gruppen waren selbst-selektiert - also freiwillige Meldungen (gegenüber Rudner-Studie).
  • Die Studie hat nur Grundschulkinder untersucht (5-10 Jahre).


Die Ergebnisse zusammengefasst:

  • Gründe für Homeschooling: Bullying in Schulen, versteckter Lehrplan, Gender Stereotypes (Mädchen können kein Mathe, etc)
  • Homeschooler generell geringeres Gehalt
  • Signifikant stärkere Ergebnisse in 5 der 7 Gebiete der strukturellen Homeschooler
  • Homeschooler sind bis zu 5 Stufen den öffentlichen Schulgängern voraus.
  • Je weniger Strukturierung, desto schlechtere Performanz in den frühen Jahren (komplett ohne Struktur: sogar unter öffentlichen Schulen (aber nicht signifikant))
  • Die Skala bei Homeschooling geht von komplett frei bis sehr strukturiertem Homeschooling (inkl. Lehrplan)
  • Eltern und Umgebungen bei Homeschoolern waren sehr liebend, warm, partizipierend, inspirierend
  • Sozialisierung über Vereine/Gruppen - sehr viele Gruppen. Ihre Tage waren länger, sie hatten mehr Zeit (minute 24:00 im Video)

Am Ende wird noch gefragt, warum die Homeschooler so weit voraus sind:
Hypothesen:
  • 1-zu-1 Lehrer-Schüler-Verhältnis
  • Höhere Sensitivität für die Kinder



Freitag, 28. November 2014

Abschluss von Skill-Training Nr.2

So nach ein paar Monaten mit Speed-Reading ist Chopper nun bei 555 Wörter pro Minute angelangt. Nein, dieses Mal gibt es keine Feier und keinen Kuchen. Aber das nächste Skill ist: Tanzen - Basisschritte: Hip Hop - zur Unterstützung des Tanzkurses, den er gestern angefangen hat.

Mittwoch, 26. November 2014

Rechtschreibung und Unschooling

Die erste Mail. Die erste Mail ganz ohne Rechtschreibfehler. Alles korrekt. Es waren zwar nur 2 Sätze, aber komplett ohne Fehler. Vor ein, zwei Monaten hat Chopper das erste Mal Interesse in korrektes Schreiben gezeigt.
Wir haben nie ein Diktat oder irgendwas anderes schulisches gemacht. Einfach nur Lesen. Mittlerweile verschlingt Chopper aber schon massiv Bücher (wenn er denn liest, da er praktisch keine Zeit mehr dafür hat). 
Er trainiert Speed Reading bei spreeder.com und liest dort ca. 3 Geschichten von Brüder Grimm (pro Tag). Eine schreibt er ab, bei seinem 10-Finger-System-Training (das ja jetzt vorbei ist).
Und anscheinend genügt das um eine ordentliche Rechtschreibung zu bekommen.

Auch wenn ich korrekte Rechtschreibung nur für ein Beamtenskill halte, so ist es doch heutzutage zur Visitenkarte geworden - aber einfacher zu erlernen, als es immer propagiert wird.

Dienstag, 25. November 2014

Deschooling und Skill-Training

Mittlerweile kenne ich immer mehr Kinder und Erwachsene, die ihr Deschooling anscheinend ewig fortsetzen würden.
Mein heftigster "Fall" ist ein nun schon 20 jähriger Junge, der irgendwann anfing die Schule zu verweigern (ohne den Begriff Unschooling, Deschooling, etc. aber). Er las einen Schundroman nach dem anderen und las und las. Und spielte Computer und spielte Computer. Irgendwann hatte er dann alle Drachenreiter 30 Mal durch und schrieb immer noch kein Wort und beim Computerspielen war er sogar in den Top 0,5 % von irgendeinem Online-Spiel und verkaufte "Leveling-Ups". Das ganze hatte ein Problem, Leveling-Ups machten nicht reich. Sie blieben immer im Taschengeldbereich eines 14-jährigen. Und auf der anderen Seite dauert es ewig und vereinsamt immer mehr.
Auch Romane lesen führt auf Dauer anscheinend zu nichts. Siehe das Interview mit John Taylor Gatto, das ich auf dieser Seite analysiere.

Ein anderer Fall ist ein ca. 13-jähriges Mädchen aus Frankreich, deren Mutter ich auf der letzten Celebrate Unschooling kennen lernen durfte. Sie war schon ewig aus der Schule und nichts lief, außer die üblichen "Deschooling"-Sachen. Die Mutter war sehr engagiert im franz. Unschooling und ief, ging auf viele dieser Treffen und war sehr belesen - auch von dem was sie erzählte war klar, dass sie den Unschooling und Deschooling Gedanken gut verstanden hatte. Jedoch zeigte die Tochter nach *Jahren* keinerlei Anstalten den Weg des Deschooling zu verlassen und die Mutter war mittlerweile verzweifelt.

Ein anderes Beispiel ist aus einer Radioshow (auf Youtube unter "The dangers of Unschooling" zu finden), in dem eine Tochter mit ca. 10 Jahren aus der Schule befreit wird. Nach knapp 3 oder 4 Jahren des Deschooling ist der Vater verzweifelt. Aber auch die Tochter. Ihre Interessen, ihr Kontakt zu Freunden haben sich drastisch verringert und sind auf Null zurückgegangen.

Eine andere Mutter, die sich sehr mit dem Thema Unschooling beschäftigt hat auch ihre ältere Tochter aus der Schule freigelassen. Erst eine freie Schule, die war aber dennoch immer noch zu restriktive und dann die echte Freiheit. Sie sagte (fast) wörtlich: "Ich halte Deschooling für einen destruktiven Prozess - es zerstört die wenigen Sachen, die noch da sind und setzt an ihre Stelle nichts. Wenn sie das Gefühl haben nichts zu können, was soll denn dann auch kommen."

Und zuletzt kenne ich noch meine Tochter, sie war noch nie in der Schule! Und dennoch: Spielen und Süßigkeiten sind ihre Leidenschaften. Ich wünschte es wäre anders, ich wünschte sie würde von alleine durch die Decke starten, ich wünschte ich würde in allen Kindern dieses "irgendwann geht es los" entdecken. Aber ich sehe, dass -ohne Anleitung- Menschen zurück zum "Median" fallen. Meiner Meinung nach sind das mittelalterliche handwerkliche Fähigkeiten. Natürlich ist das irgendwie cool, wenn die Kinder dann Nähen, Stricken, Instrumente bauen (so wie André Stern) oder schmieden (so wie Devin Martin). Und dazwischen spielen sie Playstation 3 und wir alle hoffen, dass es cool und hip bleibt selbst-fabrizierte Produkte in einem Etsy-Shop zu verkaufen.

Auf der anderen Seite sehe ich, dass eine halbe Stunde am Tag Skill-Training so viel bringt und so viele neue Interessen und Neugier sich daraus entwickeln können. Es hilft den Menschen die Welt außerhalb der Schule zu entdecken.

Sonntag, 23. November 2014

Aushalten und erfolgreicher Abschluss eines Skills

Nami beim "Ich will nicht lesen lernen", "Kein Interesse", etc. zu beobachten ist eine echte Herausforderung an die Geduld - der ich nun mit viel Vorlesen begegne. Und mit Mahjong und den schon genannten Spielen. Kopf hoch... vielleicht sollte ich mir wirklich selbst ein Ziel setzen und mindestens 10-20 Kinderbücher vorlesen, bis ich es wieder aufs Tablett bringen und sie bis dahin einfach "passiv" lesen lassen.

Chopper hat heute sein Skill-Training "10-Finger-System" beendet. Nach 4 Monaten war es wirklich an der Zeit. Er tippt jetzt ca. 140 Zeichen pro Minute und das ist heftig, wenn ich an die Anfänge zurückdenke, bei denen er gerade mal ca. 10 in der Minute hatte und einen Heulkrampf. Er ist dann gleich losgelaufen und hat es auf der Skill-Liste abgehakt.

Auf der sich immer mehr füllenden Skill-Liste hat er sich heute "Programmieren lernen mit Khan Academy" ausgesucht. Es war ein ganz schöner Unterschied zu 10-Finger-System. Er hat am Anfang noch gefragt, wie viel er machen soll und dann nach den ersten Minuten hat man nur noch jubilieren gehört. Ich denke 10-Finger-System hilft ihm massiv beim programmieren. Er kann sich jetzt auf das Programm konzentrieren und hatte richtig gute Ergebnisse. Und Khan Academy hat wirklich schöne Übungen, die besonders den Einstieg ins Programmieren erleichtern.

In der Küche beim Abendessen hat er mich dann gefragt, warum ich will, dass er so viel lernt und warum ich mir so viel Mühe gebe. Das war eine Frage, die mich wirklich überrascht hat. Insbesondere weil so ein dankbarer Ton darin lag, dass mir fast die Tränen kamen. Meine Mutter sagte noch immer - weil der Opa das auch sagte: Undank ist der Welten Lohn - und insbesondere bei Kindern. Nachvollziehen kann ich das bei Chopper nicht. Er ist wirklich dankbar und er sieht seine Erfolge.

Kinder lernen in Sprints - so schreibt John Holt. Ja, und ein 3 Monatssprint scheint bei einem 10 jährigen genau richtig zu sein.

Ich will nochmal betonen, dass Chopper sich auch nochmal 10-Finger-System aussuchen hätte können. Ein Skill-Sprint ist zwar vorbei, aber wenn er es noch höher, weiter, besser hätte sein wollen, so hätte man das wieder aufnehmen können und neue Ziele beschließen.

Jetzt weiß ich nicht, ob ich das morgen mit den Kindern feiern will oder nicht.... Hmmm... Ich fühle mich danach.

Samstag, 22. November 2014

Kriegen die Kinder auch genug Bildung?

Kein Unschooler bei dem ich diese Frage noch nicht gehört habe. Auf Blogs, VLogs, etc... überall die Unsicherheit, ob man auch wirklich genug macht, damit man mithalten kann mit dem Wissen von Schulkindern.
Es ist aber auch ganz klar, wir betreten Neuland - keine Lehrpläne betten uns in dem sanften Wissen, dass wir für morgen alles lernen, was in der Welt von gestern wichtig war.

Hier ein paar Fakten auf den Weg:

1.) Unschooler machen meist sehr viel in den musischen Fächern und haben dafür Defizite in den Naturwissenschaften - nicht alle natürlich.
2.) Wir vergessen meist wie herkömmliche Schule wirklich ist und wie viel vom Lehrplan bleibt - in den Köpfen und Herzen der begeisterten Schüler. In unseren Köpfen wird sie idealisiert - man muss aber nur mal wieder 20 Minuten reingehen oder mit Schuleltern sprechen, dann fragt man sich, wie man je zweifeln konnte.
3.) Ca. 20 Minuten am Tag werden in der herkömmlichen Schule mit effektivem Lernen verbracht - 180 Tage im Jahr.

Die wichtigere Sache ist aber: Wie kommt ein Unschooler zu der Sache, die ihn interessiert. Wie werde ich Tierärztin, Katapultspringer, Neurologe, Maker und Shaker?

Da wir ja wirklich diesen Weg gehen - besser gesagt die Kinder und Jugendlichen stellt sich für uns eher die Frage wie ist der Weg dorthin - und nicht: Wie ist der Weg um den "Normalo-Weg" möglichst Unschooling nachzuahmen.

Wie bekomme ich ein Praktikum da und dort? Wo überhaupt? Wer sind die Leute / Firmen / Freiberufler, die von mir und meiner Mitarbeit profitieren könnten? Was ist der Mehrwert den ich bringen kann? Wer ist am ehesten dafür aufgeschlossen? Bei wem kann ich was lernen, dass ich lernen will?

Was uns als Eltern natürlich dazu bringt uns zu fragen: Wieso sucht unser Kind nicht diese Sachen alle, obwohl es so viel Freizeit hat?

Ich denke, das Recherchieren und erstmal auf die Idee zu kommen, dass man auch in die Welt anstatt in die Bücher gehen kann - das ist unsere Aufgabe. Das gehört wohl zu den Basic-Skills die wir in den oben genannten 20 Minuten oder unserem Alltag einflechten müssen.

Freitag, 21. November 2014

Nami - Lesen (Update)

Nami hat wirklich Probleme beim Lesen. Sie liest sehr langsam (in meinen Augen) und es macht ihr auch keinen Spaß.
Ich habe jetzt eine Zeit mit ihr einfach ganz viel gelesen. Wir waren teilweise 3 Stunden am Tag damit beschäftigt. Für 10 Seiten in Sternenschweif (eine Serie über Pferde, die sich in Einhörner verwandeln, wenn man Mondblumen.... ihr versteht was ich meine) hat sie ewig gebraucht.

Dann ist sie immer besser geworden und irgendwann haben wir dann 26 Seiten in 2 Stunden 15 Minuten geschafft. Sie war erst wirklich stolz darauf und hat angefangen in der Bibliothek selbst Bücher durchzulesen. Aber einige Zeit später - als sie einen großartigen Weg zu entkommen gefunden hatte - hat sie dann wirklich gar nicht mehr gewollt.

Ich denke es ist auch nicht gut so viel Druck aufzubauen, also habe ich ganz schweren Herzens erstmal abgelassen. Schweren Herzens, weil sie am Anfang tausendmal gewechselt hat und keine Methode wirklich länger als eine Woche durchgehalten hat. Und wir haben nun schon 20 Methoden durch und verschiedene Fibeln und weiß nicht was.

Also versuche ich jetzt - im Nachlassen - einen Schritt zurück zu gehen. Noch einmal ganz leichte Sachen zu suchen, in denen noch einmal die Buchstaben mit dran kommen. In denen die Silben verschieden sind, und wenig am Tag. Im Modus "Ich ein Stück-Du ein Stück" - also ich lese eine Seite, dann liest sie eine Seite in einem schwereren Buch. Oder demselben.

Zusätzlich habe ich jetzt noch ein Suchbuch "Ich finde was" geholt, damit sie ihre Wahrnehmung üben kann und biete gerade für ein Mahjong Spiel.




















Ich halte Mahjong für ein echt gutes Spiel zum Lesen lernen. Es ist eine perfekte Vorübung da man komplexe Zeichen finden muss.


Donnerstag, 20. November 2014

John Taylor Gatto

Hier ist ein Interview mit John Taylor Gatto (einer der Galleonsfiguren im Unschooling-Bereich), das ich im folgenden zusammenfasse

John Taylor Gatto war über mehrere Jahre hinweg Lehrer des Jahres in New York City und auch  1991 auch in New York State - danach hat er sich von Schule verabschiedet und tritt nun für Homeschooling insbesondere für Unschooling ein.

Sein Englisch (heftig amerikanisch) ist ziemlich schwer zu verstehen und das Interview sehr lang.
Am Anfang werden seine Hauptthesen zusammengefasst (wie auch in Wikipedia zu finden):
  • Sie macht die Kinder konfus. Sie präsentiert ein zusammenhangloses Ensemble von Informationen, die das Kind memorieren muss, um nicht von der Schule zu fliegen. Abgesehen von den Tests und Prüfungen funktioniert diese Programmierung ähnlich wie das Fernsehen, das fast die ganze ‚freie’ Zeit der Kinder ausfüllt. Man sieht und hört irgendetwas, um es gleich wieder zu vergessen.
  • Sie lehrt sie ihre Klassenzugehörigkeit zu akzeptieren.
  • Sie macht sie gleichgültig.
  • Sie macht sie emotional abhängig.
  • Sie bringt ihnen eine Art von Selbstvertrauen bei, die auf ständige Bestätigung durch Experten angewiesen ist (provisional self-esteem).
  • Sie macht ihnen deutlich, dass sie sich nicht verstecken können, weil sie immer überwacht werden.[6]
Dann kommt ein Abschnitt darüber, warum das Schulsystem so ein degeneratives Ergebnis erzeugt. Er sagt, dass es der Zusammenhang zwischen der Funktionsweise der Wirtschaft und der Struktur des Schulsystems ist.
Also die Managementmethoden versagen desto mehr, je autonomer (eigenständiger) die Menschen handeln. Da die Managementmethoden der Wirtschaft "State of the Art" (und auch der Zustand der Zivilisation) sind - werden diese Managementmethoden natürlich auch in die Schule propagiert.

Ich will hier zusätzlich erläutern:
-Oft wird gesagt, dass die Schule uns mit Absicht zu kleinen Ameisen erzieht, die nicht selber denken können/sollen. Dass es von Staat und "den Kapitalisten" so gestaltet wäre, damit wir gute Bürger und gute Arbeiter werden.
Dieses sagt John nicht. Seine Aussage deckt sich dagegen mit der Beobachtung, dass durch Änderung in den Managementmethoden sich auch die Methoden in der Schule ändern.
Einige Beispiele:
-Wochenpläne und Kompetenzraster (ahmt Management by Objectives (MbO) also Management durch Zielvereinbarungen nach)
-ein morgendlicher Stuhlkreis (ahmt morgendliche Besprechungen nach)
etc.

Als nächstes erklärt John, dass er seinen Kindern immer klar gemacht hat, dass sie ihn jederzeit nach dem Sinn des Lernstoffs fragen können (aber höflich, da er ja auch ein Mensch ist) - und wenn er keine gute Antwort liefert, können sie "opt-out" (wörtl: sich heraus wählen) machen.

Und er hat seinen Schülern immer erlaubt nicht zum Unterricht zu kommen (mit Einverständnis der Eltern), wenn sie etwas "Besseres" vor hatten.

Er erzählt - und das ist ein ziemlich wichtiger Bestandteil - von seinen Gesprächen mit 2 Direktoren von renommierten Colleges - und worauf sie Wert legen. Es sind - überraschenderweise - die Hobbies. Wie die Bewerber ihre Freizeit verbringen erlaubt den besten Blick in ihre Seele und wie sie ticken.
Der optimale Kandidat hat 3 Herzen:

  • Körperliches Hobby: Kein Teamsport, da weiß man nicht, welche Position und man kann sich zu sehr hinter anderen verstecken. Ideal ist: Ein Einzelsport mit einem leichten körperlichen Risikofaktor.
  • Intellektuelles Hobby
  • Soziales Hobby
Stunde 2-3

Betrifft nur Schule.  Es geht über die Familie von Darwin und Thomas Maltus. Die Grundaussage ist, dass Eltern versuchen ihre Kinder vor Kindern aus niederen Kreisen schützen wollen. Zusätzlich kommt noch Adam smith, der sagt.. der unterschied zwischen dem kind des Herzogs und des strassenfegers ist ihre frühe Erziehung ... damit war smith einer der ersten. Davor hatten die unterschichten das Gefühl vom goodwill und der Gnade drr oberschichten abzuhängen.  (Wichtige Namen sind hier: spinoza, plato, malthus, darwin, vorbestimmung kalvin)
2. Er erzählt wie er mit den Kindern aus der Unterschicht (Harlem) den gleichen harten Stoff gemacht hat, wie mit denen aus der Oberschicht. Er hat Jack London (Call of the Wild) für eine 8. Klasse fallen gelassen und anstatt dessen Moby Dick durchgenommen, eines der schwersten Bücher über Schicksal, etc. 
Kinder, die Besseres mit ihrer Zeit vor hatten hat er gecoached und aus der Schule geschickt um ihr Ziel umzusetzen.  Einer Schwimmerin, die im Unterricht nur schlief, hat er gesagt: Dass sie in der schule nicht schwimmen könne, weil es nicht mal ein Schwimmbecken gäbe. Sie solle rausgehen und die 160 Bäder von New York City besuchen und eine Karte mit Berichten anfertigen.

3. "Gehirn ist ein Muskel-Theorie" gilt für ihn.  Die einfachste Weise ein Kind zu einem Genie zu machen ist es ab dem 7. Lebensjahr einer massiven Fülle an Informationen auszusetzen ("frontload it with information").

Stunde 3-4
Hier geht es um die Erfinder Benjamin Franklin und Edison - respektive ihre Jugend. Beide verlassen die Schule um ihre Energie sinnvoll einzusetzen und machen echte Erlebnisse in der Welt (und auch Geschäfte).
Während andere Kinder im Alter von 12 Jahren Angst haben, dass eine 3 im Zeugnis ihnen ihr Leben versauen kann.

Auch bespricht er wieder Thomas Maltus und Niccholo Macchiavelli und findet, dass die Kinder wenigstens alle diese Höhepunkte (in denen manchmal Schule zum Nachteil der Bevölkerung eingesetzt wird - oder einfach eher zum Vorteil des Regenten) der Zivilisation kennen sollten, damit sie wenigstens eine Wahl haben und wissen was los ist. Anstatt dass sie blind den Lehrern hinterherlaufen, die wiederum unwissend das weitergeben, was ihnen anbefohlen wird.

Das führt ihn zum Thema der Tests. Er gibt an, dass es keinen Nutzen hat zu testen, außer Kinder in konstanter Abhängigkeit und Angst zu halten.



=> Das Ergebnis für produktives Unschooling ist:

  • die Klassiker auf jeden Fall auch anzubieten (wie schon auch oben bei Moby Dick, etc.)
  • Biografien und Autobiografien um junge Menschen zu inspirieren
  • keine Bewertungs-Tests (aber das ist offensichtlich) - höchstens zur Selbstdiagnostik
Er beschreibt die Zusammenhänge zwischen Adoption und Schule und ein finsteres Kapitel über Boxcar-Children (Kinder, die verschleppt wurden und dann verkauft um die Eltern im Arbeitsmarkt zu haben). Das letzte habe ich nicht selbst recherchiert - ich finde nur den berühmten Roman "The boxcar children" - aber sonst nichts.
Bei dem anderen kann ich mir denken, dass einfach der Fokus der Regierung zu einem bestimmten Zeitpunkt auf die Aufbewahrung der Kinder ging und die aktuell zuständigen im Familienministerium sich dann darum gekümmert haben. Auf eine zugegeben sehr sozialistische Art und Weise (nämlich mit Freiheitseinschränkungen für die Betroffenen, anstatt sie zu unterstützen mehr Freiheit zu gewinnen), aber das war "gut gemeint".

Eine weitere Beobachtung ist die Erweiterung der Kindheit dadurch, dass die Schule kindische Ängst nährt und davon profitiert. Angst vor Noten - was im Grunde die Angst ist, von einer Bezugsperson keine Liebe und Zuneigung zu bekommen. Und diese Ängste dehnen die Kindheit weit in das Erwachsenenalter, was natürlich eine Beschneidung der Persönlichkeitsrechte gleichkommt.

Auch der künstliche, unnütze Wettbewerb der nur darauf abzielt das Lernen zu verbessern - richtet nur Zerstörung an. Man wird neidisch auf "bessere" und konzentriert sich nicht auf das Lernen selber und was man selber daraus ziehen kann, sondern auf den Wettbewerb. Dieses fördert auch wieder niederes unproduktives Verhalten.

Stunde 4-5:
Zusätzlich beschreibt er, seine Analyse der wirklichen Elite-Elite-Boarding-Schools und welche Skills sie lehren (und mit welchen man dann eben vom Gonzo zum Herzogssohn wird):

 1. Eine Theorie über die menschliche Natur (verkörpert in Geschichte, Philosophie, Theologie, Literatur and Gesetz - ich füge noch Soziologie hinzu).
2. Skill in der *aktiven* Literatur (Schreiben, öffentliches Sprechen). Einfaches Lesen dagegen ist nur für Untergebene wichtig, damit sie ihre Befehle schriftliche entgegennehmen können (ich möchte hinzufügen, dass sie auch einfache Gesetzesänderungen und Änderungen in Steuerverpflichtungen lesen können) - und ist deswegen nur wertvoll für die Befehlshaber.
3. Einsicht in die großen Institutionen  (Gerichte, Körperschaften (wie Aktiengesellschaften), Militär, Erziehung).
4. Wiederholte Übung von guten Mannieren und Höflichkeit; basierend auf der Wahrheit, dass Höflichkeit und Umgangsformen die Grundlagen für alle zukünftigen Beziehungen sind, alle zukünftigen Allianzen, und Eintritt zu den Plätzen zu denen Du vielleicht gehen willst.
5. Unabhängiges Arbeiten.
6. Energetischer körperlicher Sport ist kein Luxus, oder ein Weg "Dampf abzulassen" aber sie sind absolutely the only way to confer grace on the human presence, and that that grace translates into power and money later on. Also, sports teach you practice in handling pain, and in dealing with emergencies.
7. A complete theory of access to any place and any person.
8. Responsibility as an utterly essential part of the curriculum; always to grab responsibility when it is offered and always to deliver more than is asked for.
9. Arrival at a personal code of standards (in production, behavior and morality).
10. To have a familiarity with, and to be at ease with, the fine arts. (cultural capital)
11. The power of accurate observation and recording. For example, sharpen the perception by being able to draw accurately.
12. The ability to deal with challenges of all sorts.
13. A habit of caution in reasoning to conclusions.
14. The constant development and testing of prior judgements: you make judgements, you discriminate value, and then you follow up and “keep an eye” on your predictions to see how far skewed, or how consistent, your predictions were.

Lernen ist am besten möglich, wenn man sich "at ease" (leicht und unbeschwert) fühlt - denn nur dann kann man richtig verstehen.
Durch ändern des Habitus konnten seine Schüler (ca. 13 Jahre alt) in Universitäten und Gerichtsräume, etc. ohne Probleme eintreten und teilnehmen. (siehe auch Nr. 3).

Seine nächste Ausschweifung ist etwas heftig und außergewöhnlich: Es geht darum, dass schon in der Antike die Kaiser und Herrscher gerne Flöhe abrichteten (man kennt vielleicht noch den Flohzirkus von Jahrmärkten).
Um Flöhe abzurichten wird ein flaches Gefäß genommen und die Flöhe hineingesetzt, dann ein Deckel darauf. Sie hüpfen und stoßen sich den Kopf so lange an, bis sie aufgeben und gezähmt sind. Sobald ihr "Wille" gebrochen ist drängen sie sich alle auf einem Haufen zusammen und sind leicht zu kontrollieren.

John Taylor Gatto sagt: "In diesem Moment habe ich erkannt, dass ich als Deckel angestellt war" (sein Beruf als Lehrer).
Er will keine böse Absicht unterstellen (oder nur marginal), sondern stellt das Problem vor, dass es keine Möglichkeit gibt "eine Gesellschaft zu managen, die keine Manager braucht".
Dasselbe ist mit Produktion und Kapitalismus: Wenn jeder fähig wäre, selber Sachen zu erfinden, herzustellen und Erfindungen dauernd zu verbessern (oder auf seine Notwendigkeit zuzuschneiden) würde das Kapital zusammenbrechen.
Ähnliches mit Demokratie - wenn alle die Demokratie sehr ernst nehmen zerschlägt sich die Macht.

Curiosity - Neugier - lever for innovation
Methods to destroy:
1.) Stillsitzen + Antwort ausspucken auf Aufruf
2.) Fehlerhafte Quellen (Schulbücher)
3.) Bedrohung durch Tests

American Dream - Write your own script, Have an independent livelyhood

Invention by outsiders - training actually to *narrow*. And not by goal or mastery, but by examining details.

Habit hält uns alle in unseren sozialen Strata. Den Minenarbeiter in seiner Dunkelheit, sie sorgt dafür, dass die schlimmsten Jobs nicht verlassen werden, etc.

Alexander James Inglis Lecture - 6 Zwecke des Beschulens - und auch Principles of Secondary Education:
1.) Adjustive Function - fixed habits of reaction to authority
2.) Integrating Function (conformity function) - make as alike as possible (react generally the same way)
3.) Directive Function - diagnose proper social role and allocate in the social pyramid, so that they can't evade
4.) Differentiating function - teach just as far for the layer in the pyramid
5.) Selective function - Assess breeding quality - tag the unfit with their inferiority, by poor grades and humiliation - so that peers will accept this ranking
6.) Propedeutic function - small fractions of kids will take over the functions in the system (Heranbilden neuer Nachwuchs-Funktionäre)

Man wird gemessen an seiner Performance nicht an seinen Zertifikaten

Das System (Schule) wie es jetzt ist dient denen, die es erschaffen haben, nicht denen, die darin sind.

Somit unterscheiden sich diese Elite-Elite-Private-Boarding-Schools in ihrem Curriculum erheblich von denen der öffentlichen und privaten Schulen.

Mittwoch, 19. November 2014

Erfahrungsberichte über Unschooling und Homeschooling

Eine der größten Fragen bei der Erziehung von Kindern ist: Was wird mal daraus?
Das hier wird eine kleine Umschau im Internet, was aus Unschoolern und Homeschoolern wird. Ich will Blogs, Kommentare, berühmte und unbekannte Home/Unschooler betrachten - immer mit dem Fokus: Jetzt sind sie groß und was können sie?

Zuerst kommt der Rockstar-Teil, also die bekannten Größen in der Szene.

Logan LaPlante: Er ist zwar noch nicht groß, aber er ist mit 13 Jahren schon so voller Wissbegier und Forscherdrang. Arbeitet schon in Firmen und ... naja einfach super :)



Dayna Martin (thesparklingmartins.blogspot.de): Devin (ca. 16) lernt gerade Schmiedekunst in einer selbstgebauten Werkstatt und verkauft seine Produkte (Messer, etc.) auf Etsy.com



Sterns: Andre Stern - hauptsächlich Gitarrenbauer


Dale J. Stephens: Gründer von UnCollege - Bildungsreformer, Entrepreneur (inklusive einer sehr wertvollen Ressourcenliste)


Idzie (mit dem Blog: Yes-I-Can-Write) : Schreibt und hält Reden über Unschooling. Ansonsten konnte ich keine zusammenhängende Arbeit finden. (komplett frei)

Astra Taylor, Sunny Taylor: Beides Künstler. Astra hat 2 Dokumentarfilme gemacht - der letzte ist aber 6 Jahre her. 




Lisa Harvey-Smith: Astrophysikern, untersucht Entstehung von kosmischen Magnetismus, Supernova Überreste und massive Sterne. Läuft Ultra-Marathon und wurde einmal Student Of the Year in academic and sporting Achievements. War auf der Liste von Sidneys (Australien) 100 einflußreichsten Persönlichkeiten. Die Mutter war auch ihrer Lehrerin in der Grundschule.

Ein sehr guter Artikel von einer Homeschoolerin, die Unschooling entdeckt. Besonders interessant sind die vielen, vielen, vielen Kommentare.
Ich habe noch nicht alle gelesen, aber viele der Unschooler dort (die schon erwachsen sind) hätten sich mehr Vorgaben gewünscht. Einer geht sogar so weit, dass er sagt: 

Ich werde meine Kinder in die Schule schicken und das Unschooling einfach als Freizeitaktivität an den Wochenenden machen.
        I was homeschooled all the way through high school. My mom is a chronic type B. We were almost unschooled by default even though we didn’t call it that! I think, like anything, unschooling isn’t for everyone. For me, adjusting to a set schedule as an adult has been difficult, as well as some other things that most schooled people don’t have to adjust to.Honestly, I have thought about sending my future kids to a public school and doing “unschooling” activities on the weekends.  

Montag, 17. November 2014

LernErfolge und Widerstand beim Unschooling

Das letzte halbe Jahr hat Chopper massive Fortschritte gemacht.

Hier mal eine kleine Liste der Highlights


  • innerhalb von 2 Monaten 3500 Seiten Romane gelesen
  • beginnt sich für Physik zu interessieren und freut sich, wenn ich aus dem Physik-Buch vor lese (anstatt Prosa)
  • bei Khan-Academy Early Math abgeschlossen
  • so oft es geht Holzwerkstatt (2*3 Stunden pro Woche aktuell) und baut ein Schwert, dass mittlerweile ziemlich professionell aussieht
  • wöchentliches Paddeln
  • knapp 140 Anschläge beim 10 Finger System erreicht
  • Speedreading (mit aktuell 550 Wörter pro Minute - er liest jeden Tag 3 Märchen von den Brüdern Grimm)
  • Platinen löten
  • LED Bausätze löten
  • In der Holzwerkstatt das Brenngerät in einen Lötkolben umfunktionieren
  • Roboter programmieren für die FLL (First Lego League)
  • Schachclub (er hat mittlerweile ein Niveau, dass ich wirklich Schwierigkeiten habe ihn zu besiegen)
  • Schwimmen im DLRG
  • Ein Spiel mit Scratch programmiert


Wir haben auch eine neue "Habit" auf den Weg gebracht, nämlich:
jeden Tag 6 Seiten in einem Sachbuch lesen (Physik)

Anschieben - die dunkle nicht-intrinsische Seite

Während die obige Liste sehr beeindruckend klingt, stellt sich mir dauernd die Frage: Ist das noch Unschooling? Oder "schiebe" ich nicht schon zu sehr?

Beispiele:

  • Das Lesen fiel ihm noch vor 1,5 Jahren schwer und beim Lernen zeigte er oft Widerstand.
  • Das Physik-Buch ging die ersten Tage sehr schwer und "prallte" an ihm ab.
  • Paddeln war er kurz davor aufzuhören.
  • 10-Finger-System muss ich ihn jeden Tag daran (mehrmals - auch mit Nachdruck "hast Du das jetzt endlich schon gemacht???") erinnern.  Manches Mal hat er auch bei einer Übung die Nerven verloren und wurde wütend.
  • Bevor er Romane las, las er nur Comics, bis ich diese weggeräumt habe. Hier hat er auch um Hilfe gebeten, weil er eingesehen hatte, dass er nicht so ohne weiteres davon wegkommt.
  • Bevor er Physik las, las er nur Romane, bis ich gesagt habe, er soll auch mal *naturwissenschaftliche* Sachbücher lesen.
  • SpeedReading musste ich ihn anfangs auch daran erinnern und das oft mehrmals und ihm die Texte einstellen.


Das Anschieben hat manchmal länger gedauert, manchmal kürzer und bei Physik und 10-Finger-System schiebe ich noch.

SpeedReading macht er mittlerweile von selbst und stellt sich immer mehr Texte ein, und immer höhere Geschwindigkeiten.

Von Selbst: Die Instrinsische Seite über die wir uns alle freuen


Auf der anderen Seite hat er nun endlich die erste Sache selbst auf seine Skill-Training-Liste geschrieben: Anki

Das ist ein SRS (Spaced Repetition System, Karteikartensystem) mit dem ich meine Japanisch-Wörter und -Sätze lerne.

Auch Schach hat er von sich aus vom ersten Tag an gemocht geliebt.

Am Anfang war das Interesse, dann stieg die Schwierigkeit aus dem Nichts

Das Schieben hatte bis jetzt aber immer Erfolg. Aus einem Nichtleser wurde ein Vielleser und aus einem Vielleser wurde jemand, der sich Wissen anlesen kann.
Anfangs war "Interesse" da. Natürlich wollte er lesen lernen. Dann kamen Schwierigkeiten.

26 Buchstaben, die in Zehntausenderkolonnen Hunderttausende Wörter geben. Wie schön ist es da einfach vorgelesen zu bekommen.

Dann kam Widerstand. Ich will nicht üben, ich will kürzer üben. Ich will anders üben. Ich mag Lesen nicht. Ich werde nie lesen. Ich spiele gerade. Jetzt esse ich gerade was. Das Wetter ist so schön.

Ich frage mich, was wäre gewesen hätte ich dem Widerstand nachgegeben, hätte ich die Prokrastination es rauszögern lassen, bis nichts mehr da ist. Was wäre: Hätte ich ihm erlaubt "aufzugeben".

Hätte er alles einfach ein paar Jahre später gelernt? Und was in diesen Jahren? Nur malen und spielen? Nur Filzen und Geschichten anhören? Ist der Geist ein Muskel, der trainiert und gefordert werden will, oder eine Pflanze die wachsen muss? Oder eine Mischung aus beidem? Darf ich trotz Widerstand weitermachen? Lernen nach vorne zu gehen, egal welche Probleme kommen. Persistenz. Aber: Zerstöre ich damit nicht seine innere Motivation? Sein natürliches Interesse?

Highflyer und Andere

Es gibt anscheinend Highflyer. Die fangen an sich die Buchstaben anzusehen und dann formen sie daraus Wörter, Sätze und *plopp* lesen sie Bücher.
Aber es scheint auch die Menschen zu geben, die sich das alles erarbeiten müssen.

Aus Nicht-Kennen wurde Interesse

Die Methode Skill-Training hat mit Chopper wirklich Erfolg. Aus vielen Sachen, gegen die er sich anfangs gewehrt hat, weil sie ihm schwer fielen sind mittlerweile sind mittlerweile nicht mehr von ihm wegzudenken. Sie sind ein Teil seiner täglichen Praxis und seiner Persönlichkeit geworden.
Sehe ich das kleine Kind von damals, dass nur mit echten Dingen spielen konnte, so sehe ich jetzt ein Kind, das immer noch stundenlang spielen kann. Aber eben auch vieles andere. Und einen Menschen, der auf seine Erfolge und auf sein Können jetzt schon stolz ist und auch Grund dazu hat.


Freitag, 12. September 2014

Allgemeinbildung vs. Skill-Training - Teil 1 - Was ist Skill-Training?

Skill-Training, der Ausdruck hat sich bei mir über die Jahre erst eingeschlichen, dann etabliert, und jetzt ist er eine Redewendung geworden. Wie "Ich mach jetzt mein Skill-Training", "Wie war Dein Skill-Training" und so weiter.

Da wir alle wissen was Allgemeinbildung ist (oder jeder seine Meinung darüber hat) und Skill-Training noch keiner kennt, hier erst mal eine Beschreibung:

Hier erst mal die Kurzformel:

  • *Effekt
  • *Real World
  • *Begrenzter Zeitraum
  • *Gewohnheit
  • *Maßstäbe
  • *Ziel
  • *Umfassend
(oder kurz: ERBGMZU - was immer das bedeuten mag :D )

Unmittelbarer Effekt:

 es gilt keine abstrakten Sachen zu lernen, sondern man "macht" etwas, alles was auf dem Weg liegt wird gelernt. Was nicht auf dem Weg liegt ist irrelevant!

Beispiele: 

  • Ein Schwert aus Holz bauen
  • Ein Auto (Seifenkisten) konstruieren, 
  • Ein 3D-CAD Programm dazu benützen um ein *druckbares* Spielzeug zu designen
  • Ein Computerspiel / Anwendung schreiben
  • Eine Geschichte schreiben, oder einen Manga entwerfen/zeichnen

-Real World Check: 

Die Sache die man macht, gibt das Feedback. Macht man es schlecht, so hat man am Ende etwas produziert mit dem man selbst nicht zufrieden ist und geht zurück ans Zeichenbrett (das nennt man lernen :P ). Macht man es gut, so dass man zufrieden ist, kann man etwas komplexeres oder herausfordernderes machen.

-Begrenzter Zeitraum:

Innerhalb dieses Zeitraums (typischerweise 3 Monate) konzentriert man sich auf das eine Skill. Jeden Tag wird etwas daran gearbeitet. Es gibt keine Änderung des Plans - kurz STIP: Stick to the Intial Plan. 
Es gibt nur eine Ausnahme: Man merkt, dass es wirklich zu schwer ist für den Trainee, dann wird es um ein halbes Jahr oder ein Jahr verschoben. Aber ein Skill gesucht, das einen Teil der Aufgabe abbildet. 
Nach 3 Monaten wird dann ein Resümee gezogen - zusätzlich wird das nächste Skill ausgewählt. (Das nächste muss nicht unbedingt verschieden sein, aber auf einem anderen Level liegen).


Beispiele:
Erst mal ein Skill das so schlecht lief, dass wir es verschoben haben:
Programmieren: Programmieren haben wir erst angefangen. Dann gemerkt, dass es zu noch zu schwer ist ein Buch über Programmierung zu lesen und das umzusetzen. 
Dann haben wir gemerkt, dass es selbst beim Paarlesen noch zu Schwierigkeiten führt. Dann habe ich versucht kleine Übungen zu machen, die aufeinander aufbauen und sich am Buch und Youtube-Tutorials orientieren. Als dies auch zu keinen guten Resultaten führte haben wir es um ein Jahr verschoben und versuchen es nächsten März noch mal.

Skills die wir daraus abgeleitet haben (Meilenstein-Ziele): 
1.) LEGO-Mindstorm-Programmierung in einem Club mit anderen Kindern (Mindstorms sind einfacher zu programmieren und der Effekt ist viel stärker).

2.) 10-Finger-System

3.) Leseverständnis bei Sachbüchern aufbauen

Ein Skill das gut läuft:
Lesen: Lesen haben wir nun mehrmals verlängert. Bis es mittlerweile zu einem Selbstläufer wurde (zumindest das Lesen von Geschichten (3 Fragezeichen, Momo, etc.)).
Es wurde nun wieder verlängert auf einem neuen Level: 10 Minuten in einem Sachbuch (über ein unbekanntes Thema - aktuell Physik) jeden Tag.

10-Finger-System: Dieses läuft seit 2 Monaten. Ziel sind 200 Anschläge in der Minute.


-Macht der Gewohnheit

Es werden jeden Tag mindestens 10 Minuten gemacht. Hier soll sich eine Gewohnheit aufbauen. Wird etwas über 27 Tage regelmäßig praktiziert gewöhnt man sich daran und es fehlt etwas, wenn man es nicht macht. Dies ist eine ungeheure Waffe, die man hat um sich selbst zu verbessern.

-Selbst erkennbare Maßstäbe

Es ist wichtig, dass der Lernende selbst entscheiden kann, wann etwas gut oder wann etwas schlecht ist. Kann er das nicht, dann bedeutet das nichts anderes, dass die Aufgabe für ihn sinnlos ist, denn eine gute Leistung ist einer schlechten ja gleich. Es macht also keinen Unterschied für ihn.

Beispiele:
Fertigstellung des Holzschwerts, des Autos
Verstehen eines Sachbuchs ohne Hilfe
200 Anschläge in der Minute

-Am Anfang (oder nach ein paar Stunden) ein Ziel setzen:

Das Ziel soll realistisch sein und selbst gesetzt werden. Es geht zwar um die Erreichung des Ziels, aber es ist nicht schlimm, wenn man nur weniger erreicht. Das Ziel ist mehr darin zu sehen, dass der Lernende weiß, auf was es ankommt.

Beispiel:
Bei Schreibmaschine-Schreiben kommt es auf die Geschwindigkeit und die Fehlerlosigkeit an. Erreicht man nach 3 Monaten nur 100 Anschläge die Minute, anstatt die angezielten 200, so ist das nicht schlimm. Und man hat schon 100 erreicht! Am Ende der 3 Monate kann man entscheiden, ob man noch mal 3 Monate *ausgeben* möchte, oder sich auf ein wertvolleres Ziel konzentrieren möchte. Oder auf ein Meilenstein-Ziel (z.B. man erkennt noch die Buchstaben schlecht und konzentriert sich noch mal auf Lesen lernen).

-Skills diskriminieren (fast) nicht:

So schwer das auch für viele ist, sie sind umfassend und diskriminieren nicht zwischen schlechten und guten Fähigkeiten. 

Beispiel:
Trainee spielt nur Computerspiele. Den ganzen Tag Ego-Shooter. Hier kann man als Skill den Level erhöhen. In Ego-Shootern rennt man durch Gänge und sammelt Waffen um Feinde zu erschießen.
Eine mögliche Erhöhung wäre, dass der Trainee jeden Tag 30 Minuten ein Spiel spielt, dass auch einen wirtschaftlichen Faktor berücksichtigt. Der nächste Level wäre dann ein Spiel, dass neben wirtschaftlichen Faktoren auch strategische und geschichtliche Faktoren in Angriff nimmt. 
Danach müsste der Trainee, dann genug Kraft gesammelt haben, dass er 30 Minuten am Tag eine geschichtliche Dokumentation ansieht, die sich mit allen Aspekten aus dem Spiel befasst.
Nach weiteren 3 Monaten müsste er dann genug Selbstbewusstsein angesammelt haben um historische Romane zu lesen. Von dort kann man zu historischen Sachbüchern, dann zu anderen Themen wechseln. Und so weiter.


Donnerstag, 21. August 2014

Warum wollen wir das Kinder lernen?

Ich sehe zwei extreme Positionen:
Auf der einen Seite sind die "Frühförderer" und auf der anderen Seite die "Habt Vertrauen in die Kinder und lasst sie in ihrem eigenen Tempo die Welt entdecken".

Der Standpunkt der Frühförderer:
Die Frühförderer betonen, dass Menschen bestimmte Phasen haben, "sensible Phasen". Sollte eine verpasst werden, so schließt sich hier ein Fenster. Und zwar wird es richtig zugemauert. Wenn sich also das Sprachfenster schließt, dann können Kinder keine neue Sprache mehr lernen.
Das Sprachfenster für die Muttersprache scheint 0-3,5 Jahre zu sein - danach (und schon während dessen) kommen sofort alle Fremdsprache mit denen der Mensch dann ein Leben lang leben muss. Mehr gibt es nicht (oder nur auf einem sehr schlechten Niveau und mit großer Mühe akquiriert).
Grobmotorik, Feinmotorik-Fenster schließen sich wohl auch unnachgiebig für immer. Also Fingerspiele und Motorikschleifen in die Kindergärten.
Von einem Mathe-, Geschichts-, Literatur-, Chemie-, Physik- oder Sportfenster habe ich noch nie gehört. Allerdings scheint man auch hier so schnell wie möglich so früh wie möglich anfangen zu müssen.

Der Standpunkt der "Habt Vertrauen in die Kinder und ..."erer:
Hier werden Beispiele genannt wie André Stern, der anscheinend seine ganze Kindheit gespielt und gemalt hat. Auch die Buchstaben hat er spielerisch entdeckt. Weder las er noch tat er etwas anderes außer malen; als er dann bestimmte Altersstufen überschritten hatte wurden die Dinge auf einmal interessant und er hat angefangen die Buchstaben zu Wörtern, Texten zusammenzusetzen.
Auch andere Sprachen lernen, Literatur zu lesen und Gitarren zu bauen und sich seine Mentoren dafür selbst zu suchen (alle Achtung!).
Ein zu frühes Lernen kann Frustration erzeugen (wenn das Gehirn halt noch nicht reif ist) und dann ein negatives Selbstwertgefühl entwickelt wird, was das Lernen dieser Fachrichtung stark negativ vorbelastet.

Ich will diesen beiden Positionen in zukünftigen Posts auf den Grund gehen. Wie wird positive Selbstwahrnehmung zerstört? Wie wird sie aufgebaut? Wie wird man ein erfolgreicher Lerner? Wie ein erfolgreicher Umsetzer?



Sonntag, 15. Juni 2014

Keine Allgemeinbildung mehr? - 1. Literatur

Ich habe ja hier den Begriff des "Skills" eingeführt.
Ich will nun noch einmal den Begriff des Skills anwenden auf ein paar Dinge, aus denen keine neuen Maschinen, Programme, Möbel entstehen oder konkrete Fähigkeiten wie die "Fähigkeit zu Lesen", 10-Finger-System etc.

Also jetzt geht es eher um unkonkrete Dinge wie:

  1. Literatur
  2. Musik
  3. Welt verstehen


Diese Sachen hören sich erst einmal sehr diffus an. Wir wissen, dass wir in Deutsch, Englisch, etc. Literatur anfingen.
Das bedeutet, wir fingen an Dürrenmatt oder Shakespeare oder Dickens zu lesen. Die Klassiker halt.
Genauso haben wir in Musik auch klassische Stücke gehört von Leuten wie Beethoven, Mozart und wie sie alle hießen.

In der Schule haben wir das eher auf formaler Ebene abgehandelt. Während wir uns bei Dürrenmatt gefragt haben, ob die Physiker nun Verantwortung für die Atombombe tragen oder nicht, gab es bei Shakespeare dann schon solche Fragebögen.

Ich will diesem schulischen Ansatz nun den "Skilling" Ansatz gegenüberstellen.

In diesem Frage ich mich, wozu ist Literatur gut? Wozu ist Shakespeare und Dürrenmatt gut? Oder Dickens? Oder wie erkenne ich Literatur? Erkenne ich es am Einband oder am Alter (wie das Shakespeare-Quiz nahelegt)? Erkenne ich es daran, dass Leute, die weiße Haare haben dieses Buch als "Meisterstück" bezeichnen, während sie ernst kucken?

Ich denke in Literatur werden immer Geschichten erzählt. Dies klingt erst mal trivial und richtig. Wenn eine Geschichte gut erzählt wird, dann wird etwas bestimmtes uns näher gebracht, von dem wir vorher weniger wußten. Wenn eine Geschichte gut erzählt wird erfahren wir verschiedene Sichtweisen, ergreifen Partei oder verlieren unsere vorher bestehend Urteile und betrachten die ganze Angelegenheit unter anderen Blickwinkeln.
Die Geschichte der Sklaverei soll in Onkel Toms Hütte so gut beschrieben worden sein, dass von Abraham Lincoln gesagt wird, dass er die Schreiberin mit den Worten begrüßt hat: "Das ist also die kleine Frau, die uns diesen Krieg beschert hat" (Er meinte den Bürgerkrieg in den USA, mit dem auch die Sklaverei beendet wurde).

Literatur ist nun also genau das: Wenn Geschichten unseren Horizont erweitern, wir eine tiefere Empfindung von Geschehnissen oder Begriffen (wie Liebe, Hass, Willenskraft, Freundschaft, etc.) erreichen.

Und dieses ist ein "Skill": Literatur zu erkennen und sie zu verstehen, zu sehen wie eine Thematik auf mehreren Ebenen *hautnah* und *spürbar* beschrieben wird. Das ist der Punkt an dem wir anfangen echte Literatur zu genießen und von seichter Unterhaltung, die nur unsere Zeit vertreibt unterscheiden zu können.
Und dieses Können ist wichtig und Lernenswert. Einmal erreicht, ist es nicht wieder verlernbar.
Wie Fahrrad fahren persönlich!

Und daran erkennen wir ein Skill!

Während wir die Fakten wann Shakespeare jetzt eigentlich gelebt hat und wie viele Begriffe er in die englische Sprache eingeführt hatte eine praktisch nutzlose Information ist, deren fauliger Geruch nicht einmal alle Düfte Ägyptens verbessern können.


Wichtig: Masse!
Wie bei allem sollte man um Masse bemüht sein. Deswegen höre ich einen Großteil der Bücher.
Eine großartige Quelle für Literatur ist hier librivox.org - Hier werden Unmengen an klassischen Stücken vorgelesen. Z.B. Krieg und Frieden (Teil 1) dauert als mp3 zum Hören nur 15 Stunden!

Donnerstag, 5. Juni 2014

Aktuelles Skilling - Chopper

Die aktuellen Skills (Fähigkeiten) von Chopper (9 Jahre)

Ich gehe die Kinder in ihrer Erscheinungsreihenfolge auf der Welt durch :)


Ballett

 ich sehe noch nicht, wie ich das in ein Skill verwandeln kann. Es kommt mir vor wie ein Schulprogramm - man macht 8 Jahre Bewegungen nach Vaganovas Curriculum und am Ende dieser 8 Jahre ist man ein ganz toller Hüpfer :) . Naja, zumindest dauert das Programm in Vaganovas russischer Elite-Tanz-Ballett-Schule 8 Jahre. Wahrscheinlich dauert dieser Kurs also 436 Jahre. Aber Chopper entwickelt eine sehr gute Haltung und stampft schon sehr anmutig.

Kendo 

Schwertkampf - hier gibt es einen Grundkurs, den Chopper nun zum zweiten Mal absolvieren würde (warum das so ist erkläre ich mal später unter paritätisches Modell). Leider haben wir den Start verpasst. Das gibt ihm Gelegenheit mal bei allen Kursen reinzuschnuppern und dann im Winter den Anfängerkurs in der Sportart seiner Wahl zu machen. Kendo trifft für mich den Skilling Begriff. Man lernt im Anfängerkurs in einer begrenzten Zeit (ca. 5 Monate) einen Angriff auszuführen, die Schritte, was wichtig ist und warum die so ausgeführt werden und kann das zu Hause weiterüben. Man kann auch einen Angriff durchführen und einen schlechten Kämpfer (oder Showkämpfer) von einem echten Kämpfer unterscheiden.

Holzwerkstatt 

Chopper baut sich eine komplette Schwertkämpfer-Ausrüstung. Er lernt die Werkzeuge, Feile, Japan-Säge, Arbeit mit Stechbeitel; an der Fräse darf er nur zuschauen (erst ab einer bestimmten Reifestufe kriegt man den Kurs für die schweren Maschinen).

Schwimmen 

Hier wurde er aus dem Babybecken für Schwimmanfänger herausversetzt und schwimmt nun auf Bahn 1 mit den anderen Nieten... äh Anfängern. Es macht ihm Spaß und es ist beim DLRG, also das Skill ist Lebensretter, oder Bademeister.

Schach

Ich habe nie verstanden warum Leute Schach gut finden, also kann ich hierzu wenig sagen. Es ist halt ein Spiel, dass er mit anderen erwachsenen Schachspielern im Schachclub spielt und sie bilden ihn ganz gut aus. Ich kann das aber nicht beurteilen, da ich Schach sehr verwirrend finde und mich heute noch frage, warum ich ihm das damals gezeigt habe :) Da Schach eine endlose Sache ist, die jeder Computer besser kann ist es eher eine stetige Ausbildung der Aufmerksamkeit, Geduld, strategischen Denkens. Es trifft somit nicht den Skilling Begriff.

Paddeln 

Hier fahren wir auf dem Altrhein und auf dem Rhein. Ich finde Paddeln sehr angenehm, wenn es auch anstrengend ist und ich kein guter Steuermann bin. Aber Chopper geht auch zu diesem Kurs mit Freude und er kann sich auf Flüssen zurechtfinden. Ich finde es passt thematisch zum Schwimmen. Ob es Skilling Kriterien erfüllt weiß ich noch nicht.

10-Finger-System 

Haha, was muss ich hier noch sagen. Es trifft klar den Skilling-Begriff, da er innerhalb eines akzeptablen Zeitraums (ca. 4 Monate) eine konkrete Fähigkeit hinzu gewinnt.

Lesen:

Ansonsten baut er seine Lesefähigkeiten stetig aus.
Der Weg bis jetzt sah so aus:
"Mo"
Die Leseliste der Pädagogischen Hochschule Bramberg (nebenbei Comics, LTB, etc.)
Einen schweren Sachtext - als Fortsetzung der Leseliste.
Paarlesen Kinder aus Nr. 67
Davon hat er nun 2 Bände innerhalb einer Woche selbst gelesen. Ein 3 Fragezeichen hält ca. 2 Tage.

Fremdsprachen:

Er lernt Französisch. Zuerst mit Rosetta Stone - das er nun durch hat. Allerdings spricht er weder französisch noch versteht er es. Wörter wie "maintenant" (jetzt) fehlen, damit hat dieser Kurs wohl das Prädikat ineffektiv und teuer wohl verdient (das er auch schon in den Polyglotten Gemeinden bekommen hat).
Nun hat er es mit der Hands-On-Texts-Methode versucht, mit der ich meine Sprachen lerne. Aber ich denke da hat er noch zu viele Hürden. Eine ist, dass er eben nicht schnell schreiben kann (10-Finger System).




Mittwoch, 21. Mai 2014

Allgemeinbildung? Spezialisierung? Oder was?

Die aktuelle Bildung

1. Stufe!
Als ich die Schule verlassen hatte, hatte ich die sogenannte Allgemeinbildung. Wahrscheinlich war ich döfer als andere, aber ich wußte nicht einmal wann das Mittelalter anfängt und wann es aufhört. Und warum war Rom zusammengebrochen? Warum war der Citronensäurezyklus wichtig? Und so weiter.
Also die schulischen Inhalte - so sinnvoll die Sachen an sich sind - waren nicht wirklich bei mir angekommen.

ABER:
Nehmen wir an: Ich hätte das alles gewusst. Alles wäre bei mir angekommen. Ich hätte gewusst, dass inkompetente, arrogante Herrscher nicht mit den Barbaren Frieden schließen konnten und so Rom eins nach dem anderen Mal überrannt wurde. Bis es ausgelaugt war und das römische Reich zerfiel. Innere Streitigkeiten, Kampf um Macht und so weiter.
Nehmen wir an ich hätte gewußt, dass der Zitronensäurezyklus in Lebewesen Energie gewinnt indem er Zucker, Fette usw. abbaut.
Nehmen wir an, ich hätte das alles gewusst und alles andere was der Lehrplan mir vermitteln sollte! Nehmen wir an "Schule" hätte geklappt!
Nehmen wir an ich hätte dieses wertvolle Gut: "Allgemeinbildung" gehabt!


Und nun?! Was damit anfangen? Ich hätte wohl genauso gut im Supermarkt Regale einräumen müssen, als Bedienung oder als Verkäufer oder als andere gering bis gar nicht qualifizierte Kraft arbeiten müssen. So viel bringt einem nämlich Allgemeinbildung. Und ich habe "nämlich" in dem Satz ohne "h" geschrieben! 13 Jahre, die sich gelohnt haben.

Allgemeinbildung ist eben allen gemein. Man nimmt an, dass die Sachen eh allen irgendwie mehr oder weniger geläufig sind. Lesen, Schreiben, Rechnen, Geschichte, Biologie, Werken, 2 Fremdsprachen und noch eine halbe, Physik und Chemie.

Und Punkt. Mehr bringt es nicht und mehr ist es nicht von allem etwas zu wissen und irgendwie alles.

Was für eine Bildung ist nun aber etwas Wert? Wenn Allgemeinbildung nichts Wert ist, sollen wir uns einfach zurücklehnen und nichts machen? Sollen wir versuchen noch schneller als die anderen Allgemeinbildner zu laufen, damit wir uns wenigstens im "Vergleich" profilieren und herausstechen aus der grauen Masse derer, die alle das Wissen, was alle eh wissen?

2.Stufe!
Aus dieser kompletten Nutzlosigkeit und Unverwendbarkeit aller Bildung, die man in der Schulzeit
angesammelt hat folgt nun die nächste Verzweiflungstat.
Man verbringt noch einmal jahrelang damit sich Dinge beibringen zu lassen - die nun hoffentlich (man ist ja mittlerweile schon desillusioniert) in irgendwas münden. Und sei es eine Ausbildung zum Einzelhandelsfachangestellten oder Büroundwordschreibtischhengst.
Irgendwo muss man ja einen Platz auf der Welt haben, den man sich mit "Bildung" anscheinend erkaufen können sollen muss.

Am Ende sind wir also spezialisiert und haben für den Rest unseres Lebens einen festen Platz in unserer Gesellschaft. 

Die Revolution

Nehmen wir uns den alten Traum 
...heute dies, morgen jenes zu tun, morgens zu jagen, nachmittags zu fischen, abends Viehzucht zu treiben, nach dem Essen zu kritisieren, wie ich gerade Lust habe, ohne je Jäger, Fischer, Hirt oder Kritiker zu werden.
Ohne jetzt den Träumer der das träumte zu verraten, nehmen wir uns noch zwei weitere Konzepte für unsere Revolution:
omnes omnia omnino excoli - oder allen alles ganz zu lehren
und die sogenannte 
direkte Aktion 
in der man die Sache direkt anpackt anstatt ewig mit irgendwelchen Institutionen (gesellschaftlichen Einrichtungen, Konventionen, etc.) verhandeln.

Wenn wir dies alles zusammenmischen, dann haben wir eine Bildung in der wir verschiedene Dinge lernen indem wir sie machen!, anwenden!. 
Aber nicht "machen" im Sinne von "eine Lampe in Werken" und auch nicht "anwenden" mit unseren Geschichtskenntnissen auf aktuelle Zeitungsereignisse.

Wir "machen" die Dinge die wir wollen.


Wollen wir einen Tisch machen, so müssen wir Hobeln, Schleifen, Sägen, Lackieren, Beiteln, etc. lernen. Und dies lernen wir daran, dass wir diesen Tisch machen! Wir machen genau den Tisch den wir wollen!

Wollen wir ein Lied in einer fremden Sprache verstehen und mitsingen wollen, dann lernen wir die Wörter aus diesem Lied in diesem Lied.
Wollen wir einen Text verstehen, dann lernen wir diesen Text. Wir lernen nicht mehr 5 Jahre Englisch mit irgendwelchen didaktischen Aufbereitungen, "damit" wir dann "Charly and the Chocolate Factory" lesen können. Wir lesen direkt "Charly and the Chocolate Factory".

Wir haben Fantasie und wollen einen Roman schreiben. Überspringen wir die Rechtschreibung und die Grammatik und die Analyse und die Stilmittel wie "Metapher" und "Klimax", sondern schreiben! und lesen! andere gute Geschichten.

Direkt! Keine "Damits" mehr!

Wir wollen ein Spiel programmieren? Eine Rechnung ob es sich lohnt eine Packung Smarties zu kaufen, und sie in 5er Packs an die Kinder auf dem Spielplatz zu verkaufen? Einen Go-Kart konstruieren? Ein Auto oder ein Schiff bauen? Einen feuerspeienden Drachen?

Wir sind inmitten einer Revolution! Lasst uns nicht klein denken.

Das was wir dabei lernen ist keine "Allgemeinbildung" und keine "Spezialisierung" - es sind konkrete Fertigkeiten. Danach ist etwas fertig, vollbracht. Oder auf Englisch: Skills!

Dieser Blog geht also nicht so sehr um "Bildung" - sondern um den schnellen, effizienten und direkten Erwerb von Fertigkeiten.

Lasst uns also Ideen sammeln, wie man direkt etwas machen kann.